Hessen, vorderer Odenwald, Steinbruch Mackenheim

Begonnen von ArsMachina, 27. Dezember 2023, 13:33

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ArsMachina

In anderen Threads kam man ja zu der Erkenntnis, dass Hessen strahlungstechnisch nicht sonderlich interessant ist, allerdings gibt es da eine Ausnahme und dummerweise genau dort wo ich wohne :-(

Ich rede vom Steinbruch Mackenheim im vorderen Odenwald in der Nähe von Weinheim mit folgender Geologie:
Amphibolit-Gneise mit Kalksilikatfelsen und Quarzgängen; Cu-As-Bi-Co-Gänge

Hier einige Einblicke:

https://www.bergstrasse-odenwald.de/detail/id=5f2ba25663033a4560d99d75

Schaut man sich den Bereich im Geoportal an, sieht man gleich, dass dort was los ist:

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Hier mal eine Karte dazu:

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Es gibt in Mackenheim eine Bürgerinitiative, die gegen die Erweiterung des Steinbruchs kämpft zumal es im Dorf auffällige Häufungen von Lungenkrebs geben soll, mutmasslich verursacht durch die Stäube beim Abbau und Abtransport des Gesteins.

Es muss wohl sogar mal Überlegungen gegeben haben dort Uran abzubauen:

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Früher war der Steinbruch am Wochenende zugänglich, als Jugendlicher habe ich da auf der Suche nach Mineralien rumgestöbert, aber das geht natürlich schon lange nicht mehr.

Ich wohne etwa 2000 Meter Luftlinie vom Steinbruch entfernt und da ich geologisch interessiert bin vermutete ich durch die umliegenden Steinbrüche, ganz in der Nähe wird auch Granit und Porphyr abgebaut, durchaus eine potentielle Radonproblematik in meinem Haus.

Ich besass zwar lange einen Gamma Scout, aber mit dem war natürlich nichts nachzuweisen.
Radonmessgeräte waren lange nicht verfügbar oder zu teuer aber als dann der RadonEye verfügbar war habe ich mir einen zugelegt.

In unserem Kellerraum sind nur Backsteine direkt auf den Erdboden gelegt, das machte man damals so und natürlich sind das beste Bedingungen damit das Radon ins Haus eindringen kann.
So war es dann auch, hier mal eine Messung mit anfangs über 2000 Bq/m³ die ich dann durch eine elektrische Zwangsbelüftung des Kellers auf unter 100 Bq/m³ senken konnte.

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Dummerweise liegt auch unser Schlafzimmer im Untergeschoß, da waren die Werte - wohl wegen des Fensters und dem Estrichboden - nicht ganz so dramatisch und ich konnte sie ebenfalls durch eine elektrische Zwangsbelüftung von 350 Bq/m³ auf 50 Bq/m³ senken

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Ich besitze seit kurzem auch einen Radiacode 103 mit dem ich hier die Umgebung mal ausmessen - und nach besonders strahlenden Stellen suchen will.

Natürlich habe ich ihn mal auf den Boden des Kellers gelegt, der seit 60 Jahren mit Radon geflutet wurde.
Hierbei sind mir einige Spitzen gegenüber der im Obergeschoß des Hauses gemessenen Hintergrundstrahlung aufgefallen. Kann da jemand etwas dazu sagen um was es sich da handelt?

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Gestern bei der Hundegassirunde habe ich mir den Radiacode mal am Schuh befestigt, das Ergebnis ist, naja, vielversprechend ...

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Ich werde hier im thread weiter über meine Untersuchungen der Umgebung berichten und freue mich auf einen regen Austausch.

Grüße Jochen


NoLi

Hallo Jochen.

Du hast in den beiden Konzentrationsverlaufsdarstellungen die Linien "Bad line" und "Action Required" (150 Bq/m³). Sie sollen bestimmt einen Radon-Konzentrationsgrenzwert darstellen. Wo kommen diese Grenzwerte her? Mit dem europäischen respektive deutschen Strahlenschutzgesetz und Strahlenschutzverordnung deckt sich dieser Wert nicht.

Norbert

ArsMachina

Hallo Norbert,

diese Werte gibt die App des RadonEye so vor.

