Wismutsee bei Steinach

Begonnen von DL3HRT, 16. September 2018, 17:37

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DL3HRT

Bernd Laquai hat bereits 2014 über diesen Ort geschrieben:
opengeiger.de/GeigerCaching/LeckerFischSteinach.pdf

Sein Bericht klang sehr interessant. DG0MG war Mitte August vor Ort und konnte an einem der aufgefundenen Hotspots eine Dosisleistung von 20µSv/h messen!

Dort wollte ich auch einmal hin und konnte meine Familie zu einem Ausflug am 1. September überreden :)

Unter folgendem Link ist ein kurzer Exkursionsbericht zu finden:
http://sam-magnetometer.net/dl3hrt/Forum/20180901_Exkursion_Wismutsee_Steinach.pdf




DG0MG

Dort tut sich was:
https://www.stern.de/gesellschaft/regional/thueringen/umwelt--erhoehte-radioaktivitaet--flaeche-am--wismut-teich--gesperrt-33398298.html

"Wegen erhöhter Radioaktivität wird ein Areal auf dem Gelände des ehemaligen Tagebaus Steinach im Landkreis Sonneberg gesperrt. Eine rund 1500 Quadratmeter große Fläche am südöstlichen Ufer des Tagebaurestloches - auch "Wismut-Teich" genannt - dürfe nicht mehr betreten werden, teilte das Thüringer Umweltministerium am Freitag mit."

https://www.insuedthueringen.de/inhalt.wismut-teich-steinach-strahlendes-erbe-aus-ddr-zeit.e4b474eb-db74-4d46-947d-eb78642f0faf.html

"Wangemann und seine Mitstreiter vermuten, bei den behördlichen Maßnahmen würde es sich letztlich um die Folgen des Tuns eines ,,besorgten Bürgers" handeln. Es sei im Zusammenschluss soweit bekannt, dass regelmäßig eine Privatperson mit dem Geigerzähler am Wismut-Teich unterwegs sei, Löcher buddele und dann schaue, ob die Nadel ausschlage. Seit einiger Zeit gehe das schon so. ,,Die Werte sind dann wohl regelmäßig den Behörden gemeldet worden. Da ist es normal, wenn das Amt aktiv wird." "

Der Vollständigkeit halber auch mal noch ein fotografischer Beleg für die oben von @DL3HRT bereits angegebenen 20 µSv/h, allerdings sind die Fotos regelmäßig  ;) aus dem Jahr 2018:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.  Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Der zweite Zeitungsartikel erklärt dann auch die @opengeiger.de und @DL3HRT in ihren Berichten aufgefallene relative Sorglosigkeit der Angler: Irgendwann hat mal die Feuerwehr gemessen und "keine Auffälligkeiten festgestellt". Genau diesen Vorgang müsste man mal genauer hinterfragen - dass da fachkundige CBRN-Leute am Werk waren, kann ich mir nicht vorstellen. Eher so die Situation: Einer von der Fw packt einen GRAETZ X50 ZS aus dem orangenen Köfferchen aus, läuft mal kurz auf und ab und sagt: "Alles in Ordnung".
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Zitatdass regelmäßig eine Privatperson mit dem Geigerzähler am Wismut-Teich unterwegs sei, Löcher buddele und dann schaue, ob die Nadel ausschlage. Seit einiger Zeit gehe das schon so
Das klingt fast wie eine Anklage. Als ob diese Privatperson für die Sperrung verantwortlich ist. Ich war nur einmal dort aber habe mich schon über die teilweise hohen Aktivitätswerte gewundert. Verantwortlich dafür sind nicht Leute die messen, sondern die damaligen Arbeiten und nicht durchgeführte Sanierung seitens der Wismut.

ZitatMessungen in den 1990er Jahren durch das Bundesamt für Strahlenschutz hätten bereits erhöhte Werte ergeben, hieß es in der Mitteilung. Das Thüringer Umweltministerium hätte damals empfohlen, einen Zaun zu errichten, was die damaligen Eigentümer nicht umsetzten.
Dieses Statement sollte doch eher diskutiert werden. Schließlich hat der Eigentümer eine erhöhte Strahlenbelastung von Anglern und Spaziergängern billigend in Kauf genommen.

etalon

Zitat von: DL3HRT am 22. April 2023, 09:43...
Verantwortlich dafür sind nicht Leute die messen, sondern die damaligen Arbeiten und noicht durchgeführte Sanierung seitens der Wismut.
...

