Freigrenze Pechblende

Begonnen von DL8BCN, 13. Juni 2023, 22:04

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DL8BCN

Es ist zwar äußerst reizvoll solches Material zu sammeln...
Aber im Ernst: Wollt ihr einen Reaktor bauen?
Man sollte wirklich immer nur sehr kleine Stufen sammeln. Und sich wirklich der Gefahr einer Kontamination oder sogar Inkorparation bewusst sein.
Oft sieht man Leute, die sehr aktive Erze ohne Handschuhe anfassen.Wir hier im Forum haben zum Glück meistens noch Messgeräte und können es hoffentlich erkennen, ob es vielleicht ratsam ist, ein Uranerz nur mit Abstand zu lagern oder entsprechend sicher abzuschirmen.Die selbe Meinung habe ich zu dem Thema Jachimov...
Ich könnte mir vorstellen, daß Norbert es genauso wie ich sieht...

JoergK

Reaktor klingt gut.Wäre dann wieder der erste auf deutschem Boden. :D

Nee,ernsthaft: zuviel bedeutet nicht jeden kleinen Stein mitzunehmen.Die sehen irgendwann alle gleich aus.
Zum Glück haben wir Messgeräte.
Ohne ist auch schwer was zu finden.
Ich kann mir aber auch nicht vorstellen das jemand kiloweise Uranerz im Bettkasten lagert oder jeden Tag händisch hin und her sortiert.

Und da man hier im Forum nachlesen kann,was passiert wenn in einer Garage ne Blechdose mit drei Stück Erz auftaucht...naja.
Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

Lennart

Zitat von: DL8BCN am 13. Juni 2023, 22:04Es ist zwar äußerst reizvoll solches Material zu sammeln...
Aber im Ernst: Wollt ihr einen Reaktor bauen?

Wieso bauen? Mein CANDU-Reaktor läuft schon seit Jahren im Garten  ;D

Spaß beiseite...

Zitat von: DL8BCN am 13. Juni 2023, 22:04Man sollte wirklich immer nur sehr kleine Stufen sammeln. Und sich wirklich der Gefahr einer Kontamination oder sogar Inkorparation bewusst sein.

Beim wem hier sind denn diese Umstände nicht gegeben?

Zitat von: DL8BCN am 13. Juni 2023, 22:04Oft sieht man Leute, die sehr aktive Erze ohne Handschuhe anfassen.

Würde ich persönlich nicht machen, muss aber jeder selbst entscheiden. Viele Leute fahren Fahrrad ohne Helm. Eine Schädelfraktur ist wohl in Relation gesehen ein größeres Übel...

Zitat von: DL8BCN am 13. Juni 2023, 22:04Wir hier im Forum haben zum Glück meistens noch Messgeräte und können es hoffentlich erkennen, ob es vielleicht ratsam ist, ein Uranerz nur mit Abstand zu lagern oder entsprechend sicher abzuschirmen

Ohne Messgeräte findet man Uranmineralien mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, daher verstehe ich die Problematik nicht ganz.

Zitat von: DL8BCN am 13. Juni 2023, 22:04Ich könnte mir vorstellen, daß Norbert es genauso wie ich sieht...

Jeder darf und soll zu dem Thema eine individuelle Meinung haben. So Norbert will, wird er uns seine Meinung mitteilen.








NoLi

Persönliche Meinungen sind die eine, Gesetze und Rechtsverordnungen die andere Seite.

Solange man mit diesem Hobby mit der effektiven Dosis der Einzelperson der Bevölkerung unterhalb 1 mSv/a bleibt (und damit ist man als Sammler auch selbst gemeint!), wird keine Behörde was dagegen haben; wenn dies aber nicht gewährleistet werden kann...Auch sollte die Freigrenzenregelung der Strahlenschutzverordnung nicht außer acht gelassen werden (für U-238+, also Uran mit Folgeprodukte, gilt eine Maximalaktivität von 10.000 Bq sowie eine maximale spezifische Aktivität von 1 Bq/g).

Hier nochmal eine Kurzform:  https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/12369
Wenn man Bedenken hat, sollte man sich das Strahlenschutzgesetz und die Strahlenschutzverordnung "zu Gemüte" führen. Wie heißt es doch so schön: Unkenntnis schützt nicht vor Strafe.
Aber im Endeffekt ist Jeder für sein Handeln und Tun selbst verantwortlich. Beispiele über die Folgen mit radioaktiven Mineralien hatten wir hier schon genügend.

