Heeresversuchsanstalt Kummersdorf, Gottow: "Uranmaschine"

[DG0MG]

DL3HRT hat in Beitrag #4 v. 28.9.19 auch ein Theremino-Spektrum gezeigt, das in der Kurvenform sehr ähnlich aussieht.

Allerdings ist der dritte höhere Peak dort mit U-235 bezeichnet, hier jetzt mit Ra-226. Der Zahlenwert ist aber bei beiden mit knapp unter 200 gleich.
Was ist nun richtig bzw wo liegt der Fehler? Frage ich als Spektroskopie-Unwissender 

Unterschiedliche Programmversionen? 7.1 bei Peter-1, 7.2 bei DL3HRT.

[Zugpferd]

Ich habe nach eintreffen meiner Probe von DG0MG auch gleich ein Spektrum gemacht mit meinem HDS101G.

PINK: Gottow Schlacke
Türkis: Vergleich mit Uran Glas Würfel
Gelb Background

Messzeit 600s
keine Abschirmung

[Na-22]

DL3HRT hat in Beitrag #4 v. 28.9.19 auch ein Theremino-Spektrum gezeigt, das in der Kurvenform sehr ähnlich aussieht.

Allerdings ist der dritte höhere Peak dort mit U-235 bezeichnet, hier jetzt mit Ra-226. Der Zahlenwert ist aber bei beiden mit knapp unter 200 gleich.
Was ist nun richtig bzw wo liegt der Fehler? Frage ich als Spektroskopie-Unwissender 

Unterschiedliche Programmversionen? 7.1 bei Peter-1, 7.2 bei DL3HRT.

Es ist einfach die Frage, welche Linie man im Theremino MCA anschaltet 
Die Linen für U-235 und Ra-226 liegen zu dicht beieinander für einen NaI oder CsI Detektor.

• 185,7 keV für U-235
• 186.2 keV für Ra-226

Zum Unterscheiden müsste man einen HPGe-Detektor verwenden. Dieser hat eine viel bessere Energieauflösung.

Aus meiner Sicht sollten sich aber Radium und Uran chemisch gut trennen lassen, so dass die Linie von U-235 stammen sollte.

[Na-22]

Auch ich habe eine kleine Probe vom Boden der Versuchsanstalt.
Gruß Peter

Ein wirklich schönes Spektrum 
Die lange Messzeit hat sich gelohnt. Man sieht sogar die Linien von Protactinium-234m bei 1001 keV und 766 keV.
Beim ersten Blick fragte ich mich, warum keine K-40 Linie zu sehen ist, aber dann habe ich gesehen, dass der Hintergrund vorher bestimmt und abgezogen wurde.

[DL3HRT]

Aus meiner Sicht sollten sich aber Radium und Uran chemisch gut trennen lassen, so dass die Linie von U-235 stammen sollte.

Genauso ist es. Das für die Versuche verwendete chemisch aufbereitete Uran bzw. Uranoxid war praktisch frei von Radium-226. Aus diesem Grund kann man die Linie von Uran-235 auch sehen. Bei Uranmineralien hat man immer eine Summenlinie von Radium-226 und Uran-235 wobei das Radium-226 dominiert.

[Zugpferd]

Hm, frei von Ra226... dann frage ich mich was in meinem Spektrum bei 609 auftaucht...
Klar Hintergrund könnten Baumaterialien sein, aber der pinke ist ja auch höher ohne das ich meinen Messaufbau verändert habe.

[DG0MG]

Ein Bekannter hat vom Heinrich-Jung-Verlag die Auskunft bekommen, dass folgendes Buch ebenfalls die Vers. Gottow behandeln würde und es quasi der Nachfolger von o.g. "Atomversuche in Deutschland: Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm" wäre:

"Das geheime deutsche Uranprojekt 1939-1945 / Beute der Alliierten"
560 Seiten, Heinrich Jung Verlagsgesellschaft
ISBN: 9783943552102

Verfügbar ist das zwar auch nicht, aber man kann ja mal die Augen offenhalten.