Nein, verantwortlich ist die Natur! Denn die hat die ach so bösen Elemente erschaffen und dort teils aufkonzentriert, wie an vielen anderen Stellen dieser Erdkugel auch, und da hat nicht überall der Mensch gebuddelt...

Verantwortlich für reißerische Angstmache sind dann die Leute, welche (teils fragwürdig) messen und sich dann an (teils genauso fragwürdigen) Interpretationen ihrer Messergebnisse versuchen. Berichte, gefüllt mit Spekulationen, nicht bewiesenen Anschuldigungen und Vermutungen verfangen aber bei dem Thema halt in unserer Gesellschaft besonders gut, und eignen sich daher hervorragend für Wichtigtuerei und fishing for compliments and clicks...  :-\

Dabei könnte man solche Berichte auch völlig sachlich verfassen, und die jeweilige Interpretation dem Leser überlassen. Dann hätte das Geschriebene wenigstens etwas Mehrwert gehabt.
Warum schreibt man nicht darüber, ob die aufgestellten Holzbänke nicht aus illegalem Tropenholz hergestellt sind? Das ist genauso spekulativ. Aber hey, damit generiert man keine Klicks, weil es einfach in der Gesellschaft niemanden interessiert! Wäre doch jeder mit seiner Terrasse oder dem Esstisch selbst teil des Problems. Auf wen soll man denn dann noch medienwirksam mit dem Finger zeigen?

Muss man alles nicht verstehen...

NoLi

Zitat von: DG0MG am 22. April 2023, 08:18...
https://www.insuedthueringen.de/inhalt.wismut-teich-steinach-strahlendes-erbe-aus-ddr-zeit.e4b474eb-db74-4d46-947d-eb78642f0faf.html

"Wangemann und seine Mitstreiter vermuten, bei den behördlichen Maßnahmen würde es sich letztlich um die Folgen des Tuns eines ,,besorgten Bürgers" handeln. Es sei im Zusammenschluss soweit bekannt, dass regelmäßig eine Privatperson mit dem Geigerzähler am Wismut-Teich unterwegs sei, Löcher buddele und dann schaue, ob die Nadel ausschlage. Seit einiger Zeit gehe das schon so. ,,Die Werte sind dann wohl regelmäßig den Behörden gemeldet worden. Da ist es normal, wenn das Amt aktiv wird." "
...
Ich wage zu bezweifeln, dass es sich bei diesem "Digger" um einen besorgten Bürger handelt. Sonst würde er nicht seit einiger Zeit regelmäßig Löcher buddeln, um auf Strahlenrisiken hinzuweisen. Mir scheint sein Interesse mehr auf den damit gemachten Funden zu liegen.
Wahrscheinlich sitzt der Denuziant woanders.

Norbert

DL3HRT

ZitatMir scheint sein Interesse mehr auf den damit gemachten Funden zu liegen.
Ja, das sehe ich genauso.

Aber zur Sache an sich: Offensichtlich gab es in den 1990er Jahren eine Empfehlung des BfS einen Zaun zu installieren, was der Eigentümer nicht gemacht hat. Das ist sein Recht, wenn es nur eine Empfehlung war. Unter diesem Aspekt finde ich es aber fragwürdig, genau dort Bänke zum längeren Verweilen zu errichten.

Es geht mir dabei überhaupt nicht um die Höhe der Dosisleistung, Diskussionen über die Sinnhaftigkeit von Grenzwerte etc. Aber wenn ich als Eigentümer weiß, dass mit erhöhten Strahlungswerten zu rechnen ist, so sollte ich auch die entsprechenden Konsequenzen daraus ziehen.

DL8BCN

Da gab es tatsächlich einen Angelverein, wo Angler den See befischt haben!
Das wäre ja mal interessant gewesen, einen dort gefangenen Fisch zu vermessen.
Spontan fällt mir noch ein: Man könnte ein Radonbad draus machen😂

DL3HRT

Das ist schon so, dass das Wasser vermutlich nicht belastet ist.

opengeiger.de

Da sind ja die Wogen ganz schön hoch gegangen zum Wismut Teich gestern!  :o  Jetzt will ich doch auch noch ein paar Takte dazu sagen, zumindest zu meinem Bericht über den Wismut-Teich aus dem Jahre 2014. Das war so ziemlich am Anfang meiner ,,Karriere", die mit Fukushima begann. Damals waren ja die Geigerzähler ausverkauft und ein Student hatte eine Idee ,,für ein gutes Business", wie er sagte, er schlug vor, aus Solarzellen Geigerzähler zu bauen, weil die doch viel heftiger auf radioaktive Strahlung reagieren müssten als auf die Solarstrahlung. Wir haben dann ein kleines Projekt daraus gemacht und so ist der BPW34 Zähler (das ,,Stuttgarter Geigerle") entstanden. Nur gab es hier in Süddeutschland nicht allzu viel in der Umwelt, was ordentlich genug tickte, damit die drei 5mm^2 Dioden ein schönes Blinken auslösten.