Welche Werte gelten denn nach Strahlenschutzgesetz und Strahlenschutzverordnung?

Grüße Jochen

NoLi

Der Referenzwert (= kein Grenzwert. = Aktionsrichtwert) liegt im Jahresmittel bei 300 Bq/m³.

Das bedeutet, dass im Winter durchaus höhere Werte auftreten dürfen, wenn im Sommer wegen besserer Durchlüftung diese Werte niedriger liegen.
Dieser Jahresmittelwert entspricht einer Bronchial-/Lungendosis von ca. 6 mSv/a .

Norbert

ArsMachina

OK, dann bewegt sich RadonEye also eher auf der sicheren Seite.

Dann sind die 300-400 Bq/m³ die bisher im Schlafzimmer herrschten ja auch nicht mehr ganz so besorgniserregend.
Inzwischen konnte ich sie durch die Belüftungsanlage bei geschlossener Zimmertür auf konstant 50 Bq/m³ senken, bei offener Tür strömt das Radon aus dem Flur nach und ich liege bei 150 Bq/m³

Dennoch ist es keine tolle Vorstellung 20 Jahre lang in diesem Raum geschlafen zu haben, aber rückwirkend halt auch nicht mehr zu ändern...

Grüße Jochen

DL8BCN

Es wird bestimmt vielen Menschen so gehen, daß sie nicht wissen, das es ein Radonproblem in ihrem Haus gibt.
Sogar bei mir in Niedersachsen zeigt mein RadonEye erhöhte Werte im Keller an, wenn längere Zeit nicht gelüftet wurde.
Der Wert steigt dann auf ca. 150-180 Bq pro Kubikmeter Luft.
Das hätte ich absolut nicht erwartet, da auf der BfS Karte, die die Radon Vorsorgegebiete zeigt, bei mir praktisch nichts vorhergesagt wird.

NoLi

Zitat von: ArsMachina am 27. Dezember 2023, 20:22...
Dennoch ist es keine tolle Vorstellung 20 Jahre lang in diesem Raum geschlafen zu haben, aber rückwirkend halt auch nicht mehr zu ändern...

Grüße Jochen
Hmmm, überleg mal, gab und gibt es bei euch im südhessischen vorderen Odenwald keine älteren bzw. alten Personen, hat(te) die Schwindsucht alle dahin gerafft?
Wenn es diese Personen aber doch gab und noch gibt, würde ich mir bezüglich der Vergangenheit keine großen Gedanken machen...und schliesslich hast Du ja zukünftig durch deine Maßnahmen das geringe zusätzliche statistische Risiko weiter minimiert. ;) 

Norbert

ArsMachina

Hallo Norbert,

klar das stimmt schon und gerade in unserem Dorf leben praktisch nur noch recht alte Rentner.

Das Schlafzimmer im Keller ist aber schon ein zusätzliches Risiko, das wir damals bei der Einrichtung einfach nicht auf dem Schirm hatten.

In den ebenerdigen Räumen gibt es auch bei uns kein Radon.

Dazu kommt, dass die Kopfhöhe im Bett liegend noch mehr in Bodennähe ist als in einem Nichtschlafzimmer.

Aber es ist wie es ist und für die Zukunft habe ich das Risiko ja praktisch ausgeschaltet.

Grüße Jochen



NoLi

Zitat von: ArsMachina am 27. Dezember 2023, 21:57...
In den ebenerdigen Räumen gibt es auch bei uns kein Radon.
...

Jochen, das glaube ich kaum, es gibt selbst im Freien keine radonfreie Zonen.

Zitat von: ArsMachina am 27. Dezember 2023, 21:57...
Dazu kommt, dass die Kopfhöhe im Bett liegend noch mehr in Bodennähe ist als in einem Nichtschlafzimmer.
...
Hä, seid ihr Vampiere??? :vampire:  ;D

Norbert

ArsMachina

Ok, sagen wir es gibt in den ebenerdigen Räumen kein nennenswertes Radon, denn durch das hohe Gewicht fliesst es alles die Treppe in den Keller runter.
Ich habe anfangs gemessen, aber das ist wirklich vernachlässigbar.