Norbert

Peter-1

Eine ganz dumme Frage  :(

wie stelle ich fest wieviel Bq ein Steinchen hat das ich in Jachymov gefunden habe?
D.h. es kann sein, dass ich etwas verbotenes begangen habe (Besitz einer Mineralie mit weit über 10 kBq) ohne es zu wissen und ohne es feststellen zu können.

Ein GZ-Meßgerät zeigt CPS oder µSv/h an und wird oft als Schätzeisen bezeichnet.

Ich kann mich also strafbar machen und habe absolut keine Ahnung  >:(
Im Endeffekt : dieses Hobby gehört verboten. :unknw:

Peter
Gruß  Peter

Henri

Zitat von: Peter-1 am 14. Juni 2023, 12:08Eine ganz dumme Frage  :(

wie stelle ich fest wieviel Bq ein Steinchen hat das ich in Jachymov gefunden habe?



Laut https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/12369  beträgt die spezifische Aktivität von Pechblende 157 kBq/g. Also wird die Freigrenze bereits bei 63 mg Pechblende ausgereizt.

DL8BCN

Das Thema ,,strahlend schöne" Mineralien hat ja einen großen Reiz.
Ich denke gerade wenn man sich eh für viele Themen der Radioaktivität interessiert.
Auch ich habe ein paar Stücke ;D
Ich wollte mit meinem Hinweis nur vor dem allzu sorglosem Umgang mit solchen Steinen warnen.
Ich glaube gerne, daß die Kollegen, die hier die schönen Stücke zeigen, wissen was sie tun und bestimmt informiert sind.
Man muss nur an die vielen stummen Mitleserinnen und Mitlesern denken, denen vielleicht in den Sinn kommt: Och, hole ich mir doch auch mal einen Sack voll solcher Steine und lege sie mir in die Stube, damit ich sie immer anschauen kann.
Deshalb denke ich, daß es nicht verkehrt ist, auf die Gefahren hinzuweisen.



NoLi

Zitat von: Peter-1 am 14. Juni 2023, 12:08...
wie stelle ich fest wieviel Bq ein Steinchen hat das ich in Jachymov gefunden habe?
...

Das Video zeigt, gelinde gesagt, schon etwas abenteuerliche Methoden.

- Die Dichtemessmethode durch Wasserverdrängung: woher kenne ich die Dichte des ebenfalls vorhandenen "tauben Nebengesteins"?
- Aktivitätsmessmethode: woher kenne ich und wie hoch ist das radioaktive Ungleichgewicht (Radon gast zum Teil ab und verringert die Folgeproduktaktivität)?

Die einzig mögliche Methode ist die Gamma-Spektrometrie mit Aktivitätsbestimmung des Ra-226, denn dieses befindet sich mit Sicherheit mit dem Uran-238 im Gleichgewicht. Dazu benötige ich ein auf Pechblendegröße und mit bekannter Ra-226 Aktivität gleicher Größe kalibriertes Spektrometer mit sehr guter Energieauflösung (NaJ o.ä. geht nicht, also Reinstgermanium), weil der originäre Ra-226 Peak bei 186 keV liegt, aber auch das in der Probe auch vorhandene U-235 seinen Peak bei 185 keV hat. Und wenn ich dann die U-238 Aktivität habe, muß ich bei dessen  Massebestimmung auch die U-234 und U-235 Aktivitäten berücksichtigen.

Habe ich allerdings ein Automess 6150 AD-x, eine Szintillationssonde AUTOMESS 6150 AD-b und ein Kontaminationsmessgerät BERTHOLD LB-122 zur Verfügung, gibt es hier zur Aktiviätsabschätzung des Radiumgehaltes eine Messanleitung des BMUV:  https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Strahlenschutz/strlsch_messungen_k01.pdf  Jetzt kann man über die Radiumaktivität auf die Uran-238 Aktivität "rückrechnen" (ist ja gleich  ;D ) und über die spezifische Uranaktivität dessen Masse errechnen.