Ich hatte aber schon so viel Blut geleckt von dem Thema, dass ich Anfang 2014 in den Strahlenschutzverband eintrat und beim AKNAT begann mitzuarbeiten. Der ging aus dem Arbeitskreis ,,Uranbergbau und radioaktive Altlasten" (AKURA) hervor und das waren zum großen Teil frühere Wismut Leute. Mir war die Hemdsärmlichkeit dann schon aufgefallen, mit der die da über riesige Altlasten diskutierten, wo hier in Süddeutschland der sensiblere Teil der Bevölkerung schon längst den Herzkasper bekommen würde. Also dachte ich mir, ich muss mir das doch auch mal anschauen, wenn ich da mitreden will. Dass ich dabei anfangs mit einem Gammascout und dem BPW34-Zähler bewaffnet ausgerechnet in Steinach rauskam, das lag eher daran, dass ich dort auch gleichzeitig Urlaub machen wollte. Naja und wie soll ich sagen, um die Clicks auf der Webseite gings mir da gar nicht, ich war schlichtweg schockiert über die Art und Weise, wie die Wismut mit der Umwelt und den Leuten dort umgegangen war um das ,,Friedensbombenerz" zu fördern - um jeden Preis eben. Und da hatte ich ja noch gar nicht mal Bad Schlema, Ronneburg, Seelingstädt, Schneeberg, Johanngeorgenstadt, Freital-Burgk, Sorge-Settendorf, Königstein gesehen um nur ein paar Orte zu nennen, wo ich später war. Natürlich blinkte der selbstgebaute und der zugegeben noch etwas unempfindlichere BPW34-Zähler da munter (ca. 6cpm pro uSv/h) und darüber freute ich mich auch. Aber dass man das auf einer Freizeitanlage mit Picknickplatz und Sitzbänken am See und ganz ohne Zaun mit Warntafeln bekam, da war ich einfach platt.  Das Ufer war übersät mit Uranmineralien und im See schwammen die fetten Fische. Das war damals schon heftig für mich. Ich wollte das in erster Linie der Bastler-Community dann einfach mitteilen, so quasi auch um das selbst ein wenig verarbeiten zu können. Später haben mich dann die Wismut-Leute durch ihre ,,etwas größeren Anlagen" geführt und mir erklärt was damals dort so abging. Ich hab später auch noch viele Videos und Literatur zur Wismut gesehen. Von daher sehe ich die Lokalität in Steinach heute schon auch etwas anders, nur mal so von der Dimension her.
 
Für Mineraliensammler ist (oder war wohl bis vor kurzem) diese Lokalität aber durchaus auch für die leicht zugänglichen Uranmineralien sehr interessant. Wenn man solche Mineralien sucht, dann hat man auch einen Geigerzähler, manchmal auch eine UV-Lampe und einen Klappspaten in der Tasche und buddelt eben mit viel Ausdauer immer wieder Löcher in das offenliegende, schwarze und schieferartige Haldenmaterial mit den schönen bunten Verfärbungen und misst eben immer wieder an den schönsten Stückchen nach.  Genauso würde ich den ,,Buddler" einschätzen, der da in den Medienberichten beschrieben sind (vielleicht waren es auch mehrere). Also weniger als jemand der hier Stimmung machen will gegen die Hinterlassenschaften der Wismut. Ganz im Gegenteil.