Die Radonkonzentration in den Kellerräumen steigt je näher man an den Boden kommt.
Direkt am Boden ist sie am höchsten, bei 50cm immer noch sehr hoch, in 1m Höhe schon reduziert und in 2m Höhe deutlich reduziert.

Wäre das Schlafzimmer nun ein Wohnzimmer, in dem man am Tisch sitzen würde, Kopfhöhe ca. 1 Meter wäre das eine andere Situation als wenn man im Bett liegt und der Kopf nur 50cm über dem Boden ist.

Ok, Atemmasken mit Schläuchen ins Freie wären noch eine Option :-)

Grüße Jochen

NoLi

Zitat von: ArsMachina am 27. Dezember 2023, 22:51Ok, sagen wir es gibt in den ebenerdigen Räumen kein nennenswertes Radon, denn durch das hohe Gewicht fliesst es alles die Treppe in den Keller runter.
Das Radon fliesst nicht nach unten, sondern es diffundiert nach oben!
Denn das Radon kommt aus dem Erdboden durch Spalten und Rohrdurchführungen des Kellerbodens und der Kellerwände in das Haus. Die Konzentrationen schwanken mit dem Luftdruck und den Temperaturen.

Norbert

ArsMachina

Prinzipiell ja.

Wir haben ums Haus herum aber einen Garten mit Hanglage.
Auch dort kommt natürlich Radon aus dem Boden und dann zumindest im Sommer durch offene Türen und Fenster auch ins Erdgeschoss vom Haus.
Da es vom Erdgeschoss aber eine offene Treppe in den Keller gibt wird das Radon, welches vom Garten ins Haus kam, über die Treppe in den Keller "abfliessen" da es schwerer als Luft ist.

Meine Lüftungsanlagen haben übrigens 2 getrennte Motoren.
Sie saugen gleichzeitig Frischluft von draussen rein und blasen Altluft von innen raus.
Da man beide Motoren unabhängig voneinander regeln kann habe ich sie so eingestellt, dass in den Räumen immer ein minimaler Überdruck herrscht.
Dadurch kann man angeblich das Diffundieren des Radons von unten in den Keller auch etwas reduzieren.
Ob das einen nennenswerten Effekt hat kann ich natürlich nicht sagen, ich sehe ja nur das Gesamtergebnis aus Luftaustausch und Überdruck im Raum und das ist sehr gut.

Grüße Jochen

NoLi

Zitat von: ArsMachina am 27. Dezember 2023, 23:46...
Meine Lüftungsanlagen haben übrigens 2 getrennte Motoren.
Sie saugen gleichzeitig Frischluft von draussen rein und blasen Altluft von innen raus.
Da man beide Motoren unabhängig voneinander regeln kann habe ich sie so eingestellt, dass in den Räumen immer ein minimaler Überdruck herrscht.
Dadurch kann man angeblich das Diffundieren des Radons von unten in den Keller auch etwas reduzieren.
Ob das einen nennenswerten Effekt hat kann ich natürlich nicht sagen, ich sehe ja nur das Gesamtergebnis aus Luftaustausch und Überdruck im Raum und das ist sehr gut.

Grüße Jochen
Das ist, energetisch gesehen, na ja... :(
Das einzige, was hier effektiv hilft und energetisch sinnvoll ist, ist die konsequente Abdichtung aller nach außen führenden Leitungen, eine radondichte Bodenfolie im Fundament und ein Radonbrunnen ums Haus.

Norbert

ArsMachina

Das hat man halt 1960 noch nicht gemacht und nachträglich bekomme ich schwer ne Folie unters Fundament :-)
Damals hat man noch "Kartoffelkeller" gebaut, also offenes Erdreich oder wie bei mir mit Ziegeln ausgelegt.
Klar könnte ich auch den Keller ausgraben und mit Beton ausgiessen, das wäre aber ein ziemlicher Aufwand.

Meine Lüftung erhält den Großteil der Wärme durch Kupfer Wärmetauscher, der Strombedarf ist marginal und wird eh meist von den Solarpanels gedeckt.
Nach langer Recherche die beste Lösung für mein Radonproblem

https://pranaluft.de

Jochen