[DG0JN]

Hier fand ich einen Rezension zu dem Buch:
https://www.pro-physik.de/buecher/das-geheime-deutsche-uranprojekt-1939-1945

[DG0MG]

Der Amerikaner Tino Struckmann war kürzlich auch in Gottow an der 'Uranmaschine':

Einer seiner Begleiter hat vor Ort auch eine In-Situ-Gammaspektrometrie-Messung an dem Platz gemacht, an dem die Schlackestücken rumliegen. Das Messgerät kenn ich doch
Gottow ab ~11:30 min:

Sie machen natürlich auch den Fehler, im Spätsommer hinzugehen und er beschwert sich über "Mosquitos", wie ich weiter oben auch.

Er erwähnt mehrmals, dass der Betonbottich mit schwerem Wasser gefüllt gewesen wäre. Ich mache darauf aufmerksam, dass der Zeitzeuge und Beteiligte Dr. Werner Czulius in der in Beitrag #5 verlinkten Dokumentation bei 5:00 min ausdrücklich davon spricht, dass es NORMALES Wasser war! Deshalb auch die Abläufe im Boden, die in den Wald führen.

[DG0MG]

Hier ein Video von Leuten, die sich wirklich eine ausgesprochene Mühe zur Wissensvermittlung gegeben haben - dem Kanal "Historischer Beton". Der Versuchsstand in der Vers. Gottow ist sogar in Google Sketchup nachgebaut worden und wird in 3D animiert im Video gezeigt. Weiterhin werden die Versuche mit Uranoxid und den Würfeln sehr ausführlich beschrieben:

[Janni]

Ich war im Juni auch da und hab Fotos gemacht und Messgeräte zelebriert. 

[Janni]

Oben auf dem Rand konnte ich Strahlung messen in diesen viereckigen Löchern. Man sieht so ein Loch im letzten Foto. Die Anzeige vom Terra-P ist nur so hoch, weil der da auch Betastrahlung misst (Deckel hinten ist ab). Sonst war die Dosisleistung da jetzt nicht besonders aufregend, wie man am Backstein sieht. Mit der Impulssonde konnte man aber ganz deutlich was messen. 

Den HDS hatte ich auch mit und der hat auch gleich Uran 235 erkannt (wird angezeigt als Nucl. U). Irgendwo hab ich auch noch das Spektrum, muss ich noch mal suchen...

[NoLi]

Ich verstehe nicht, warum man diese Stätte nicht aufarbeitet und daraus eine historische Gedenkstätte, so a la Atomkeller/Atommuseum Haigerloch, macht, um sie der "Nachwelt" zu erhalten.  

Egal, wie man dazu steht, es war Pionierarbeit der Kerntechnik, die weltweit Einfluß hatte.

Gruß
Norbert

[Janni]

Ich verstehe nicht, warum man diese Stätte nicht aufarbeitet und daraus eine historische Gedenkstätte, so a la Atomkeller/Atommuseum Haigerloch, macht, um sie der "Nachwelt" zu erhalten.  
Egal, wie man dazu steht, es war Pionierarbeit der Kerntechnik, die weltweit Einfluß hatte.

Gruß
Norbert

Verstehe ich auch nicht, es ist doch wirklich historisch. 
Andererseits finde ich es auch so sehr interessant, mitten im "Urwald" und ohne viele Besucher.  Nur die Mücken waren extrem anstrengend!!! 

Am meisten konnte ich auf der einen Seite des Reaktors unten messen (so wie es andere hier ja auch schon geschrieben hatten). Und diese komischen Brocken hab ich da auch gefunden.

[Janni]

Hier sind noch ein paar Fotos von riesigen Hallen, Raketenteststand und sonstigen Bunkern. Es ist ein riesiges Gelände da und unglaublich interessant.