Nichtsdestotrotz muss ich natürlich nach wie vor sagen, die Wismut hat das Uran mit gewaltigem Aufwand und viel Manpower aus dem Berg geholt und das halbtaube Erz am Ufer liegen lassen und danach hat man die Grube bzw. den Tagebau voll laufen lassen. Wie an vielen anderen Stellen auch. Die Umwelt und die Gesundheit der dortigen Bevölkerung waren der damaligen DDR-Regierung und den angereisten Experten aus der Sowjetunion ziemlich egal. Es stimmt, die Natur hat viele andere Dinge erzeugt, die nicht gerade gesund für den Menschen sind. Aber was die Umweltschäden durch den Uranbergbau im Osten Deutschlands anbelangt, daran war der Mensch doch ziemlich selbst beteiligt. Wenn man nun beispielsweise an so einem Aussichtspunkt am Rande einer so einer riesigen Absetzanlage wie Seelingstädt steht und sich vor Augen führt, warum das Ganze am Ende veranstaltet wurde, dann kann man sich schon die philosophische Frage stellen, ist der Mensch nun Teil der Natur oder nicht? Ist er womöglich der Natur ,,entglitten"? Gut, die Natur oder irgendeine höhere Macht muss dem Menschen ja das Hirn gegeben haben, um auszutüfteln zu können, wie man aus Uran Kernwaffen baut. Andere höhere Lebewesen auf dieser Erde könnten das nicht. Und man könnte nun sagen, da wird es ja eh irgendeine eine höhere Macht mit einem längerfristigen Plan geben, die den Menschen so ausgestattet und mit diesen Trieben versehen hat, dass er das tut, man kann es dann eh nicht ändern. Vielleicht dient es auch nur dazu, dafür zu sorgen, dass unsere Spezies nicht übermütig wird und es ist lediglich ein perfides Regulativ der Natur, welches die Population dieser Spezies in Grenzen hält.

Zugegeben, das geht nun doch ziemlich in die Philosophie, denn keiner weiß das sicher, wir könnten uns höchstens noch eine weitere Religion dazu ausdenken. Aber wir können die Sache doch auch etwas kurzfristiger angehen. Denn meiner Meinung nach ist es einfach auch eine moralische und ethische Frage, dass man den nachfolgenden Generationen eine Umwelt hinterlässt in der man noch gesund leben kann. Und vielleicht noch, dass man diejenigen schützt, welche die Zusammenhänge von Gesundheit und ionisierender Strahlung nicht so richtig verstehen. Oft verstehen auch die Experten diese Zusammenhäng selbst nicht vollständig. Dennoch wünschen sich die Menschen dann einen ,,Corona-Drosten", der eben mit all dem was er weiß, seine Einschätzungen kundtut. In Japan nach Fukushima gab es zumindest von Regierungsseite her niemanden, der diese Rolle übernahm. Bekanntlich mit fatalen Konsequenzen. Da fuhren dann später die Safecast-Leute (damals Pachube) mit ihren Geigerzählern durch die Gegend und zeichneten auf, wo es tickte und wo man sich besser nicht längere Zeit aufhalten sollte.

Ich habe auch an einigen Stellen in ehemaligen Wismut-Gebieten mit Leuten gesprochen und musste feststellen, da wissen auch heute noch nur sehr wenige über Strahlenschutzthemen Bescheid und von Regierungsseite will man den Ball offensichtlich auch lieber flach halten, wie man ja hier in Steinach auch sieht. Aber ob das Publizieren von Messdaten ohne jede Einschätzung für die Bevölkerung das richtige ist, ich weiß nicht.

Ich finde es dennoch sehr erstaunlich, dass es nun so lange gedauert hat, bis da nun ein Zaun und vielleicht noch Warnhinweise aufgestellt werden. Das Strahlenschutzrecht hat sich zu diesem Thema doch seitdem nicht geändert, oder? Ich jedenfalls denke es ist richtig und ich kann versichern mein Bericht hatte wirklich nichts mit dem Versuch Angstmache zu betreiben zu tun. Ich habe damals höchstens selbst ein wenig das "Muffesausen" bekommen.  :swoon:

DL8BCN

Sehr schöner, super interessanter Bericht!
Klasse, Bernd💪🙌
Ich finde es einfach spitze daß hier so kompetente Menschen im Forum schreiben und wir die für uns relevanten Informationen aus erster Hand bekommen und vor allem die Hintergründe, die man nicht bei Google-News findet.
Bitte weiter so!

etalon

Hoi Bernd,

da sich dein Post sicher auf meinen Vorhergehenden bezieht, möchte ich dir noch kurz antworten.

