Gamma-ODL Referenzpunkte in Deutschland

Begonnen von opengeiger.de, 15. April 2023, 15:49

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Peter-1

Wird sicher umgesetzt wenn das LUBW zuviel Geld hat  ;)
Gruß  Peter

opengeiger.de

Jetzt nachdem ja viele hier im Forum mit dem RC-101/RC-102 über Instrument verfügen, mit dem man brauchbar genau die Gamma-ODL messen kann (plus diejenigen mit einem Automess oder vergleichbar), möchte ich nochmal das Thema der Referenzpunkte bzw. -flächen hochbringen. Eine Herausforderung dabei ist dabei ja, dass die Forum-Community ziemlich über die Republik verteilt ist und damit ein Referenzort nicht übermäßig häufig von unterschiedlichen Leuten gemessen wird. Die andere Herausforderung ist, dass man eine beständige Strahlungsquelle bräuchte, die sich deutlich genug vom Hintergrund abhebt, aber auf der anderen Seite von den Behörden toleriert wird und daher auch bestehen bleibt. Bei den Randbedingungen kommt mir wieder das Straßenpflaster aus Mansfelder Kupferschlacke in den Sinn. Die SSK hat dem Pflaster im Jahre 1992 eine Unbedenklichkeit bescheinigt und festgestellt, dass die ODL in 1m Höhe über einen solchen Pflasterbelag im Mittel 0.4uSv/h mit Spitzenwerten von 0.7uSv/h beträgt. (https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_PDF/1992/1992_01.pdf).

Solche Pflasterbeläge finden sich noch in vielen historischen Altstädten wieder, wo der Denkmalschutz dafür sorgt, dass es nicht ausgewechselt wird. Das Pflaster ist ja farblich etwas Besonders, weil es sich um sehr schwarze Steine handelt, die ein historisches Stadtbild durchaus erheblich mitprägen können. Pflastersteine aus Basalt wären ähnlich schwarz, ihnen fehlen aber die typischen Gußlunker. Nun gibt es auf Wikipedia unter (https://de.wikipedia.org/wiki/Mansfelder_Kupferschlackensteine) bereits eine ganze Liste von Orten, wo man das Pflaster findet, und interessanterweise ist das nicht nur in Ostdeutschland. Auch wir hier in Baden-Württemberg haben es, z.B. war es bis vor kurzem auf dem Stuttgarter Marktplatz zu finden, wo es nun aber wegen des fehlenden Denkmalschutzes kürzlich ausgetauscht wurde, auf dem Esslinger Marktplatz in der historischen Altstadt wird es vermutlich aber der Nachwelt noch eine Weile erhalten bleiben.

Wenn man sich so durch die entsprechenden Webseiten zu dem Thema liest, bekommt man auch das Gefühl, dass wie bei so manch anderem Antiken die Begeisterung und der Wert über Zeit steigt, und einen besonderen Thrill haben diese Steine ja auch. Sie besitzen vermutlich deutlich mehr ,,Eigenenergie" als so mancher Stein aus einem Esoterikversand. Daher liegt der Preis eines solchen Pflastersteins durchaus bei über 50Euro, und der Sammlerhandel scheint zu florieren. Von daher wäre es doch auch mal ganz interessant mit der Mapping-Funktion des Radiacode auf die Suche zu gehen und zu schauen, wo "prächtige" Exemplare liegen. Berühmte Stellen sind vor der Semperoper in Dresden und in der Frauentorstaße in Weimar, aber ich habe auch schon in so mancher schönen historischen Kleinstadt ein solches Pflaster entdeckt z.B. in Arnstadt.

Besonders interessant für so ein Projekt wäre es dann, wenn der Pflasterbelag in einer touristisch interessanten Gegend liegt, so dass es auch andere Gründe gibt, um dort hinzugehen und man dann eben den Radiacode einfach so nebenbei mal einpackt und dieses radiologisch-touristische Highlight eben gleich mit ,,einlocht". Daher die Frage, wer kennt denn noch ein paar schöne historische Stellen mit gut tickendem Schlackestein-Pflaster , die sich für Referenzmessungen eignen würden und einen touristischen Besuch wert sind? Die Carolastraße in Plauen und der Frauenplan in Esenach wurde hier im Forum ja schon genannt.

