Gamma-ODL Referenzpunkte in Deutschland

Begonnen von opengeiger.de, 15. April 2023, 15:49

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Peter-1

Ist jetzt ein Geigerzähler auch nachhaltig  >:(
Ich bekomme Schnappatmung  :o
Gruß  Peter

NoLi

Jedes Produkt ist nachhaltig, wenn es auf Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwertbarkeit ausgelegt ist!

Norbert

DL3HRT

ZitatIst jetzt ein Geigerzähler auch nachhaltig  >:(
Ich bekomme Schnappatmung  :o
Meiner schon, denn da werkelt ein STS-5 Zählrohr von 1957 drin  ;)

NoLi

Zitat von: DL3HRT am 17. April 2023, 15:57
ZitatIst jetzt ein Geigerzähler auch nachhaltig  >:(
Ich bekomme Schnappatmung  :o
Meiner schon, denn da werkelt ein STS-5 Zählrohr von 1957 drin  ;)
Meine funktionstüchtigen GRAETZ X-50, GRAETZ/FH DL-50, FH 40 T und TOTAL/Automess-6150 aus den 1960er und 1970er Jahren auch... ;D

Norbert

miles_teg

Zitat von: NoLi am 17. April 2023, 12:12Im Sinne der Nachhaltigkeit macht die beispielhaft benannte Fa. Automess alles richtig. Das Gerät soll Dosis, Dosisleistung und Impulse/Zeit messen, nicht mehr und nicht weniger. Wozu dann einen häufigeren Modellwechsel, nur weil eine App oder Software die Daten nicht mehr richtig verarbeiten kann? Oder das Design nicht mehr gefällt? Lieber etwas abgespeckter, dafür aber zuverlässig und langlebig!
Dem stimme ich zu, aber es demonstriert auch die Konservativität die ich erwähnte. Was in meinen Augen nichts negatives ist, nur halt eine anders geprägte Denkweise. Ich vermute, dass jüngere oder fachfremde Personen (was auf mich beides mehr oder weniger zutrifft) durch die schnell fortschreitende technische Entwicklung anders geprägt sind. Kleinere, mobile Geräte mit integrierten Akkus sind da akzeptierter, ebenso das Einführen neuer Funktionen via Software (oder halt Bananenware, im schlechtesten Fall).
Vielleicht handelt es sich auch im Funktionen die im "normalen" Alltag des Strahlenschützers nicht unbedingt gebraucht werden, wie z.B. die Georeferenzierung von Dosisleistungen. Also werden diese Funktionen auch nicht von Automess gewünscht?
Aber was der RadiaCode zeigt: es gibt eben doch eine Nachfrage für solche Funktionen.

opengeiger.de

Ich hab halt das Gefühl, konseravtive Geräteentwickler denken oft Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwertbarkeit passt nicht zu einem modernen Funktionsumfang. Zugegeben, diese Werte sind bei einem spartanischen Funktionsumfang viel leichter zu realisieren. Ich hab übrigens den 6150AD gemeint, sorry, die 8 war ein Typo und nicht der erhoffte Erlkönig. :-\

Ja, ich hab mal einen Gutachter erlebt, der hat einfach die Standortfunktionen für die Handy-Kamera aktiviert und hat dann entlang des Messwegs immer wieder das Display von seinem Automess abfotografiert. Zu Hause liest er dann die GPS Koordinaten aus den Fotos aus, und kann den Messwert dann auch aus dem Foto rauslesen.  Das ist auch ein nachhaltiger Weg, er muss dann nämlich nur immer mal wieder das Handy tauschen und nicht den teueren Automess :D 

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 17. April 2023, 19:14Ich hab halt das Gefühl, konseravtive Geräteentwickler denken oft Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwertbarkeit passt nicht zu einem modernen Funktionsumfang. Zugegeben, diese Werte sind bei einem spartanischen Funktionsumfang viel leichter zu realisieren. Ich hab übrigens den 6150AD gemeint, sorry, die 8 war ein Typo und nicht der erhoffte Erlkönig. :-\

Ja, ich hab mal einen Gutachter erlebt, der hat einfach die Standortfunktionen für die Handy-Kamera aktiviert und hat dann entlang des Messwegs immer wieder das Display von seinem Automess abfotografiert. Zu Hause liest er dann die GPS Koordinaten aus den Fotos aus, und kann den Messwert dann auch aus dem Foto rauslesen.  Das ist auch ein nachhaltiger Weg, er muss dann nämlich nur immer mal wieder das Handy tauschen und nicht den teueren Automess :D 

Professionelle Strahlenmessgeräte für Dosis und Dosisleistung mit Bauartzulassung für den Einsatz im "strahlenschutzrechtlichen Verkehr" unterliegen in Deutschland einer Konformitätsprüfpflicht und besitzen damit eine Eichfähigeit. Sollte das Einzelgerät vor dem Erwerb nicht vom Eichamt konformitätsgeprüft sein, kann es nachträglich auch nicht mehr geeicht werden und darf somit für strahlenschutzrechtliche Messungen nicht verwendet werden! Der Umgang mit jedem konformitätsgeprüften Gerät muß nach der Prüfung durch das Eichamt und vor dem Gebrauch mit dem Einsatzort der Aufsichtsbehörde gemeldet werden.
Diese Vorschriften der Eichbehörde verhindern bzw. behindern jede (kurzfristige) Innovation auf diesem Gebiet! Alleine eine Bauartzulassungserteilung durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt PTB kann wegen des Prüfungsumfanges mehrere Jahre dauern.

Norbert



etalon

Ich denke, der Hauptgrund liegt in der Bauartzulassung für die Eichfähigkeit begründet. Solch eine Bauartzulassung zu bekommen birgt schon einige Hürden in einem langwierigen Verfahren und einen nicht unerheblichen Kostenaufwand. Das verwirft man nicht ohne Not und macht etwas neues, nur weil gerade ein neues Gehäuse hipp ist, die Funktionen aber letztendlich ähnlich bleiben. Außerdem sind die Ansprüche im professionellen Bereich auch etwas andere, was Stabilität und Langlebigkeit betrifft. Da würden Spielzeuge wie der Radiacode 101 nicht lange durchhalten. Leider geht nicht jeder mit Messgeräten so sorgfältig um, wie man es vermuten würde, schon gar nicht, wenn man selbige nicht selbst bezahlt hat. Also alles gut bei Automess...  ;)

EDIT: Jetzt war Norbert schneller...  :D

opengeiger.de

Gut, wieder was gelernt! Dann verhindert die PTB also die Entwicklung moderner eichfähiger Instrumente. >:(
Aber vielleicht hat ja jemand nen geeichten oder wenigstens gut kalibrierten Automess und könnte den ODL-Referenzpunkt auf dem Stuttgarter Killesberg nachmessen? Da sind die GPS-Koordinaten ja genau bekannt! :)

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am 19. April 2023, 07:49...
Aber vielleicht hat ja jemand nen geeichten oder wenigstens gut kalibrierten Automess und könnte den ODL-Referenzpunkt auf dem Stuttgarter Killesberg nachmessen? Da sind die GPS-Koordinaten ja genau bekannt! :)
Wie wäre es mit einem dezenten Tipp an die LUBW? Bei der Königstrasse hats ja auch geklappt (wenn auch im Auftrag der Stadt)... ;) :whistle3: 
Es hatte mich seinerzeit mal beim Spazieren auf dieser Strasse mit meinem kleinen Russen in der Hose anfangs auch etwas verwirrt. :umnik2:

Norbert

opengeiger.de

Noli, richtig guter Gedanke!!!  :yahoo:

Ich habe gleich Nägel mit Köpfen gemacht und folgendes ans LUBW geschrieben (andere Bundesländer - bitte nachmachen):

An die

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden−Württemberg (LUBW)

Abteilung 3 - Technischer Umweltschutz, Referat 32 - Radioaktivität, Strahlenschutz

Hertzstraße 173, 76187 Karlsruhe

www.lubw.baden-wuerttemberg.de

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Bundesregierung möchte gemäß ihrem neuen Weißbuch ,,Citizen-Science-Strategie 2030 für Deutschland" die partizipative Forschung der Bürger als wesentliches Element einer lebendigen Demokratie fördern um deren Innovationspotenziale für Wissenschaft, Gesellschaft und Politik entfalten zu können. Das ist sicher nicht in allen Bereichen der Wissenschaft und Forschung möglich. So mag es beispielsweise im Bereich der ionisierenden Strahlung und im Strahlenschutz unter Umständen Grenzen geben. Allerdings wurde während der Klausurtagung der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung am 23./24. März in Mainz über dieses Thema in einer Paneldiskussion und in diversen Redebeiträgen ausgiebig diskutiert und man kam zu dem Schluss, dass unter Erfüllung gewisser Randbedingungen, sogar eine staatlich geförderte Citizen Science im Strahlenschutz sinnvoll und hilfreich sein könnte. So wurde unter anderem auch auf die positiven Erfahrungen mit den europäischen Citizen Science Pilotprojekten des EU-Projekts RadoNorm hingewiesen (https://www.radonorm.eu/activities/radonorm-citizen-science/ ) .

Ein Aspekt, der dabei aber von den Fachleuten kritisch hinterfragt wurde, ist die Qualitätssicherung von Messdaten. So wird im Citizen Science Bereich beispielsweise die Kalibrierung von teilweise selbstgebauten Messgeräten nur selten ordnungsgemäß durchgeführt, teilweise auch auf Grund von gesetzlichen Beschränkungen im Umgang mit Prüfstrahlern. Dennoch werden immer wieder Messergebnisse von Bürgern zur Umweltradioaktivität im Internet veröffentlicht und in sozialen Medien geteilt und diskutiert und führen immer wieder zur Verbreitung von Falschaussagen oder zur Irritation der Bevölkerung. 

Als Mitglied einer bundesweit lose organisierten Citizen Science Community zum Thema Radioaktivität und Strahlungsmessung habe ich daher hinsichtlich der Herausforderungen einer Kalibrierung von Messgeräten im Citizen Science Bereich und der Überprüfung der Messfähigkeit für die Messung der Gamma-Ortsdosisleistung vorgeschlagen, ODL-Referenzmesspunkte zu definieren, an denen Mitglieder ihre Geräte kalibrieren oder überprüfen können. Als Beispiel habe ich die Friedhofskapelle im Höhenpark Killesberg in Stuttgart benannt. Dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist öffentlich zugänglich und aus einem Sandstein gebaut, der, entsprechend eigener gamma-spektroskopischer Untersuchungen, deutlich mit Uran imprägniert ist. Dadurch ergibt sich im Gebäude eine deutlich erhöhte ODL, die meinen Messungen entsprechend, im Bereich von größer als 0.5uSv/h aber kleiner als 1.5uSv/h liegt und damit für diesen Zweck sehr geeignet wäre. Die bauliche Konstruktion der historischen, halboffenen Kapelle hat zudem den Vorteil, dass der Referenzpunkt, an dem die ODL gemessen werden soll, zentimetergenau vorgegeben werden kann (Mittelpunkt der Apsis) und in dessen näherer Umgebung auch relativ konstant ist.

Nun würde sicherlich, nach vielen voneinander unabhängigen Messungen von Community Mitgliedern mit unterschiedlichsten Messgeräten, der Medianwert langsam gegen die korrekte ODL konvergieren. Deutlich besser wäre es aber, wenn eine Behörde, die auch sonst mit derartigen Messungen staatlich beauftragt ist, mit geeichten Messgeräten die ODL an einem solchen ODL-Referenzpunkt genau vermessen würde und diesen publizieren würde. Dazuhin könnte auch noch eine amtliche Messanleitung und eine Einschätzung des Gefahrenpotentials für die Bevölkerung herausgegeben werden. Das hätte den Vorteil, dass von vorneherein keine falschen Spekulationen aufkommen und so auch falschen Aussagen sowohl im Internet wie auch in den Medien von vorneherein Einhalt geboten werden könnte.

In ähnlicher Form könnten dann auch noch an anderen Orten ODL-Referenzpunkte definiert werden, eventuell auch von anderen Landesämtern im ganzen Bundesgebiet, so dass Teilnehmer an Citizen Science Projekten zum Thema Radioaktivität und Strahlenschutz ihre Messgeräte an mehreren Referenzpunkten mit unterschiedlichen Dosisleistungswerten prüfen und kalibrieren könnten und auf diese Weise mit höherer Wahrscheinlichkeit qualitativ gesicherte Messungen der ODL vornehmen könnten.

Ich würde Sie daher gerne darum bitten, diesen Fall der Kapelle im Killesberg als Beispiel aufzugreifen, entsprechende Messungen durchzuführen und zu veröffentlichen und damit dann unter Beweis zu stellen, dass man von behördlicher Seite auch die Bereitschaft hat, Citizen Science Aktivitäten im Sinne des Förderungswillens der Bundesregierung zu unterstützen. Der Aufwand auf der Seite des LUBW sollte nicht sonderlich groß sein und könnte beispielsweise im Rahmen einer studentischen Arbeit der dualen Hochschule Baden-Württemberg laufen.

Über eine Antwort und einen amtlichen ODL-Messwert aus der Kapelle würde ich mich sehr freuen und würde ihn auch in der Community entsprechend bekannt machen. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Im Anhang finden Sie die genauen Angaben zu der Kapelle auf dem Killesberg in Stuttgart.

 

Mit freundlichen Grüßen

Bernd L***i


GPS-Koordinaten der Kapelle:  N48.806383 E9.170617, Nähe Milchbar

Anhang: Fotos und Lage der Kapelle sowie Skizze zum vorgeschlagenen ODL-Referenzpunkt (Messung in 1m Höhe über dem Boden).

Kermit

 :) 1A geschrieben :)

Wenn es daraufhin keine positive Stellungnahme gibt, wie soll es dann gehen?

DL8BCN

Super gemacht Bernd !!
Eine Ausrede könnte mir noch einfallen, den die Behörden vorschieben könnten:
Schaut doch auf die BfS-Seite und sucht euch eure nächste ODL-Sonde...
Das ist natürlich nicht die Antwort, die wir hören wollen :-\

opengeiger.de

Heute kam ne Antwort auf den Vorschlag ans LUBW einen ODL-Referenzpunkt einzurichten:

>>>
Sehr geehrter Herr L***i,
 
vielen Dank für Ihren Vorschlag! Wir werden intern prüfen, ob wir ihn umsetzen können.

Mit freundlichen Grüßen

Alexandra B***s
Bürgerreferentin
LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Griesbachstr. 1
76185 Karlsruhe
<<<

Na, da bin ich mal gespannt! Zumindest mal nicht gleich von vorneherein durchgefallen. :prankster2:

DL8BCN

Ob sie den Vorschlag umsetzen können...
Können könnten sie es sicherlich.
Die Frage ist, ob sie es wollen  ;)