Das von mir geschriebene galt auch der Presseberichterstattung (von der ich allerdings nichts anderes erwartet habe), aber ich gebe zu, dass mich hauptsächlich dein Artikel getriggert hat. Da ich dich bislang als sehr reflektierten, engagierten und bedachten Mitmenschen mit durchaus eigenem Anspruch an kommunizierte Inhalte kennen gelernt habe, war ich von diesem Bericht (den ich bislang nicht kannte) doch sehr überrascht und auch enttäuscht.

Normalerweise findet man Texte mit diesem inhaltlichen Niveau bei Menschen, die eine ganz bestimmte Message transportieren wollen und darin ihre eigene Religion gefunden haben. Da geht es nicht um Objektivität und Neutralität, sondern darum, möglichst viele leichtgläubige Menschen zu beeinflussen und dem aktuellen Mainstream hinterher zu hecheln (warum auch immer, Anerkennung, Klicks, Mitteilungsbedürfnis,...?). Ich würde das auch gerne an ein paar zitierten Beispielen aus deinem Bericht zeigen:

,,Man darf nur hoffen, dass die Fische lediglich ausgesetzt, geangelt und wieder in den Teich geworfen werden, wie das bei manchen Sportanglern so der Brauch ist. Denn der Genuss der prächtig gediehenen Forellen dürfte nicht allzu gesund sein."

Auf welchen Analysen der dort lebenden Fische basiert diese Einschätzung? Gab es hierzu Studien, Messungen oder sonstige Beweise?


,,Von da aus kann man ganze Schwärme an Forellen erkennen. Teilweise hat es auch richtig dicke Brummer dabei. Vielleicht erweitert die radioaktive Strahlung des Urans auch den Gen-Pool der Fische durch Mutationen - ganz im Interesse der Züchter. Denn am Stammtisch zählt besonders das Gewicht."

Echt jetzt? Hast du dich mal mit den Zeitskalen für mutationsbedingte Genpooländerungen und deren Sichtbarwerden bei verschiedenen Populationen beschäftigt? Selbst in Tschernobyl konnte man eine solche bislang nicht nachweisen, und da war die Belastung was sowohl die Höhe der freigesetzten Radioaktivität, als auch die freigesetzten Nuklide und ihre Radiotoxizität um ein vielfaches höher als in einem Wismuttümpel! Das ist doch unterstes Bildzeitungsniveau. Warum schreibt man sowas?


,,Eine weitere positive Wirkung könnte das Uran für die Sportfischer auch darin haben: Ein ahnungsloser Fischdieb wird für seine böse Tat kräftig bestraft. ,,Geschieht im Recht", könnten die Sportfischer aus Steinach dann am Stammtisch sagen, wenn der böse Fischdieb nach dem Genuss des Prachtexemplars plötzlich schmerzhafte Nierenprobleme bekommt."

Aha, das scheint ja ein Teufelszeug zu sein, dieses Uran, welches jetzt auch noch Richter und Henker in Personalunion ist. Daher sind auch die ganzen Wismut-Kumpels alle an Ort und Stelle tot umgefallen, denn wenn das Verzehren von einem (!) Fisch aus einem vor Jahren gefluteten Tagebau ja anscheinend schon zu Nierenversagen führt, dann müssen diese Uranabbauer bei dem Staub und der daraus resultierenden Belastung durch Uran sofort des Todes gewesen sein...


,,Wenn man nach der Wanderung etwas hungrig geworden ist und ein Restaurant mit der ansonsten sehr schmackhaften regionalen Küche in der Nähe gefunden hat, dann sollte man vielleicht doch besser den Fisch auf der Speisekarte meiden. Nicht dass er am Ende doch noch aus dem Wismut-Teich stammt. Und wie viel Becquerel/kg die Forelle hat, wird man den Wirt kaum fragen, geschweige denn im Gastraum messen können."

Das grenzt ohne analytische Beweise schon fast an Geschäftsschädigung. Auch hier nur Mutmaßungen und Angstmache. Warum?


Ich könnte jetzt noch ein bisschen weiter machen, aber ich denke mein Punkt wird klar.