:good3:
 

Henri

Zitat von: opengeiger.de am 27. September 2023, 08:55Daher die Frage, wer kennt denn noch ein paar schöne historische Stellen mit gut tickendem Schlackestein-Pflaster , die sich für Referenzmessungen eignen würden und einen touristischen Besuch wert sind?


Definitiv hier (Hamburger Vergnügungsviertel mit tollen Restaurants, um nach der "Messerei" wieder zu Kräften zu kommen):
https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,825.0.html


Bei den Schlackepflastern hat man aber oft keine völlig einheitliche Dosisleistung. Ein paar Meter weiter, und es sieht geringfügig anders aus. Misst man zu dicht am Boden, hat man von Stein zu Stein erhebliche Abweichungen. Misst man zu hoch über dem Boden, kommen geometrische Faktoren ins Spiel, denn man kann sich ja nur selten für mehrere Minuten in der Strassenmitte positionieren. Und am Rand stehen oft Autos und schirmen ja auch ab. Große Plätze sind hier praktischer.
Und wenn dann Bauarbeiten sind, werden die Steine herausgerissen, auf einen Haufen geworfen und später in völlig neuer Reihenfolge wieder eingesetzt. Auch dann ist nicht garantiert, dass man danach an exakt der selben Stelle wieder das Gleiche mißt.

Dann spielt natürlich bei offenen Arealen noch die Auswaschung von Radon-Folgeprodukten aus der Luft bei Regen eine Rolle.
Und letztendlich kalibrierst Du ja auf das Radium-Spektrum. Obwohl die meisten Geräte auf Cs-137 oder Co-60 kalibriert sind. Wenn diese über keine ausreichende Energiekompensation verfügen, bringt das Kalibrieren auf diesen Referenzflächen nicht viel außer der Vergleichbarkeit untereinander. Auf Kupferschlackepflastern werden sie das Gleiche anzeigen, aber z.B. bei einem Kernunfall wieder unterschiedliche Werte.



Wo hast Du denn gesehen, dass die Schlackesteine für 50,- gekauft werden? Die liegen doch auf Halden in der Gegend rum...

Ich habe mal einen im Gebüsch gefunden, der anscheinend bei Strassenarbeiten übrig geblieben ist. So imposamt eine damit gepflasterte Strasse strahlt, ein einzelner Stein ist eine wahre Enttäuschung und den Geigerzähler bringt er nicht aus der Ruhe. Hätte ich das mit den 50,- gewußt, ich hätte ihn sicherlich behalten  :(

miles_teg

In Leipzig und Dresden gibt es immer noch viele Strassen die mit diesen Steinen gepflastert sind. In Dresden findet man auch Strassen wo das Pflaster mit einer Asphaltschicht überdeckt ist.
Beide Städte habe ich mit dem RAYSID teilweise kartographiert, da gäbe es also genügen Möglichkeiten. ;-)
Und ich kenne mehrere Bereich wo solche Steine "ungenutzt" herumliegen, da würde das Fehlen eines einzelnen nicht auffallen :-D

opengeiger.de

Es ist völlig klar, dass die Homogenität der ODL eines Pflasterbelags aus Schlackesteinen nicht perfekt ist. Der Granitbelag der Königstraße in Stuttgart ist es auch nicht. Und es wird auch so sein,  dass die Homogenität einer Referenzfläche in der Öffentlichkeit etwa umgekehrt proportional ist zu der Zeit, die man braucht um sie ausfindig zu machen. Man läuft also Gefahr, dass wenn man die perfekte Fläche finden will, dass man dafür unendlich lange suchen muss. Ich denke es spricht aber nichts dagegen, Kompromisse zu machen. Man kann dann Mittelwert und Streuung über den Messweg angeben, das ist in vielen Fällen eine passable Lösung um eine Fläche oder eine Straße zu charakterisieren. Mit dem Radiacode ist es gar kein Problem den aufgezeichneten Chart dahingehend auszuwerten. Auch andere Geräte haben eine Aufzeichnungsfunktion, die man dahingehend auswerten kann. Von daher möchte ich jetzt wegen der Inhomogenität solcher Strassenbeläge noch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Die Frage wäre auch, was für Alternativen hätten wir den sonst?  :unknw:

