Radonbäder, Heilbbäder, Radonstollen

Begonnen von Flipflop, 17. März 2023, 10:16

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Flipflop

Hallo Leute,
Zum Thema Radon/ Bad/ Quelle ist hier im Forum einiges zu finden. Ist es in Ordnung wenn ich jetzt eine Allgemeine Seite eröffne zum Thema Radonbad/ Radontherapie?

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Radonbalneologie

Flipflop


Flipflop


nukulus

sehr spannend!

aber ob ich da eine kur machen würde... mhhhh...


Floppyk

Was ist von Radonbädern zu halten? Es gibt zwar genug "Gutachten" über heilende Wirkungen, aber man kann schlecht deren Seriosität prüfen.
Bislang bin ich ja der Meinung, so wenig Radioaktivität wie möglich, wie auch insbesondere eine Inkorporation von alphastrahlenden Stoffen tunlichst zu vermeiden ist. Daher ist es für mich suspekt, wie man sich freiwillig und mehrfach einer Radonkur unterzieht.
Wie seht ihr das?

Oder gibt es hier schon eine Diskussion zum Thema, welche ich aber nicht gefunden habe?

NoLi

Radon wirkt auf Rezeptoren und sorgt dafür, dass langanhaltend schmerzlindernde Botenstoffe freigesetzt werden; die schmerzlindernde Wirkung hält mindestens ein halbes Jahr an.
Für allgemeine Rheumatiker, und vor allem bei Morbus Bechterew, bedeutet dies eine deutliche Verminderung der Einnahme von starken chemischen Schmerzmitteln und damit eine Schonung der Leber.

Die Dosis bei einer Kur (10 Sitzungen bzw. 10 x Bäder/Stollenluft) beträgt ca. 2 mSv. also zusätzlich etwa so viel wie die natürliche Jahresdosis in Deutschland für jedermann. Ich denke, eine solche zusätzliche Dosis, die etliche Menschen durch ihr natürliches Wohn-Umfeld auch ohne Kur bekommen, kann durchaus als tolerierbar angesehen werden, zumal der gesundheitliche Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.

Norbert

Prospektor

Zitat von: Floppyk am 10. November 2024, 14:15Oder gibt es hier schon eine Diskussion zum Thema, welche ich aber nicht gefunden habe?

Ja  ;)

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,1578.0.html


Zitat von: NoLi am 10. November 2024, 17:56Radon wirkt auf Rezeptoren und sorgt dafür, dass langanhaltend schmerzlindernde Botenstoffe freigesetzt werden; die schmerzlindernde Wirkung hält mindestens ein halbes Jahr an.
Für allgemeine Rheumatiker, und vor allem bei Morbus Bechterew, bedeutet dies eine deutliche Verminderung der Einnahme von starken chemischen Schmerzmitteln und damit eine Schonung der Leber.

Die Dosis bei einer Kur (10 Sitzungen bzw. 10 Bäder/Stollenluft) beträgt ca. 2 mSv. also zusätzlich etwa so viel wie die natürliche Jahresdosis in Deutschland für jedermann. Ich denke, eine solche zusätzliche Dosis, die etliche Menschen durch ihr natürliches Wohn-Umfeld auch ohne Kur bekommen, kann durchaus als tolerierbar angesehen werden, zumal der gesundheitliche Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.

Norbert

Hallo Norbert!

Evtl. wäre es hilfreich, wenn Du deinen Text nicht so schreiben würdest, wie es es sich dabei um Tatsachen handelt - speziell was den angeblichen Wirkungsmechanismus angeht.
Immer wenn es in die "Glaubensrichtung" geht, bin ich als Naturwissenschaftler der Meinung, dass jeder erst mal machen kann, was er will - solange dabei Dritte außen vor sind. Und das ist so ein Fall. Wenn ein Individuum damit Linderung erfährt: gut! Derartige Themen aber als beweisbare Wissenschaft zu verkaufen ist meiner Meinung nach weder legitim, noch unbedingt notwendig.