Was deine Ansichten bezüglich der Wismut-Machenschaften angeht, so teile ich deine Ansichten zum Teil. Allerdings sollte man sich hüten, von dem warmen Sofa aus in unserer heutigen Friedens- und Wohlstandszeit/-gesellschaft den moralischen Zeigefinger zu heben, ohne die Prozesse und Machenschaften im Kontext ihrer Zeit zu sehen. Wir waren damals (zurecht) Besatzungszone. Die Besatzer waren aufgrund des jahrelangen Mordens und Abschlachtens, ausgehend von DE im 2.Weltkrieg, nicht immer mit dem größten Wohlwollen gegenüber der hiesigen Bevölkerung eingestellt. Dass dann die Förderung von strategischen Rohstoffen als Reparationszahlung eben nicht mit der heutigen Erkenntnislage und Vorsicht von statten geht, dürfte einleuchtend sein.
Dass es damals auch eine sehr schlimme Hungersnot in der Bevölkerung gab, an der viele zigtausende Menschen gestorben sind, macht es nur noch verständlicher, dass jeder noch so undankbare Job angenommen wurde, um sich und die Familie zu ernähren.

Es ist wie so oft und überall: Hinterher sind immer alle viel schlauer und die Zeigefinger können gar nicht lange genug sein. Komischerweise allerdings nur in Deutschland und bei diesem Thema.

Hast du dir mal die Beipackzettel von ein paar gängigen Schmerzmitteln, Blutdrucksenkern, etc. angesehen? Bei der Risikolage dürften die alle gar nicht mehr auf dem Markt und frei zugänglich sein, geschweige denn alle möglichen anderen Medikamente. Hat schon mal jemand von den Behörden gefordert, dass an jeder Apotheke ein großes Schild stehen muss, welches auf die Risiken aufmerksam macht?
Oder alle fünf Meter am Straßenrand darauf hingewiesen wird, dass das Überqueren der Straße potentiell zum Tod führen kann? Auch hier wäre die Beispielliste endlos erweiterbar. Warum verfängt nur das Thema Radioaktivität so? Und warum nur in diesem Land, denn mit unseren kranken Ansichten und Ängsten stehen wir weltweit ziemlich alleine da?

So, lange Rede kurzer Sinn: Derartige Artikel bringen sachlich niemand weiter, sondern nur ideologisch. Und da lasse ich auch nicht gelten, dass das 2014 geschrieben wurde. Denn wenn sich die Ansichten zwischenzeitlich geändert hätten, so hätte man das ja richtig stellen können.

Das soll bitte nicht als persönlicher Angriff gegen dich verstanden werden, Bernd. Das liegt mir fern. Wahrscheinlich hatte ich einfach nur etwas anderes erwartet, und möchte auch einen Gegenpol zu diesem ganzen ideologischen Quatsch bilden.

Da finde ich den Bericht von @DL3HRT ein gutes Beispiel, wie man es auch machen kann...

Daher nichts für ungut  :)


Peter-1

Radioaktivität und leichtgläubige Menschen ohne Studium der Kernphysik sind eine tolle Mixtur. Bei mir ist immer der erste Gedanke - GELD !
Warum kein Zaun => Geld. Warum kein Hinweis -> Bürger könnten Entschädigung verlangen => Geld. Warum Ball flach halten => könnte Geld kosten.
Auch bei Gottow so ! Jede Aufklärung könnte Geld kosten. Gras drüber wachsen lassen, nicht aufwecken, sonst wirds teuer !

Nur so meine Gedanken am Sonntag  ;D
Gruß  Peter

opengeiger.de

Es freut mich, dass das Thema Wismut-Teich bei Steinach und insbesondere mein alter Bericht doch noch so viel Leben und Dynamik in die Forumsdiskussion hier bringt :yahoo: ! Man sieht daran, wie unterschiedlich die Beurteilung gewisser Themen doch ausfallen kann, und manche Themen haben es besonders in sich, dazu gehört offensichtlich die Berichterstattung über Radioaktivität in der Umwelt. Und gerade in solchen Diskussionen sieht man dann doch sehr deutlich wie die einzelnen Mitglieder so ,,ticken". Das finde ich persönlich recht interessant und das spiegelt ja in gewisser Weise auch die Gesellschaft wider.

Ich finde es an der Stelle auch gut, wenn Kritik ganz offen und unverblümt ausgesprochen wird, das beschleunigt dann den Lernprozess. Markus, vielen Dank also für die klare Ansage, ich schaue mal, wie ich sie in Zukunft verwerten kann.