Ach ja, was den Preis anbelangt, 50Euro ist der Preis pro Tonne, nicht pro Stück (https://restado.de/baustoff/schlackesteine/)   :vava: Autsch!   @Henri : Gut, dass Du nachgefragt hast! Das Einzelstück bekommt man bei Ebay für 2.39Euro, der Versand kostet dann allerdings 19.99Euro.  :mosking:

miles_teg

Ich möchte mal Helbra in den Ring werfen. Das ist, relativ gesehen, recht zentral in Deutschland. Klar, etwas besser für alle aus den neuen Bundesländern, aber man kann nicht alles haben.  ;)
https://raysid.com/map/#16-11.48897-51.54238-satellite-raysid_doserate-1-sv-cps-global
Die Halden und Bereich darum bleiben sicher noch ein Weilchen erhalten. Und wenn nicht, dann gibt es in Helbra vieeele Straßen mit Schlackesteinen. Die Randbereiche der Halden sind recht gut zu Fuß erreichbar und teilweise sicher auch ohne Ausnutzung größerer Grauzonen betretbar. Auch bieten Sie ein recht homogenes Strahlenfeld, durch die recht gleichmäßige (?) Verteilung in der Schlacke. Dann bliebe nur die Suche nach einem geeigneten Ort.

opengeiger.de

Sieht spannend aus! Dann bin ich mal auf Messwerte gespannt!  :good2: 

Henri

Zitat von: opengeiger.de am 27. September 2023, 19:32Ach ja, was den Preis anbelangt, 50Euro ist der Preis pro Tonne, nicht pro Stück (https://restado.de/baustoff/schlackesteine/:vava: Autsch!  @Henri : Gut, dass Du nachgefragt hast! Das Einzelstück bekommt man bei Ebay für 2.39Euro, der Versand kostet dann allerdings 19.99Euro.  :mosking:


Und ich hatte schon überlegt, noch mal zum Gebüsch zu fahren  :D

Als Alternativen würden mir noch historische Kirchen einfallen. Allerdings habe ich noch keine gefunden, bei der groß was "zu messen" gewesen wäre.

In manchen Kunstmuseen hängen auch (durch Uranfarben) radioaktiv belastete Bilder, aber erstens macht man sich verdächtig, wenn man daran herummisst, und zweitens werden die gerne mal wieder zurück ins Depot gebracht.

Schlackestrassen sind da schon eine ganz gute Idee...

Henri

Zitat von: miles_teg am 27. September 2023, 20:31Ich möchte mal Helbra in den Ring werfen.


Ist das auch touristisch attraktiv? Dann könnte man dort ja gleich ein paar Tage Urlaub verbringen...  :)

etalon

Zitat von: opengeiger.de am 27. September 2023, 19:32...
Ach ja, was den Preis anbelangt, 50Euro ist der Preis pro Tonne, nicht pro Stück (https://restado.de/baustoff/schlackesteine/)   :vava: Autsch!   @Henri : Gut, dass Du nachgefragt hast! Das Einzelstück bekommt man bei Ebay für 2.39Euro, der Versand kostet dann allerdings 19.99Euro.  :mosking:


Also ich verstehe ja nicht, für was man solchen Messaufwand bei solch niedrigen Strahlenpegeln braucht, aber wenn das so wichtig ist, warum bestellst du nicht zwei, drei Tonnen von den Dingern (oder besser Flossenbürger Granit) und steckst eine Fläche 10x10 m^2 ab und machst eine homogene Messfläche daraus. Irgend jemand wird doch ne alte Obstwiese haben, wo man sich auf 10x10 m^2 einmieten darf (oder vllt auch um sonst). Dann lässt du die Fläche amtlich vermessen und jeder, der Spass hat, kann dann gegen eine kleine Aufwandsentschädigung/Kostenbeteiligung anreisen und sein Messequipment darauf gassiführen. Ist ja nichts anderes als die Messflächen der Wismut... Das sollte doch so schwer nicht zu realisieren sein?  :unknw:

miles_teg

Zitat von: Henri am 27. September 2023, 23:26
Zitat von: miles_teg am 27. September 2023, 20:31Ich möchte mal Helbra in den Ring werfen.