NoLi

Zitat von: Prospektor am 10. November 2024, 18:14...
Evtl. wäre es hilfreich, wenn Du deinen Text nicht so schreiben würdest, wie es es sich dabei um Tatsachen handelt - speziell was den angeblichen Wirkungsmechanismus angeht.
Immer wenn es in die "Glaubensrichtung" geht, bin ich als Naturwissenschaftler der Meinung, dass jeder erst mal machen kann, was er will - solange dabei Dritte außen vor sind. Und das ist so ein Fall. Wenn ein Individuum damit Linderung erfährt: gut! Derartige Themen aber als beweisbare Wissenschaft zu verkaufen ist meiner Meinung nach weder legitim, noch unbedingt notwendig.
Es gibt zu diesem Thema etliche Schriften, u.a. von Prof. Henning von Philipsborn, von medizinischen Untersuchungen zu den Wirkungsmechanismen. Und die klinischen Studien halten noch an. Das die Wirkungsmechanismen kein "Herumstochern im Nebel" sind, kann hier nachgelesen werden:

https://www.strahlenklinik.uk-erlangen.de/aktuelles/nachrichten/detail/heilende-wirkung-von-radon/
https://www.bad-steben.de/gesundheit/radon-naturmoor/studien-wissenschaft/radon02-studie.html

https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/wirkungen/heilkuren.html

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Radon-ist-bei-Schmerzen-nachhaltig-wirksam-333625.html

https://natuerlich.thieme.de/aktuelles/aus-der-forschung/detail/radontherapie-reduziert-schmerzen-bei-rheumatischen-erkrankungen-1593

https://www.bechterew.at/de/radontherapie-bei-morbus-bechterew.html

Das Bundesamt für Strahlenschutz stellt dementsprechend aber auch folgerichtig fest
"Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen

Radonanwendungen erfolgen nur, wenn sie aus medizinischer Sicht notwendig sind. Die behandelnden Ärzte müssen den Nutzen der Schmerzlinderung und das Risiko, das durch Radon für die Patienten entsteht, gegeneinander abwägen. Dabei müssen sie die Risiken der Radon-Heilkur mit den Risiken alternativer Behandlungsmethoden vergleichen (zum Beispiel mit möglichen Nebenwirkungen, wenn Patienten über einen langen Zeitraum Schmerzmittel einnehmen).
Von Radonanwendungen zu Wellnesszwecken ist abzuraten.
"

"Risiken

Nutzen und Risiko der Radontherapie werden kontrovers diskutiert: Die Radon-Konzentration ist in Radon-Heilstollen extrem hoch. Da die Patienten dieser Radon-Konzentration aber nur kurze Zeit ausgesetzt sind, erhöht sich ihr Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, durch die Kur nur in geringem Maße. Aber auch diese Risikoerhöhung ist nur gerechtfertigt, wenn ein entsprechender medizinischer Nutzen zu erwarten ist.
...
"

Es stimmt, dass früher die Wirkungen des Radon zwar bekannt, aber die Mechanismen nicht erforscht waren, das Ganze also etwas von Mystik anhaften hatte, aber seit gut 20 Jahren hat sich die medizinische Wissenschaft diesem Thema verstärkt zugewandt, und mit der fortschreitenden klinischen Analytik wurden immer bessere Erkenntnisse erreicht.

Norbert

Radiohörer

zum Nachlesen:
https://epub.uni-regensburg.de/55002/1/2023-10-28_Dissertation%20zur%20Abgabe%20mit%20Au%C3%9Fendeckel_final.pdf

Irgendwo hab ich mal gelesen, dass radoninduzierter Krebs erst nach >20 Jahren auftritt.
Würde sich hier erklären:
https://www.clinicaltrialsregister.eu/ctr-search/trial/2016-002085-31/DE
"a) Alter mindestens 40 Jahre, bis 75 Jahre"
Bei Jüngeren liese sich da u.U. nach Jahrzehnten ein Zusammenhang erkennen lassen...

Es wird ja wohl einen Grund haben, warum in Wasserwerken mittlerweile so ein Aufwand zur Rn-Reduktion getrieben wird und für Gebäude 300 Bq/m³ empfohlen werden.

Gibts irgenwo, event. in anderen Ländern Daten, welchen Job Patienten mit Lungenkrebs die Jahre vorher hatten oder in welcher Gegend mit welchen RN-Konzentrationen in Innenräumen sie wohnten?