So ganz spontan denke ich, ich muss auf jeden Fall mal meinen Sarkasmus als Stilmittel in meiner Berichterstattung etwas überdenken und vielleicht deutlicher als solchen kenntlich machen (oder besser ganz weglassen)  :scratch_one-s_head: . Er wird offensichtlich nicht immer als solcher erkannt und wird dann zu ernst genommen :o . Oder aber ich müsste meinen Sarkasmus eben noch kräftiger formulieren, also vielleicht, dass der eine oder andere Angler aus Steinach demnächst zum Stammtisch kommen könnte und dann ganz verstört berichten könnte, er habe die Forellen in der Dunkelheit leuchten gesehen  ;D  . Vielleicht fällt das so als nicht ganz ernst gemeintes Stilmittel etwas besser auf. Was meint ihr?

Peter-1

etalon schrieb:
Nein, verantwortlich ist die Natur! Denn die hat die ach so bösen Elemente erschaffen und dort teils aufkonzentriert, wie an vielen anderen Stellen dieser Erdkugel auch, und da hat nicht überall der Mensch gebuddelt...

Und da gibt es Stellen wie in Brasilien am Strand Guarapari oder Meiape mit Werten um 20 µSv/h oder mehr. Und diese Strände sind nicht abgesperrt und werden als cidade saude, übersetzt: Stadt der Gesundheit bezeichnet.

Frage:
Wie wäre das in Deutschland  :unknw: Sind wir empfindlicher als Brasilianer gebaut? Sind wir ängstlicher? Ein Gesetz und verbieten geht schnell und ist einfach. Ich verstehe viele Regeln schon lange nicht mehr.
Gruß  Peter

etalon

Zitat von: opengeiger.de am 23. April 2023, 17:20...
Ich finde es an der Stelle auch gut, wenn Kritik ganz offen und unverblümt ausgesprochen wird, das beschleunigt dann den Lernprozess. Markus, vielen Dank also für die klare Ansage, ich schaue mal, wie ich sie in Zukunft verwerten kann.
...

Freut mich, dass du es sportlich siehst und mir nicht böse bist. Kritikfähigkeit ist heutzutage eine eher selten anzutreffende Charaktereigenschaft...  ;D

Zitat von: opengeiger.de am 23. April 2023, 17:20...
So ganz spontan denke ich, ich muss auf jeden Fall mal meinen Sarkasmus als Stilmittel in meiner Berichterstattung etwas überdenken und vielleicht deutlicher als solchen kenntlich machen (oder besser ganz weglassen)  :scratch_one-s_head: . Er wird offensichtlich nicht immer als solcher erkannt und wird dann zu ernst genommen :o . Oder aber ich müsste meinen Sarkasmus eben noch kräftiger formulieren, also vielleicht, dass der eine oder andere Angler aus Steinach demnächst zum Stammtisch kommen könnte und dann ganz verstört berichten könnte, er habe die Forellen in der Dunkelheit leuchten gesehen  ;D  . Vielleicht fällt das so als nicht ganz ernst gemeintes Stilmittel etwas besser auf. Was meint ihr?

Sarkasmus ist ein Stilmittel, dessen ich mich auch gerne und ausgeprägt bediene. Allerdings ist mir das in geschriebener Form auch schon des Öfteren mal auf die Füße gefallen. Sarkasmus funktioniert in Textform nur sehr selten. Es fehlt einfach die Mimik und Körpersprache des Gegenübers, um das richtig einordnen zu können. Gerade solch seichte Aussagen, wie von dir in deinem Bericht gewählt, lassen eine sichere Abgrenzung als Leser nicht wirklich zu, denn das sind genau die Argumentationen und Parolen, welche man in einschlägigen Lagern zum ernsthaften Argumentationsrepetoire zählt und dort in keinster Weise komisch meint. Daher habe ich das auch erst mal ernst genommen.

Ich versuche daher, meinen Sarkasmus geschrieben entsprechend übertrieben oder ätzend zu formulieren, in der Hoffnung, dass es dann erkannt wird.  :D
Es ist und bleibt aber gefährlich und potentiell missverständlich im geschriebenen Wort...

Zitat von: opengeiger.de am 23. April 2023, 17:20...
Und gerade in solchen Diskussionen sieht man dann doch sehr deutlich wie die einzelnen Mitglieder so ,,ticken". Das finde ich persönlich recht interessant und das spiegelt ja in gewisser Weise auch die Gesellschaft wider.
...

Freut mich, dass ich deine Psycho-sozialen Privatstudie über Forenteilnehmer und deren Wesen gewinnbringend unterstützen konnte. Vielleicht lässt du mich ja mal bei Gelegenheit an deinen daraus resultierenden Erkenntnissen teilhaben...  :D  :D