Ist das auch touristisch attraktiv? Dann könnte man dort ja gleich ein paar Tage Urlaub verbringen...  :)
Darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Im Scherz würde ich sagen: Sachsen-Anhalt... ;D Aber der Harz ist in der Nähe, also kann man da sich sicher ein paar Tage beschäftigen.

opengeiger.de

Mann @Henri + @miles_teg, merkt ihr's, wir haben gerade eine neues Tourismus-Segment entdeckt: ,,Urlaub mit dem Gegerzähler"!!!  :D  :D  :D

Und dementsprechend werden wir werden Helbra zu einem Mekka für Geigerzähler-Fans entwickeln! Der CitizenScience Nebeneffekt: wir kartieren die Stadt und die Halden radiologisch.  ;D  ;D  ;D

Ich hab mal ne Zeitlang im Marketing für Messgeräte gearbeitet, war ne nette Erfahrung und nicht so ganz mein Ding, aber jetzt wacht er wieder auf, der Marketier in mir  :dance3: .  Ich werd mir das jedenfalls mal als Projekt vornehmen. Ich hatte auch schon Kontakt mit jemand aus Helbra, er hat dort ein altes Haus renoviert, dessen Grundmauern aus Schlackesteinen gebaut sind. Er hat mir ne Menge  Schlackematerial geschickt, das ich vermessen habe. Er hat von einigen kulturhistorischen Highlights in der Stadt erzählt. Ich werde schauen, dass ich den Kontakt reaktivieren kann.

Ich denke Helbra erfüllt einige wichtige Kriterien: Die ODL ist an vielen Stellen deutlich über dem üblichen Hintergrund, die Behörden betonen, dass alles völlig unbedenklich ist, der Denkmalschutz hat Einiges gesichert, auch industrielle Objekte, man kann es mit gutem Willen geographisch noch als in der Mitte von Deutschland liegend ansehen und den Rest werde ich klären. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass wir dort eine gute Referenzfläche ausfindig machen können.  :good2: 

Wer im Forum wohnt denn in unmittelbarer Nähe?

Aber ich werde auch dem Vorschlag von @etalon  nachgegen, das liegt ja auch im Bereich des machbaren, die Frage wo man das anlegt ist allerdings noch offen. Ideen?



DL8BCN

Hallo Bernd, was ist ist eigentlich aus dem Projekt: >Kapelle Killesberg< geworden?
Da hattest du doch mal bei einer Behörde angefragt, ob die eine Messung mit geeichtem Gerät machen könnten.
Hatte sich da etwas getan?
Ist ja schon wieder einige Zeit her.
Zudem wäre es jetzt natürlich noch mal interessant die Kapelle mit dem RC-101 und der aktuellen Firmware zu vermessen.
Hast du das geplant?
Gruß, Rainer

opengeiger.de

Bisher habe ich vom LUBW nichts mehr gehört, es gab keine weitere Antwort außer der Eingangsbestätigung. Aber ich denke es ist Zeit, dass man mal nachfragt.

Und ja, genau, es steht schon auf meinem Plan, dass ich da mit dem RC-101 und der neuen 4.07 FW hingehe und prüfe was sich da nun ändert. Ich werde berichten!

opengeiger.de


Zitat von: miles_teg am 28. September 2023, 07:19
Zitat von: Henri am 27. September 2023, 23:26Ist das auch touristisch attraktiv? Dann könnte man dort ja gleich ein paar Tage Urlaub verbringen...  :)
Darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Im Scherz würde ich sagen: Sachsen-Anhalt... ;D Aber der Harz ist in der Nähe, also kann man da sich sicher ein paar Tage beschäftigen.


Könnte nicht Lutherstadt Eisleben ein touristischer Teaser sein? Und schöne Kneipen, wo es nicht nur Weihwasser gibt, wird es dort doch wohl geben ;)

Eisleben liegt zwischen den Halden Helfta und Helbra
https://de.wikipedia.org/wiki/Lutherstadt_Eisleben