Norbert

Lennart

Zitat von: NoLi am 14. Juni 2023, 11:14Solange man mit diesem Hobby mit der effektiven Dosis der Einzelperson der Bevölkerung unterhalb 1 mSv/a bleibt (und damit ist man als Sammler auch selbst gemeint!), wird keine Behörde was dagegen haben; wenn dies aber nicht gewährleistet werden kann...Auch sollte die Freigrenzenregelung der Strahlenschutzverordnung nicht außer acht gelassen werden (für U-238+, also Uran mit Folgeprodukte, gilt eine Maximalaktivität von 10.000 Bq sowie eine maximale spezifische Aktivität von 1 Bq/g).

Was mich mal interessieren würde: wie will eine Behörde denn die Einhaltung der Freigrenzen überprüfen? Da müsste die gesamte Sammlung unter Sicherheitsvorkehrungen in ein Labor gebracht werden. Das scheint mir kein realistisches Szenario zu sein.

Zitat von: Peter-1 am 14. Juni 2023, 12:08wie stelle ich fest wieviel Bq ein Steinchen hat das ich in Jachymov gefunden habe?
D.h. es kann sein, dass ich etwas verbotenes begangen habe (Besitz einer Mineralie mit weit über 10 kBq) ohne es zu wissen und ohne es feststellen zu können.

Das kannst du persönlich nicht seriös feststellen. Du müsstest die vorliegenden Sekundärmineralien kennen und ohne Analyse ist dies nicht möglich. Die spezifischen Aktivitäten der jeweiligen Sekundärmineralien findet man in der Literatur und auf Wikipedia.

Den Urangehalt kannst du auch nicht so einfach bestimmen. Woher weißt du, was alles in der Matrix vorhanden ist?

Zitat von: Peter-1 am 14. Juni 2023, 12:08Ich kann mich also strafbar machen und habe absolut keine Ahnung  >:(
Im Endeffekt : dieses Hobby gehört verboten. :unknw:

Naja, dieses Problem gibt es doch in vielen Bereichen. Wenn du die Dienstwaffe eines Polizisten findest und als guter Bürger auf dem Polizeirevier vorbeibringst, hast du dich auch strafbar gemacht.

"dieses Hobby gehört verboten." - Das hört sich wie eine Aufforderung von dir an.

Zitat von: DL8BCN am 14. Juni 2023, 14:07Ich wollte mit meinem Hinweis nur vor dem allzu sorglosem Umgang mit solchen Steinen warnen.
Ich glaube gerne, daß die Kollegen, die hier die schönen Stücke zeigen, wissen was sie tun und bestimmt informiert sind.
Man muss nur an die vielen stummen Mitleserinnen und Mitlesern denken, denen vielleicht in den Sinn kommt: Och, hole ich mir doch auch mal einen Sack voll solcher Steine und lege sie mir in die Stube, damit ich sie immer anschauen kann.
Deshalb denke ich, daß es nicht verkehrt ist, auf die Gefahren hinzuweisen.

Auf Gefahren hinweisen ist grundsätzlich nicht verkehrt. Deine Aussage war, zumindest sprachlich, schon irgendwie auf mich und Joerg bezogen. Da niemand von uns hier Sicherheitsvorkehrungen jemals angezweifelt hat,  konnte ich das nicht nachvollziehen.

Allgemeine Hinweise zum Thema Sicherheit werden hier auch nicht selten behandelt. Man muss nicht jeden Beitrag über radioaktive Orte zwangsläufig mit den gleichen Themen fluten. So sehe ich das zumindest.

Es gibt auch noch den, mehr oder weniger stark ausgeprägten, gesunden Menschenverstand. Niemand legt sich 10 kg Pechblende unter das Kopfkissen. Sollte doch mal einer besonders viel "Pech beim Denken" haben, so muss man dies als hoffnungslosen Fall abschreiben.



JoergK

Ja, So seh ich das auch.Der gesunde Menschenverstand ist hier gefragt.
Ein Hinweis auf die Gefahren der Pechblende ist aber auch nicht verkehrt.
Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

Peter-1

Ich will kein Hobby verbieten  :unknw:

Zitat:
Laut https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/12369  beträgt die spezifische Aktivität von Pechblende 157 kBq/g. Also wird die Freigrenze bereits bei 63 mg Pechblende ausgereizt.

