Heeresversuchsanstalt Kummersdorf, Gottow: "Uranmaschine"

Begonnen von wrdmstr inc., 20. September 2019, 23:41

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DL3HRT

Da haben sich doch heute viele verschiedene Messgeräte an der Uranmaschine versammelt  ;) .
Mehr Infos zur heutigen Exkursion dürfte es in Kürze geben.

DG0MG

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Oha, Respekt!   :hi:

Und, haben sie alle das gleiche angezeigt?  :D

Peter-1

Ein beeindruckendes Bild ! Nach meinem Verständnis zeigen die Geräte recht unterschiedliche Werte an. Warum?
Das Spektrum der Erde aus Gottow zeigt hauptsächlich Linien unterhalb 200 keV. Die Geräte sollen aber doch immer mit Cs137 kalibriert sein. Liege ich falsch?

Peter
Gruß  Peter

miles_teg

Ein sehr kurzes Video, welches einen der hotspots zeigt. Mit dem RAYSID war die maximale Impulsrate bei ca. 1200 CPS.

Janni

Zitat von: DL3HRT am 06. März 2022, 19:39
Da haben sich doch heute viele verschiedene Messgeräte an der Uranmaschine versammelt  ;) .
Mehr Infos zur heutigen Exkursion dürfte es in Kürze geben.

Wahnsinn! Sehr schönes Foto mit der Messgeräte Collection!  ;D ;D ;D  :good2: :good2: :good2: :good2:

DL3HRT

Die Ursache für die Kontamination des Erdreichs unterhalb des Kranes dürfte auf verschüttetes Uranoxy, konkret U3O8, zurückzuführen sein. Beim Großversuch GI in Gottow wurden mehr als 25 Tonnen O3O8 in Pulverform verwendet. Dazu kamen 4,4 Tonnen Paraffin.

Man kann den Bericht zum Großversuch sehr detailliert nachlesen: Bericht über einen Würfelversuch mit Uranoxid

Das Einbringen des Uranoxids in den Reaktorbehälter stelle ich mir noch relativ einfach vor. "Einfach" ist natürlich relativ, denn die Leute mussten unter Vollschutz arbeiten, da das Uranoxid in Pulverform vorlag. Die Korngröße war sehr gering. Man hatte praktisch mit Feinstaub zu tun.

Schwierig war sicher das saubere Entleeren der Paraffinformen und des Behälters. Da ist es nur logisch, dass etwas "verschüttet" wurde.






historischer Beton

Moin, ich wurde unter einem meiner Videos, welches ja hier auch verlinkt ist, auf diese Diskussion aufmerksam gemacht.
Da über Gottow generell und auch über die Umgebung viel Unfug im Umlauf ist, will ich mal ein paar Sachen aufklären, die mir hier im vorbeilesen aufgefallen sind.

1. der angesprochene Wachturm war keiner, das war der Schlauchturm der sowjetischen "Betriebs" Feuerwehr. In den Lagerhallen am Rand wurden Raketen gelagert, zu DDR Zeit natürlich.
2. Die Löcher im Beton an der Seite, wo auch das Holzhaus war: An dieser Stelle wurde die Meßsonde eingeführt, um die Neutronen zu messen. der Flansch, der daneben im Boden verschwindet, hat diese Meßsonde aufgenommen (der Schieber in der Zeichnung).
3. das Stahlrohr, 2 m tief, welches an der Seite ist, wo auch die Überreste des Krans sind, das ist das Rohr für die Neutronenquelle, d.h. zwischen den Versuchen wurde die da aufbewahrt.
4. die Schlacke - dürfte meines Erachtens nicht von den Versuchen stammen.
5. die beiden Beschussbunker, die in einem Post mal angesprochen wurden, enthalten Hochofenschlacke. Da wurde auf kürzeste Entfernung hineingeschossen, um Zünder zu testen. Hat nichts mit Gottow oder Uranmaschine zu tun.   
6. einer schrieb, dass keinerlei künstliche Spaltprodukte zu finden sind. Ich hab mal vor Jahren eine offizielle Führung für Ingenieure eines deutschen AKW gemacht, die hatten auch Meßtechnik dabei und sind da rumgehüpft wie Kinder unterm Weihnachtsbaum. Jedenfalls pingte es bei einem gelegentlich, auf meine diesbezügliche Frage antwortete er dann, da würden Cäsium-Isotope gemessen, und dass die durchaus noch von den Versuchen stammen könnten.
Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen, ich hab von eurer Geigerzählerei nicht die geringste Ahnung :)
7. 95 % der in den Youtube Videos oder auch woanders gezeigten Gebäuderuinen haben mit der Uranmaschine nichts zu tun.
8: Bild 2 und 3 im allerersten Beitrag haben nichts mit Wernher von Braun zu tun
9. die Frage, warum das Gelände nicht historisch aufgearbeitet wird, dazu kann ich sehr viel schreiben, aber sehr kurz: das war sehr viele Jahre nach der Wende nicht gewollt seitens der Landesregierung.
Heute, wo fast alles kaputt ist, beginnt ein sehr langsames Umdenken.
10. der Post von Janni vom 17.10.21, 22:11 : die ersten beiden Bilder sind sowjetische Hallen, dort wurden die oben angesprochenen Raketen gelagert (Kleinraketen, Panzerabwehr und so etwas), die anderen Bilder haben nichts mit Raketentestständen zu tun, so schön und geheimnisvoll sie auch aussehen :)

Habt Ihr sonst noch Fragen zu dem Gelände (ausserhalb von Isotopenmeßreihen), dann her damit.

Peter-1

Hallo Meister Beton,

ich habe aus Gottow eine Schlacke und siehe da, ich bekomme ein identisches Spektrum wie von Bodenproben. War also die Schlacke doch auch ein Produkt der Experimente?
Weitere Frage: wer konnte zu dieser Zeit schon kräftige Neutronenquellen bauen ?

Gruß
Peter
Gruß  Peter

DL3HRT

ZitatWar also die Schlacke doch auch ein Produkt der Experimente?
Definitiv nein, denn die Schlackebrocken sind nur dort aktiv, wo sich auch das kontaminierte Erdreich befindet. Ergo haben sie die Aktivität aus dem Erdreich aufgesammelt.

ZitatWeitere Frage: wer konnte zu dieser Zeit schon kräftige Neutronenquellen bauen ?
Zwei Postings weiter oben habe ich auf den Bericht zum Versuch G1 verlinkt. Dort ist auch die Neutronenquelle beschrieben. 500 mg Radium als Strahler klingt erst einmal wenig. Die Aktivität reicht in Verbindung mit Beryllium aber für die durchgeführten Versuche aus, um ausreichend Neutronen freizusetzen.

NoLi

Zitat von: DL3HRT am 12. März 2022, 16:17
...
ZitatWeitere Frage: wer konnte zu dieser Zeit schon kräftige Neutronenquellen bauen ?
Zwei Postings weiter oben habe ich auf den Bericht zum Versuch G1 verlinkt. Dort ist auch die Neutronenquelle beschrieben. 500 mg Radium als Strahler klingt erst einmal wenig. Die Aktivität reicht in Verbindung mit Beryllium aber für die durchgeführten Versuche aus, um ausreichend Neutronen freizusetzen.


500 mg Ra-226/Be ergeben eine Neutronenausbeute von ca. 8,4 E6 n/sec.

Norbert

Janni

Zitat von: historischer Beton am 11. März 2022, 19:15

10. der Post von Janni vom 17.10.21, 22:11 : die ersten beiden Bilder sind sowjetische Hallen, dort wurden die oben angesprochenen Raketen gelagert (Kleinraketen, Panzerabwehr und so etwas), die anderen Bilder haben nichts mit Raketentestständen zu tun, so schön und geheimnisvoll sie auch aussehen :)

Habt Ihr sonst noch Fragen zu dem Gelände (ausserhalb von Isotopenmeßreihen), dann her damit.

Danke für die Erklärungen!  :) Was sind denn das für Gebäude auf den anderen Bildern von mir? Ich dachte, das hätte was mit den Raketentestständen zu tun. Weißt du wofür das war, z.B. das auf dem vorletzten Bild?

historischer Beton

Zitat von: Janni am 14. März 2022, 17:06
Ich dachte, das hätte was mit den Raketentestständen zu tun.
Leider nicht, die Raketenprüfstände sind etwa 1,5 km entfernt.

Zitat von: Janni am 14. März 2022, 17:06
Weißt du wofür das war, z.B. das auf dem vorletzten Bild?
Jo, jedenfalls ungefähr.
Darüber habe ich ein Video gemacht, auf meinem Kanal "historischer Beton". Da ich nicht weiss, ob hier Links erlaubt sind, ich hab letztes Jahr 4 Videos über die Versuchsstelle Gottow gemacht.
Ich würde Dir da den ersten Teil für einen Überblick empfehlen. Im vierten Teil habe ich den von Dir fotografierten Prüfstand in Sketchup als Modell nachgebaut und erzähle dann etwas mehr darüber.
Generell ist leider sehr wenig bekannt über die Versuchstelle Gottow.



historischer Beton

Zitat von: Peter-1 am 12. März 2022, 15:05
ich habe aus Gottow eine Schlacke und siehe da, ich bekomme ein identisches Spektrum wie von Bodenproben. War also die Schlacke doch auch ein Produkt der Experimente?

Das hat DL3HRT ja schon beantwortet.
Ich wüsste ja nun auch nicht, wo die Schlacke herkommen sollte.
Drei Möglichkeiten (oder 4) fallen mir ein.
1. wurde beim Bau quasi als "Straßenbelag" hingebracht, nö, dann müsste mehr davon vorhanden sein.
2. Überreste, welche beim abbrennen des Stahlkranes erzeugt wurden, also Schweisserperlen (oder wie man die nennt). nö, so massiv war der Stahlkran nicht, vielleicht 5 - 7 mm starker Stahl
3. Schlacken, welche beim geheimnisvollen GIV Versuch entstanden  - nö, dann  müssten die viel stärker strahlen.

Und Nr. 4 - die Schlacke wurde - warum auch immer - von den Sowjets dort hingebracht. Im Bereich der Nebenbatterie West liegt genug davon rum, und die ist ein paar hundert Meter entfernt.

Janni

Zitat von: historischer Beton am 14. März 2022, 17:50

Jo, jedenfalls ungefähr.
Darüber habe ich ein Video gemacht, auf meinem Kanal "historischer Beton". Da ich nicht weiss, ob hier Links erlaubt sind, ich hab letztes Jahr 4 Videos über die Versuchsstelle Gottow gemacht.
Ich würde Dir da den ersten Teil für einen Überblick empfehlen. Im vierten Teil habe ich den von Dir fotografierten Prüfstand in Sketchup als Modell nachgebaut und erzähle dann etwas mehr darüber.
Generell ist leider sehr wenig bekannt über die Versuchstelle Gottow.

Alles klar, das werde ich mir ansehen.  :good3: :)

Du kannst hier übrigens Videos verlinken, das ist ok, ich hab das auch schon gemacht.  ;)