EDIT:
https://natuerlich.thieme.de/aktuelles/aus-der-forschung/detail/radontherapie-reduziert-schmerzen-bei-rheumatischen-erkrankungen-1593
https://www.ssph-journal.org/journals/international-journal-of-public-health/articles/10.3389/ijph.2023.1605931/full
Werbung!?: https://www.bechterew.at/de/radontherapie-bei-morbus-bechterew.html

NoLi

Zitat von: Radiohörer am 10. November 2024, 20:39...
Es wird ja wohl einen Grund haben, warum in Wasserwerken mittlerweile so ein Aufwand zur Rn-Reduktion getrieben wird und für Gebäude 300 Bq/m³ empfohlen werden.
...
Es ist unbestritten, dass Radon potentiell gesundheitsgefährdend ist!
Daher auch die Einstufung des Bundesamtes für Strahlenschutz, Radon-Kuren nur nach strenger medizinischer Indikation durchzuführen, keinesfalls als prophylaktische Maßnahme und unkontrolliert. Hier wird auch das Risiko einer Strahlenexposition von 2 mSv gegenüber dem Risiko eines Leberschadens/Leberversagens durch die starken Schmerzmittel berücksichtigt. Dies betrifft auch nur entsprechende Patienten, während Gesunde, Arbeitnehmer und Allgemeinheit durch ungewollte Radonexpositionen geschützt werden müssen (Grundsatz von §8 des Strahlenschutzgesetzes).

Norbert

Kermit

Wen 130 Seiten und sehr viel Biostatistik nicht abschrecken, der kann sich diese Dissertation zur Wirkung von Radonbädern - RAD-ON02 Studie einmal ansehen
(zitiert sind 129 Literaturstellen  :) )

Ab Seite 94 erfolgt eine umfassende Diskussion der Ergebnisse ;)

https://epub.uni-regensburg.de/55002/1/2023-10-28_Dissertation%20zur%20Abgabe%20mit%20Außendeckel_final.pdf

opengeiger.de

Ich finde es recht belustigend, dass wir hier ganz mutig Behauptungen zum therapeutischen Nutzen von Radonbädern äußern, wo es doch sonst eher darum geht alte Geigerzähler zu heilen. Ich kann mir jetzt zwar nicht vorstellen, dass auch nur irgendein Besucher des Forums oder gar ein hilfesuchender Patient die vielen Seiten der Literaturlinks, die hier in kurzer Zeit gepostet wurden, lesen wird. Die Chancen und das Vertrauen des Besuchers wären sicherlich deutlich größer wenn's darum ginge, wie man einen Geigerzähler repariert. Aber manchmal machts ja auch richtig Spaß in ,,die Vollen zu langen" wie am Stammtisch und Überzeugungen kundzutun, wie wenn man als Gott in Weiss die Weisheit mit Löffeln gegessen hätte. Das lenkt doch auch erfrischend vom deprimierenden Weltgeschehen ab. Also will ich jetzt auch noch kräftig mitmischen und ziehe mir mal den weißen Kittel über. 

Ich will dazu das Buch ,,Radon als Heilmittel – Therapeutische Wirksamkeit, biologischer Wirkungsmechanismus und vergleichende Risikobewertung" vom RADIZ Radon-Dokumentations- und Informationszentrum Schlema e.V. zitieren. Prof. Philipsborn war darin auch Co-Author und hat mir freundlicherweise ein Exemplar überlassen.

Da steht jetzt hinten auf dem Buchumschlag folgende Zusammenfassung, Zitat:

,,Der Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit von Radon-Anwendungen bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, die Erforschung des biologischen Wirkungsmechanismus der Alpha-Strahlung des Radons und seiner radioaktiven Zerfallsprodukte und die Risikobewertung von Radon-Kuren im Vergleich mit der medikamentösen Schmerzbehandlung sind die Themen einer wissenschaftlichen Untersuchung, deren Ergebnisse hier vorgelegt werden. Kontrollierte klinische Studien, soweit möglich als prospektiv randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblindstudien durchgeführt, haben gezeigt, dass die Wirksamkeit der Radon-Therapie in Form anhaltender Schmerzlinderung und verminderten Medikamentenverbrauchs im Vergleich zu Kontrollen über viele Monate nach Therapieende signifikant erhalten blieb. Als molekularer und zellulärer Mechanismus des nachhaltigen Therapieerfolgs lässt sich die Herunterregulierung der zellulären Immunantwort als Folge der Zell-Apoptose durch geringe Alphateilchen-Dosen und der anschließenden Freisetzung entzündungshemmender Botenstoffen erkennen. Den unerwünschten Wirkungen durch nichtsteroidale Antirheumatika bei medikamentöser Behandlung steht die aus der Sicht des Strahlenschutzes nebenwirkungsfreie Radon-Anwendung mit Strahlendosen unterhalb der mittleren jährlichen natürlichen Strahlenexposition und innerhalb deren Variationsbreite gegenüber." 

Zitat Ende.

Ja, da fühlen wir uns doch nun richtig gut. Endlich hat die böse Strahlung, die wir versuchen mit unseren Geigerzählern nachzuweisen (wenn sie dann mal richtig und genau funktionieren) endlich was Gutes und Heilbringendes, was wir sogar im Bekanntenkreis mit einer Innbrunst der Überzeugung empfehlen können. Endlich stehen wir mit unserem Tun auch nicht mehr im zweifelhaftes Licht, sondern können vollmundig sagen, wir können die heilbringende Strahlung mit unserem Gebastel sogar eindeutig nachweisen. Das heißt, wir könnten sogar den Keller, in dem das Radon merklich tickt, mit unseren Geräten und unserem Wissen ganz selbstbewusst zum Gesundheitsstollen erklären. Also ich denke, da ist der weiße Kittel dann schon angebracht.

Obwohl den meisten die obige Zusammenfassung völlig als Beweis des Guten an der radioaktiven Strahlung ausreicht, wird es den einen oder anderen Hobby-Balneologen vielleicht doch etwas reizen, wenigstens eine dieser großartigen Studien zumindest versuchen zu verstehen. Es könnte ja auch einer der hilfesuchendenden Bekannten, den man den heilbringenden Radon-Stollen empfiehlt, etwas tiefer nachfragen, auf welcher Basis, die in zig Studien nachgewiesene gesundheitsförderliche Wirkung der ansonsten völlig bösen Alpha-Strahlung beruht, und einen so in gewisse Schwierigkeiten bringen. Ich habe das Werk von Prof. Philipsborn und seinen Co-Authoren deswegen tatsächlich mal durchgelesen und wenigstens versucht zu verstehen, wo nun genau das Geheimnis liegt, besonders deswegen, weil ich im Familienkreis auch noch jemanden habe, der das heilsbringende Radon im Stollen von Bad Gastein schon getestet hat (leider ohne nennenswerten Erfolg aber dafür mit hohen Kosten, vermutlich nur ein statistischer Outlier vom Trend).

Nun, was ich aus der medizinischen Abhandlung verstanden habe, ist, dass das mit der gesundheitsförderlichen Wirkung des Alpha-strahlenden Radon ganz ähnlich funktioniert, wie mit dem Autofahren. Die ionisierende Strahlung kann ja wirklich eine Zelle schädigen, das ist unbestritten (siehe Sonennbrand). Durch die Bestrahlung werden Atome und Moleküle in den Zellbestandteilen radikalisiert und werden so zum Zellgift, welches die DNS schädigt. Oder die besonders energiereiche radioaktive Strahlung fügt der DNS sogar direkt Schäden zu, Schäden an den Basenpaaren oder am Gerüst der Doppelhelix. Aber glücklicherweise gibt es ja das Immunsystem, das, wenn es ausreichend trainiert ist, diese Schäden wieder ganz flux repariert, und zwar so, dass danach alles wieder intakt ist und funktioniert. Also ganz vergleichbar zum Autofahren. Manchmal steht beim Einparken einfach was Dummes ganz ungeschickt im Weg rum und man bekommt davon recht schnell nen Blechschaden. Dumm gelaufen eben. Glücklicherweise gibt's dann die Autowerkstatt und wenn der Mechaniker gut ausgebildet ist und Erfahrung hat, dann tauscht er den Kotflügel rucki-zucki aus und lackiert ihn wieder in genau der richtigen Farbe, so dass man danach überhaupt nichts mehr von dem kleinen Faux-Pas mehr merkt. Ja, und wenn einem sowas etwas öfters passiert, dann ist das ein gutes Training für den Auto-Mechaniker. So muss man das sehen. Er wird also immer perfekter in seiner Arbeit und kann immer mehr Reparaturen pro Tag zur Zufriedenheit der Kunden (und des Chefs) abwickeln. Wie das Immunsystem eben auch. Und manche Leute sind einfach zu übervorsichtig, sie schonen sich zu viel und dann fehlt dem Immunsystem das Training. Und wenn dann mal was kommt, haut sie es gleich um. Das ist so, wie wenn die Autowerkstatt nie nen Auftrag bekäme. Wenn man dann mal den Mechaniker dringend braucht, hätte der keinen Plan. Also ständiges Training ist wichtig. Das sehen wir ganz deutlich daran. Aber so einmal die Woche nen Blechschaden, das wäre natürlich schlecht. Oder auch so was ganz Großes, wie ein Frontalschaden. Da kommt der beste Auto-Mechaniker nicht mehr nach. Dann häufen sich die unreparierten Schäden und irgendwann hilft dann nur noch Verschrotten, das bekommt man dann auch von einer guten Werkstatt im Klartext gesagt. In der Biomedizin mit den Zellen nennt man das eine Zell-Apoptose. Also den vom Immunsystem herbeigeführten Zelltod, dann wenn reparieren völlig sinnlos ist und gar nichts mehr hilft. Und so ab und zu ein neues Auto, das ist eben dann wieder enorm belebend (re-vitalisierend). Und so ists auch mit der Gesundheit. Das Radon mit seiner kräftigen Alpha-Strahlung, das führt also öfters zur Zell-Apoptose (bei Totalschaden), das entlastet das Immunsystem und führt zur Runderneuerung. Das habe ich dem Buch entnehmen können. Und das Coole dran, das haben jetzt die Radon-Balneologen mit ihrer akribischen Forschung endlich herausgefunden, so eine re-vitalisierende Zell-Apotose, die dann also das letzte Mittel gegen den strahlenbedingten Totalschaden durch die herbe Alpha-Strahlung mit dem großen LET ist, die hilft jetzt so ganz nebenbei eben auch gegen die Schäden, die so ein Rheuma erzeugt hat, wie auch immer (die Sache mit den Zytokinen und dem Bystander-Effekt). Das ist die Aussage des Buchs. Also so quasi, wie wenn der Automechaniker dann nach dem Neu-verkauf eines noch schnittigeren neuen Autos dann auch noch das Visitenkärtchen eines Suchtmediziners auf den Tisch legt und sagt: ,,ach das mit ihrer Alkoholsucht, das bekommen wir auch noch hin". Um ehrlich zu sein, wie jetzt das vom Immunsystem genau gemacht wird, hab ich jetzt aus dem Buch von Prof. Philipsborn und seinen Co-Authoren nicht rauslesen können. Aber schließlich hat es ja in den Studien funktioniert, der Schmerzmittelverbrauch ist doch gesunken, das war das Entscheidende. Da ist halt noch etwas Forschungsbedarf, warum genau (z.B. Kapitel 2.4.5). Ist jetzt nicht so schlimm, wir brauchen schließlich noch ein paar Themen für die Promotionen der Ärzte, die noch kommen.

Ja, ist schon toll, wie das mit unserer Wirtschaft und der Medizin-Forschung so funktioniert. Man muss sich ja vorstellen, wie arg die Wirtschaft vor allem im Erzgebirge am Ende war, nach dem der Uran-Bergbau mit dem Fall der Mauer plötzlich am Boden lag. Da sind solche Ideen wie das mit dem Radon noch auf ganz andere Weise hilfreich für die gebeutelte Wirtschaft dort. So ein florierendes Kur-Business ist da doch extrem hilfreich. Da kommen die wohlhabenden Leute, die sich so was leisten können und bringen gutes Geld in die Kur-Anstalten und kaufen bei der Gelegenheit auch in den Boutiquen der Kurstädte Geschenke für ihre Liebsten und beleben die Hotels und die Gastronomie. Das Radon wirkt also wirtschaftlich gesehen klar als Multiplikator. Besser kanns eigentlich gar nicht laufen. Man muss sich die Städte heute mal anschauen Bad Schlema, Bad Steben, Bad Brambach, Bad Schmiedeberg, Bad Kreuznach, usw. das sind alles Perlen des Tourismus. Auch in Jachymov oder Karlsbad in Tschechien, da pulsiert heute das Leben. Schon mal ein gepflegtes Dinner im Radium Palace in Jachymov genossen? Ich kanns nur empfehlen, da fühlt man sich schon ganz ohne Radon gleich viel besser.

Selbst in Menzenschwand, im Westen, hätten wir es beinahe zum kometenhaften Aufstieg der Radon-Kurindustrie geschafft. Im September 1962 wurde vom Geologischen Landesamt Baden-Würrtemberg verkündet, des es sich bei der Lagerstätte im Krunkelbachtal um ,,die größten Uranerzvorkommen in der ganzen Bundesrepublik" handelt, mit entsprechendem Medienecho. Was natürlich die Naturschützer auf den Plan rief, die es auf unerfindliche Weise schafften, den Abbau zu verhindern.

Aber da kam der Offenburger Großindustrielle Franz Burda (ähnlich wie jetzt Donald Trump) mit seinem Plan zur Errichtung eines Radon-Heilbads um die Ecke und rettete die Situation. Im Juli 1971 stimmte der Menzenschwander Gemeinderat nach weiteren Untersuchungen des radonhaltigen Wassers der Gründung der Heilbad Menzenschwand GmbH zu. Leider vergriff sich Burda ein wenig bei der Dimensionierung des Bades, so dass die Menzenschwander wieder Zweifel bekamen, ob die Kur-Industrie nicht zu groß werden könnte und der kleine Ort gar kein Vorteil mehr davon hätte. Weil sich alles in Burdas Anlage im Krunkelbachtal abgespielt hätte (die aus neun Hotels mit 1.800 Betten, einem Kurmittelhaus, einem Kursaal, einer Schwimmhalle sowie einem Freibad bestand). Die Gemeinde und Burda gerieten deswegen leider so arg aneinander (wie beim Ende der Ampel Koalition), dass Burda ausstieg und wir deswegen heute leider nur ein kleines Radon-Revital Bädle in Menzenschwand bekommen haben, wo man in eine Wanne zum Radon-Baden muss. Schade, schade. Da haben sich die Planer im Osten doch etwas besser angestellt. Aber die ganze Story zum Gezerfe um das Uran und das Radon in Menzenschwand, das ist echt lesenwert, wirklich ein toller Wirtschaftskrimi für die Weihnachtszeit:

Armin Simon; Die Auseinandersetzung um den Uranbergbau in Menzenschwand im Südschwarzwald 1960-1991 (Alltag & Provinz, Band 11. Hg. vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg e.V.)
Donzelli-Kluckert Verlag, Bremgarten 2003; 340 Seiten, 54 Abbildungen, ISBN 3-933284-11-2
14,80 Euro; Bestellung: beim Autor über ar.minweb.de oder beim Herausgeber: Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg e.V., E-Mail: arbeitskreisregionalgeschichteweb.de

Danach versteht man dann auch viel besser wie das Radon doch belebend wirken kann.  :D

NuclearPhoenix

Zitat von: opengeiger.de am 11. November 2024, 12:16Ich finde es recht belustigend, dass wir hier ganz mutig Behauptungen zum therapeutischen Nutzen von Radonbädern äußern, wo es doch sonst eher darum geht alte Geigerzähler zu heilen. Ich kann mir jetzt zwar nicht vorstellen, dass auch nur irgendein Besucher des Forums oder gar ein hilfesuchender Patient die vielen Seiten der Literaturlinks, die hier in kurzer Zeit gepostet wurden, lesen wird. Die Chancen und das Vertrauen des Besuchers wären sicherlich deutlich größer wenn's darum ginge, wie man einen Geigerzähler repariert. Aber manchmal machts ja auch richtig Spaß in ,,die Vollen zu langen" wie am Stammtisch und Überzeugungen kundzutun, wie wenn man als Gott in Weiss die Weisheit mit Löffeln gegessen hätte. Das lenkt doch auch erfrischend vom deprimierenden Weltgeschehen ab. Also will ich jetzt auch noch kräftig mitmischen und ziehe mir mal den weißen Kittel über. 
Also ich verstehe ja ein bisschen die Motivation dahiner, aber was für einen Sinn hat es, sich darüber aufzuregen/zu belustigen was hier gepostet wird und dann exakt dasselbe zu machen? ;)

Die "wall of text" muss man sich auch erstmal durchlesen, und das ist ja auch nicht das erste Gesundheitsthema in dem Forum, also ich sehe jetzt hier wirklich keine Probleme. Die Diss die gestern noch gepostet wurde, find ich übrigens interessant, danke dafür :good3:

Floppyk

Zitat von: opengeiger.de am 11. November 2024, 12:16Ich finde es recht belustigend, dass wir hier ganz mutig Behauptungen zum therapeutischen Nutzen von Radonbädern äußern, wo es doch sonst eher darum geht alte Geigerzähler zu heilen.

Geigerzähler "heilen"? Eher wohl nur um einen Test oder ein Ausprobieren, denn im Normalfall bleibt der heimische GMZ weitgehend ruhig, sollte man meinen.

Zitat von: opengeiger.de am 11. November 2024, 12:16Ich kann mir jetzt zwar nicht vorstellen, dass auch nur irgendein Besucher des Forums oder gar ein hilfesuchender Patient die vielen Seiten der Literaturlinks, die hier in kurzer Zeit gepostet wurden, lesen wird. Die Chancen und das Vertrauen des Besuchers wären sicherlich deutlich größer wenn's darum ginge, wie man einen Geigerzähler repariert.

Ich bin da doch ziemlich sicher, dass in diesem Forum zu dem doch sehr spezialisierten Thema auch nahezu 100 % der Leser mehr als nur oberflächliche Begrifflichkeiten wissen, zudem der "einfache" Besucher wohl eher schnell weiterklicken wird.

Was den Rest des Beitrages betrifft, so viel:
Es dürfte aus mehreren Gründen glaubwürdige Studien geben, dessen Aussagen in beide Richtungen gehen. Radonbäder sind ja nichts Neues und gerade weil hier zwei Lager aufeinandertreffen und angesichts des langen Bekanntheitsgrades der Sache dürften unzählige Studien geschrieben worden sein.
Aber genau das ist das Problem, denn der medizinische Laie wird diese Studien nicht verstehen, geschweige denn bewerten können. Das insbesondere, weil der Laie überhaupt nicht erkennen kann, ob eine Studie nach wissenschaftlich anerkannten Regeln durchgeführt wurde, um auch kritischen Meinungen standzuhalten. Ein Leser ist immer geneigt seine persönlichen Vorteile daraus zu fischen und diese meist auch überzubewerten. Da dürfte auch viel von Esoterikern geschrieben worden sein, die Pyramiden auf dem Schreibtisch stehen haben, irgendwelche Heilsteine in der Hosentasche tragen oder daran lutschen.

Was oben angesprochene Schmerzmittel betrifft, so sind nicht alle leberbelastend. Aber so gut wie alle Medikamente haben unerwünschte Nebenwirkungen, die jeder Patient mit dem Arzt abklären und das persönliche Risiko abschätzen muss. Das geschieht leider viel zu selten.
Hinzu kommt ja der Gedanke, dass man in aller Regel festgestellte Nebenwirkungen eines Medikaments durch Absetzen auch wieder beseitigen kann.

Ob ich jemals einen Radonstollen betreten werde, weiß ich noch nicht. Bestenfalls für ein paar Messungen, der Neugierde wegen. Das ist bei mir aber unabhängig der geschriebenen Studien, denn meine Sorge auf Spätschäden ist da zu groß.