Das ist recht wenig! Ob das einem Sammler Spass macht  >:(
Gruß  Peter

DL8BCN

Hallo, ich kannte diese Freigrenze nicht.
Und finde die Zahl auch überraschend niedrig.
Tatsächlich besitze ich auch keine Pechblende.
Genau so eine Diskussion wollte ich aber mit meinem Start-Post erreichen.
Mir liegt es natürlich völlig fern hier jemanden persönlich zu kritisieren, da ich das ganze Umfeld und die Mitschreiber hier ja gar nicht kenne.


Peter-1

Bei mir wird die Verwirrung immer größer. Wenn ich es richtig verstanden habe, so ist für Mineralien und Stoffe, welche Uran enthalten eine Grenze bei 1 Bq/g. Damit übersteigt doch sicher Granit aus Flossenbürg bereits diese Grenze. Jedenfalls sind alle Folgeprodukte im Granit schön zu finden. Wo mache ich jetzt einen Denkfehler?
Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Zusatzfrage: Gilt dieser Wert ( 1 Bq/g ) nur in Deutschland?
Gruß  Peter

etalon

Zitat von: Lennart am 14. Juni 2023, 15:26...
Allgemeine Hinweise zum Thema Sicherheit werden hier auch nicht selten behandelt. Man muss nicht jeden Beitrag über radioaktive Orte zwangsläufig mit den gleichen Themen fluten. So sehe ich das zumindest.

Es gibt auch noch den, mehr oder weniger stark ausgeprägten, gesunden Menschenverstand. Niemand legt sich 10 kg Pechblende unter das Kopfkissen. Sollte doch mal einer besonders viel "Pech beim Denken" haben, so muss man dies als hoffnungslosen Fall abschreiben.


Danke Lennart für diese Worte! So muss ich sie nicht schreiben...  :D

Ich verstehe auch nicht, warum die immer gleiche Diskussion von immer den selben Leuten in jedem zweiten Thread wieder aufgemacht werden muss. Das wurde doch jetzt wirklich oft und sehr ausführlich in mehreren Threads behandelt. Was soll sich denn zu dem jetzigen geändert haben?

Zitat von: Peter-1 am 14. Juni 2023, 18:08...
Wo mache ich jetzt einen Denkfehler?
...

Da, wo du ihn jedes mal machst. Die Strahlenschutzgesetzgebung gilt genau dann, wenn du mit den Stoffen wegen ihrer Aktivität umgehst, oder aber, wie Norbert schon schreibt, wenn für Dritte aus dem Umgang eine Dosis >1 mSv/a resultiert.

@NoLi : Das gilt nur für die Dosis Dritter. Für den Sammler selbst gilt diese Beschränkung nicht, denn niemand kann dir Vorschreiben, was du mit deinem Körper und deiner Gesundheit machst (Recht auf Selbstbestimmung). Du kannst dich auch vergiften oder erschießen, alles kein Problem. Nur Dritte darfst du nicht erschießen oder vergiften...  :D
Daher um Dritte zu schützen, welche davon womöglich gar nichts wissen, und damit auch nicht die Möglichkeit haben sich zu entscheiden, ob sie sich der Gefährdung oder dem Risiko aussetzen wollen oder auch nicht, ist der Grenzwert in der Strahlenschutzgesetzgebung verankert.  ;)

Henri

Zitat von: NoLi am 14. Juni 2023, 14:40Das Video zeigt, gelinde gesagt, schon etwas abenteuerliche Methoden.


Ich denke, die Methoden im Video kommen einfach aus der Praxis (welche auch immer). Denn es geht ja explizit um zerstörungsfreie Bestimmung. Für die gammaspektrometrische Messung müsstest Du die Probe aufbereiten, damit die Messgeometrie stimmt. Denn das Material ist ja extrem inhomogen. Nach der Aufbereitung liegt der Sammelwert des "Steinchens" dann aber bei Null.

Klar, es ist nur eine grobe Abschätzung, aber das ist besser, als gar keinen Anhaltspunkt zu haben.

Man könnte die Methode noch etwas verfeinern, indem man eine Probe tauben, aber ansonsten identischen Gesteins mitnimmt. Damit könnte man dann recht präzise dessen Dichte bestimmen.


Eine Frage an die Geologen hier: hat sich Pechblende immer in der gleichen Art von "Wirtsgestein" abgeschieden, oder gibt es da große Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung?