Katastrophenschutz in Erlangen

Begonnen von Peter-1, 08. Februar 2023, 13:43

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Peter-1

Und wieder einmal haben zig Bedienstete und Mitarbeiter einen Einsatz gehabt.
Verstehen kann ich das schon lange nichtmehr. Ist das als Übung anzusehen? Hätte nicht ein Strahlenmeßgerät und langsames Annähern an das Objekt als erster Schritt gereicht?
https://www.nordbayern.de/region/erlangen/polizeibericht/radioaktives-fass-im-keller-katastrophenschutz-ruckt-in-erlangen-aus-1.12968571

Noch eine Frage:
Ist es strafbar einen Behälter falsch zu kennzeichnen? Was passiert wenn ich in meinem Keller auf eine Dose RADIUM schreibe? Es gab einmal RADIUM Glühbirnen. In der Dose können also Radium-Glühbirnen sein.

Alles nicht so einfach  >:(
Peter
Gruß  Peter

DG0MG

Es geht hier nicht um strafbar oder nicht - wenn Du auf dem Hauptbahnhof oder Flughafen einen beliebigen Koffer herrenlos herumstehen lässt und deshalb das Bombenräumkommando kommt, bist Du als Verursacher auch erstmal "Ansprechpartner", bei entsprechender Fahrlässigkeit sicher auch "Finanzier" der Aktion.

Nein, es hätte nicht gereicht, "erstmal zu gucken" und ich verstehe nicht, wieso das hier immer wieder so kolportiert wird, inbesondere, wenn die Sachlage unklar ist ("Behälter mit Trefoil") . Die Aufgabe der Feuerwehr ist, die Gesundheit, Menschenleben und Sachwerte zu schützen und/oder zu retten. Das ist bei diesem Einsatz nicht wesentlich anders, als bei einem Brand. Wenn man diesen Gedanken zuließe, dann würde bei "Rauch aus dem Fenster" oder "Einlauf eines Brandmelders" ja auch nur jemand "erstmal gucken" fahren. Solltest Du in der Wohnung sein oder gar liegen und es brennt wirklich, wirst Du Dir wünschen, dass die schnellstmöglich mit Allem kommen, was sie haben.


"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: Peter-1 am 08. Februar 2023, 13:43Es gab einmal RADIUM Glühbirnen. In der Dose können also Radium-Glühbirnen sein.

Da hatte ich auch mal welche von auf dem Dachboden gefunden! Uralte vergilbte Schachteln - aber außer dem Namen war da zum Glück nichts heiß  :)


ZitatDie Ständige Wache rückte mit einem Gefahrgutzug an die Einsatzstelle aus. Die Freiwillige Feuerwehr Erlangen-Stadt unterstützte mit zwei Fahrzeugen. Zusätzlich wurde die Freiwillige Feuerwehr Kosbach-Häusling mit dem Dekontaminations-Trupp, die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung, sowie eine Vielzahl dienstfreier Mitarbeiter alarmiert.

Verglichen mit anderen Einsätzen war das doch ziemlich sparsam??   :unknw:

etalon

Zitat von: DG0MG am 08. Februar 2023, 14:19...
Nein, es hätte nicht gereicht, "erstmal zu gucken" und ich verstehe nicht, wieso das hier immer wieder so kolportiert wird, inbesondere, wenn die Sachlage unklar ist ("Behälter mit Trefoil") . Die Aufgabe der Feuerwehr ist, die Gesundheit, Menschenleben und Sachwerte zu schützen und/oder zu retten. Das ist bei diesem Einsatz nicht wesentlich anders, als bei einem Brand. Wenn man diesen Gedanken zuließe, dann würde bei "Rauch aus dem Fenster" oder "Einlauf eines Brandmelders" ja auch nur jemand "erstmal gucken" fahren. Solltest Du in der Wohnung sein oder gar liegen und es brennt wirklich, wirst Du Dir wünschen, dass die schnellstmöglich mit Allem kommen, was sie haben.

Naja, also der Vergleich hinkt doch schon ziemlich, oder?  :scratch_one-s_head:  Wenn irgend wo ein Behälter mit Trefoil oder sonstigem radiologischen Kunstwerk gefunden wird, dann reicht es doch erst mal völlig, die Gefahrenstelle entsprechend abzusperren und dann mit Hirn und Sachverstand weiter vorzugehen. Wenn die Gefahrenstelle abgesperrt ist, dann besteht erst mal keine akute (Lebens-)Gefahr für andere, und dann muss man auch nicht völlig irrational mobil machen. Von dem Behälter geht dann nicht mehr oder weniger Gefährdung aus, wie bis zu seiner Entdeckung auch. Das ist bei einem Brand oder Gasleck, etc. doch meine ich etwas anders gelagert...

Wenn man dann nach sorgfältiger Sondierung durch sach- und fachkundiges Personal vor Ort feststellt, es ist weiteres Personal zur Gefahrenbeseitigung notwendig, dann kann man das in aller Ruhe und mit Bedacht nachalarmieren. Ich sehe da keinen Grund, was da drei Autos voller "Waldundwiesen-Feuerwehrleute"*) bringen soll, außer dass die Anzahl an gefährdeten Personen unnötig steigt...

*) bezogen auf die nukleare Gefahrenabwehr!

etalon

Zitat von: Peter-1 am 08. Februar 2023, 13:43...
Noch eine Frage:
Ist es strafbar einen Behälter falsch zu kennzeichnen? Was passiert wenn ich in meinem Keller auf eine Dose RADIUM schreibe? Es gab einmal RADIUM Glühbirnen. In der Dose können also Radium-Glühbirnen sein.

Alles nicht so einfach  >:(
Peter

Ja, grundsätzlich ist das ungerechtfertigte Verwenden von Gefahrensymbolen (gilt für alle) verboten (mWn. sogar strafbar). Ich finde nur gerade auf die Schnelle den entsprechenden Paragraphen nicht. Allerdings ist das meines Wissens nach wohl nie verfolgt oder sanktioniert worden, wird das Zeugs ja auf T-Shirts und was weiß ich noch wohin gedruckt...

Zugpferd

Schade um den schönen Container, jetzt ist er Bestandteil eines Verfahrens...
Ich musste in der Nukmed auch die Schilder vernichten auf den Kartons die bei uns ankamen. Davon durfte nichts ungeschreddert in den Müll.

DG0MG

Zitat von: etalon am 08. Februar 2023, 15:12Naja, also der Vergleich hinkt doch schon ziemlich, oder?  :scratch_one-s_head:  Wenn irgend wo ein Behälter mit Trefoil oder sonstigem radiologischen Kunstwerk gefunden wird, dann reicht es doch erst mal völlig, die Gefahrenstelle entsprechend abzusperren

Es ist kein Vergleich der Fälle. Natürlich sind die beiden Situationen komplett verschieden. Aber (im Allgemeinen) beginnen sie exakt gleich - nämlich mit einem Anruf in einer Leitstelle mit einer diffusen Lagemeldung: "hier .. an der Straßenecke brennts wahrscheinlich" oder "hier .. steht ein gelbes Ding mit einem Radioaktivitätszeichen im Keller, keine Ahnung!". Da differenziert der Disponent in der Leitstelle nicht zwischen "vielleicht nicht so schlimm" und "ganz schlimm", sondern er löst CBRN-Alarm aus. Sicher denselben, der auch bei einem Gefahrguttransport-Unfall auf der Autobahn ausgelöst wird - was dann genau passiert, ist halt vorher definiert.
Dass eine potentielle Gefahr sich nicht vergrößert, wie Du schreibst, weisst Du ja zu dem Zeitpunkt gar nicht. Es könnte z.B. ein Technetium-Generator sein, aus dem irgendwas flüssiges raussuppt. Eine Flasche mit irgendwelcher Nickel-Lösung hatten wir auch schonmal. Bitte nicht fragen, wie denn ein Tc-99m-Generator in den Keller eines Wohnhauses kommen sollte - Messgeräte mit GBq-Cs-137-Quellen fallen ja beim Straßentransport auch nicht einfach so auseinander.

Wenns aus einer Wohnung raucht, wird auch zu "Wohnungsbrand" alarmiert - mit Drehleiter und allem Pipapo.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier immer in der "Hinterher"-Perspektive diskutieren, also immer mehr wissen, als die Beteiligten, die mit Blaulicht aus der Wache fahren.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Hinterher ist man schlauer , stimmt !
Aber ich habe vor einigen Jahren miterlebt dass ein Rauchmelder in einem Lokal angeschlagen hat. Grund : Das WC ist im Untergeschoß und da hat mal wieder jemand geraucht.
Der Wirt kannte das und hat sofort alle Stellen, Feuerwehr, Polizei , Notruf usw. verständigt, dass es praktisch ein Fehlalarm war. Die Sirene war unerträglich und alle Gäste sind ins Freie geflüchtet. Nun standen wir im Hof und schauten nicht schlecht.
Notarzt, Krankenwagen 112 , Feuerwehr freiwillig und berufliche, Polizei, alle kamen. Da aber überall bekannt war, was geschehen war, gab es nur noch kopfschütteln. Dazu kam noch dass alle recht planlos durcheinander liefen und obwohl die Lage klar war, den Einsatz nicht abgebrochen haben.
Dann wurde es noch peinlich, als der Schlüssel zum Abstellen der Sirene nicht gefunden wurde. Nach einer Stunde Rückzug !
Der Wirt war nicht nur sauer sondern auch wütend, denn er hatte es ja als Fehlalarm sofort weitergegeben.
Dass danach keine Lobeshymnen auf den Einsatztrupp gesungen wurde dürfte verständlich sein.

Vermutlich war es aber 100% nach Vorschrift.
Frage: darf ein Alarm telefonisch nicht abgesagt werden?

Peter
Gruß  Peter

etalon

Zitat von: DG0MG am 08. Februar 2023, 16:08Es ist kein Vergleich der Fälle. Natürlich sind die beiden Situationen komplett verschieden. Aber (im Allgemeinen) beginnen sie exakt gleich - nämlich mit einem Anruf in einer Leitstelle mit einer diffusen Lagemeldung: "hier .. an der Straßenecke brennts wahrscheinlich" oder "hier .. steht ein gelbes Ding mit einem Radioaktivitätszeichen im Keller, keine Ahnung!". Da differenziert der Disponent in der Leitstelle nicht zwischen "vielleicht nicht so schlimm" und "ganz schlimm", sondern er löst CBRN-Alarm aus. Sicher denselben, der auch bei einem Gefahrguttransport-Unfall auf der Autobahn ausgelöst wird - was dann genau passiert, ist halt vorher definiert.

Nun, ich bin kein Feuerwehrmann, und du hast da sicher auch den tieferen Einblick als ich, aber wenn solche Prozesse im Vorfeld schon festgelegt sind, dann haben wir doch ein strukturelles Problem.

Dass der Mann auf der Leitstelle CBRN-Alarm auslöst ist ja in Ordnung, aber warum beinhaltet der fünf Trupps aus drei Bezirken, wovon nur einer (vielleicht!) für die Aufgabe qualifiziert ist? Da reicht doch der Eine zum Absperren und beurteilen der Lage und kann dann bei Bedarf nachalarmieren. Ich verstehe es ja, wenn irgend wo Öl ausläuft, denn eine Ölsperre aufbauen und Ölbinder verstreuen kann jeder Feuerwehrmann (nehme ich mal an). Aber bei CBRN sind die doch erst mal alle sinnfrei. Wenn der Spezialtrupp eine zu lange Anfahrt hat, dann schickt man ne Polizeistreife oder einen Löschtrupp zum Absperren des Gefahrenbereichs und wartet, bis die Profis da sind. Vorher kann doch eh keiner was machen?

Zitat von: DG0MG am 08. Februar 2023, 16:08...
Dass eine potentielle Gefahr sich nicht vergrößert, wie Du schreibst, weisst Du ja zu dem Zeitpunkt gar nicht. Es könnte z.B. ein Technetium-Generator sein, aus dem irgendwas flüssiges raussuppt. Eine Flasche mit irgendwelcher Nickel-Lösung hatten wir auch schonmal. Bitte nicht fragen, wie denn ein Tc-99m-Generator in den Keller eines Wohnhauses kommen sollte - Messgeräte mit GBq-Cs-137-Quellen fallen ja beim Straßentransport auch nicht einfach so auseinander.

Wenns aus einer Wohnung raucht, wird auch zu "Wohnungsbrand" alarmiert - mit Drehleiter und allem Pipapo.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier immer in der "Hinterher"-Perspektive diskutieren, also immer mehr wissen, als die Beteiligten, die mit Blaulicht aus der Wache fahren.

Das sehe ich eben nicht so. Was sollen denn die Feuerwehrleute vor Ort machen? Die müssen auch warten, bis die Profis eintreffen. Und egal wo irgend etwas raussuppt, es wird sich ohne geeignete Messtechnik und Schutzkleidung keiner in den Gefahrenbereich begeben. Dass sich dadurch die Gefahr vergrößert ist unwahrscheinlich. Dein beispielhafter Behälter (Tc-99m Generator) könnte da schon seit zwei Jahren suppen. Ist doch erst mal egal für die akute Gefahrenlage. Ich verstehe nicht, warum da solch ein (medienwirksames) Aufgebot hin muss? Bei einem verunglückten Radioaktivtransport kann ich ja verstehen, dass noch ein Löschzug da ist, um einen eventuellen Fahrzeugbrand zu bekämpfen oder Personenrettung durchzuführen. Aber diese Aufläufe, von denen man immer wieder hört und liest sind doch durch nichts zu rechtfertigen.  :unknw:

Ich bin vor vielen, vielen Jahren mal ein paar Jahre Rettungsdienst gefahren. Da gab es bei den Notrufen auf der Leitstelle die bekannten fünf W's, welche abgefragt wurden, und anhand der Antworten hat man dann den RTW oder den NAW oder/und den Hubschrauber rausgeschickt. Wir sind oft zu einem Notfall angefahren und haben dann nach erster Bewertung der Situation den Notarzt nachalarmiert. Aber eine grundsätzliche Präsenz aller verfügbaren Kräfte gab es nie. Warum ist das hier anders?

Wie gesagt, bei einem Brand oder ähnlichem ist Gefahr im Verzug, und da verstehe ich auch, wenn mal ein Löschtrupp mehr anrückt, als man eigentlich gebraucht hätte. Aber da kann auch jeder Löschtrupp etwas machen. In diesem Fall ist das aber nicht so und daher meines Erachtens strukturell falsch (und ich bin mir fast sicher, dass in keiner Notfallkarte steht: Alarmiere x Trupps, einer davon CBRN, denn dann müssten wir bei solchen Berichten ja immer von der selben Anzahl lesen/hören. Da scheint es mir aber doch deutlichste Differenzen in der panischen Einschätzung einer Gefahrensituation seitens der Leitstelle zu geben).

Zugpferd

Zitat von: DG0MG am 08. Februar 2023, 16:08Bitte nicht fragen, wie denn ein Tc-99m-Generator in den Keller eines Wohnhauses kommen sollte.
Das ist ganz einfach, in dem Gebäude ist auch ein Nuklearmediziner eingemietet.

Ich sollte in meiner Praktikumszeit bei einem Nuklermediziner einen Wagen mit einer Gasflasche in den Keller fahren und eine neue holen. Ich hab einfach den Schlüssel bekommen und die Nummer des Abstellraumes.
Bin also runter ohne Fahrstuhl aus dem ersten Stock, schloss den Raum auf und der Keller sah aus wie mein Zimmer, alles wüst abgestellt tausende Kartons gestapelt. Ich hab also ein Flaschenlager gesucht und direkt neben der Tür auch gefunden. Flasche getauscht und beim abfummeln der Ketten hab ich mir den Raum angesehen. Da standen mindestens acht Molybdän Tc99m Generatoren, zig Einzel Bleiabschirmbehälter und HEUL eine komplette Bleiburg.
Flasche getauscht damit hoch. Zum Feierabend den Arzt gefragt ob ich da mal aufräumen darf im Keller... liebend gerne sagte er, er schaffe das nicht und die Mädels stellen einfach nur rein. Ach und wenn du was brauchst nimm mit, der ganze Scheiss muss weg. Was also passierte? Er gab mir den Schlüssel zurück und sagte bring mir den Morgen einfach wieder, dann kannst du dir abends rausholen was du brauchst...
Und was hab ich gemacht? Drei Tc99m Generatoren mitgenommen, 15 Bleiabaschirmungen von Tc99m Generatoren im Auto verteilt, da inzwischen mein Auto tiefer gelegt war. Ich wollte unbedingt die Bleiburg haben, die stand leider nur ganz hinten. Ein dickes Bleiglasfenster hab ich mitgenommen und dann war Feierabend bei meinem Polo Steilheck, die Reifen saßen auf den Radkästen. Bin also nach Hause ohne die Bleiburg. Nächsten Tag dem Arzt den Schlüssel gegeben und ihn gebeten mit mir nach unten zu kommen. Alles schön aufgeräumt, eine Ecke Sperrmüll mit den Leeren Generatoren und Krimskrams und ihm dann gesagt ich würde heute gerne die Bleiburg mitnehmen. Die fand er dann aber wieder so toll das er sagte nein, die behalte er erstmal weil die ja noch gut aussieht. HEUL!

Trotz meiner ganzen jetzigen Bleiquellen die ich beruflich habe glaube ich habe ich aus diesem damaligen Ereignis den Hauptteil meiner Bleibausteine gegossen. Das war abartig viel und hinten linker Reifen hatte ne neue Längsrille. Habe sogar in den Motorraum Bleidosen gelegt!

Also in einem Kellerraum eines Wohnhauses können Tc99m Generatoren liegen spätestens in meinem jetzt. In allen anderen Einrichtungen wo ich war wurden die Generatoren übrigens alle leer wieder zurück geschickt. Im Ringtausch mit weissem 7a Schild. Nur bei dem Niedergelassenen scheinbar nicht.

NoLi



Dieses "Faß" sieht sehr nach einem Exemplar der Blei-Abschirmbehälter des BLSV (Bundesluftschutzverbandes) für deren Ra-226 Strahlenquellen (Aktivität 2,22 MBq) und später Cs-137 Strahlenquellen (366 kBq) aus:

http://download.gsb.bund.de/BBK/Magazin/BBK_Bevoelkerungsschutz196602.pdf
(siehe Heft-Seite 17)

http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Magazin/BBK_Bevoelkerungsschutz197712.pdf
(siehe Heft-Seite 13)


Zitat von: etalon am 08. Februar 2023, 18:05Nun, ich bin kein Feuerwehrmann, und du hast da sicher auch den tieferen Einblick als ich, aber wenn solche Prozesse im Vorfeld schon festgelegt sind, dann haben wir doch ein strukturelles Problem.

Dass der Mann auf der Leitstelle CBRN-Alarm auslöst ist ja in Ordnung, aber warum beinhaltet der fünf Trupps aus drei Bezirken, wovon nur einer (vielleicht!) für die Aufgabe qualifiziert ist? Da reicht doch der Eine zum Absperren und beurteilen der Lage und kann dann bei Bedarf nachalarmieren. Ich verstehe es ja, wenn irgend wo Öl ausläuft, denn eine Ölsperre aufbauen und Ölbinder verstreuen kann jeder Feuerwehrmann (nehme ich mal an). Aber bei CBRN sind die doch erst mal alle sinnfrei. Wenn der Spezialtrupp eine zu lange Anfahrt hat, dann schickt man ne Polizeistreife oder einen Löschtrupp zum Absperren des Gefahrenbereichs und wartet, bis die Profis da sind. Vorher kann doch eh keiner was machen?
...
In der Struktur der Feuerwehr gibt es eine, im Vorfeld ausgeklügelte, Alarm- und Ausrückeodnung (AAO), welche bei eingehenden (Alarm)Stichworten greift. In dieser AAO ist die Alarmierungskette (Mannschaften und Fahrzeuge) hinterlegt, die Alarmierung der vorgesehenen Einsatzkräfte erfolgt bei entsprechenden Stichworteneingaben des Leitstellen-Disponenten automatisch. Hier kann und darf der Disponent nicht eingreifen und nach Gutdünken selbstständig entscheiden!!!
Die wie hier im Strahlenschutz eingesetzten Kräfte haben sich in der Regel mit Kenntnisse und Equipment auf einzelne Aufgabengebiete spezialisiert (Einsatzleitung; Messen und Spüren; Absperren, Kennzeichnen und Überwachen; Dekontamination; Wasserversorgung;...) und setzen sich aus verschiedenen Feuerwehrabteilungen oder Wehren zu einem Strahlenschutzzug zusammen. Durch diese Aufgabensplittung ist sichergestellt, dass immer genügend sachkundiges Einsatzpersonal auch bei unvorhergesehenen Situationsausweitungen vor Ort ist und sofort darauf reagiert werden kann.

Zitat von: etalon am 08. Februar 2023, 18:05...
Das sehe ich eben nicht so. Was sollen denn die Feuerwehrleute vor Ort machen? Die müssen auch warten, bis die Profis eintreffen. Und egal wo irgend etwas raussuppt, es wird sich ohne geeignete Messtechnik und Schutzkleidung keiner in den Gefahrenbereich begeben.
...
Wer in einem Gefahrgutzug / Strahlenschutzzug mitwirkt, hat neben der feuerwehrtechnischen Ausbildung auch eine zusätzliche Spezialausbildung, theoretisch und praktisch, für den sachgemäßen Umgang mit dem Spezialequipment und den Erstbeurteilungen der Ergebnisse auf der zuständigen Landesfeuerwehrschule absolviert. Somit können unverzüglich Sofortmaßnahmen zur Lageeinschätzung und möglichen Gefahrenabwehr eingeleitet werden, bis "die Profis" eintreffen.

Wer sind eigentlich "die Profis"? :unknw:

Zitat von: etalon am 08. Februar 2023, 18:05...
Ich bin vor vielen, vielen Jahren mal ein paar Jahre Rettungsdienst gefahren. Da gab es bei den Notrufen auf der Leitstelle die bekannten fünf W's, welche abgefragt wurden, und anhand der Antworten hat man dann den RTW oder den NAW oder/und den Hubschrauber rausgeschickt. Wir sind oft zu einem Notfall angefahren und haben dann nach erster Bewertung der Situation den Notarzt nachalarmiert. Aber eine grundsätzliche Präsenz aller verfügbaren Kräfte gab es nie. Warum ist das hier anders?
...
Hmmm...nach meinem Verständnis braucht man einen Notarzt, wenn es wirklich kritisch ist oder erscheint...und dann noch zusätzlich darauf warten müssen? :unknw: 
Nun, ich denke, beim Rettungsdienst ist auf Grund der Aufgaben- und Personalstruktur die Situation anders gelagert und wird auch schon ihren Sinn haben.

Norbert

etalon

Zitat von: NoLi am 10. Februar 2023, 19:42...
In der Struktur der Feuerwehr gibt es eine, im Vorfeld ausgeklügelte, Alarm- und Ausrückeodnung (AAO), welche bei eingehenden (Alarm)Stichworten greift. In dieser AAO ist die Alarmierungskette (Mannschaften und Fahrzeuge) hinterlegt, die Alarmierung der vorgesehenen Einsatzkräfte erfolgt bei entsprechenden Stichworteneingaben des Leitstellen-Disponenten automatisch. Hier kann und darf der Disponent nicht eingreifen und nach Gutdünken selbstständig entscheiden!!!
...

Mag sein, aber warum sehen wir dann für ein und die selbe Ausgangssituation mal 5 Fahrzeuge und mal 20, wenn es da solch starre und unbeugsame Alarmierungsketten gibt. Am Disponent kann es ja nach deiner Aussage nicht liegen...

Zitat von: NoLi am 10. Februar 2023, 19:42...
Die wie hier im Strahlenschutz eingesetzten Kräfte haben sich in der Regel mit Kenntnisse und Equipment auf einzelne Aufgabengebiete spezialisiert (Einsatzleitung; Messen und Spüren; Absperren, Kennzeichnen und Überwachen; Dekontamination; Wasserversorgung;...) und setzen sich aus verschiedenen Feuerwehrabteilungen oder Wehren zu einem Strahlenschutzzug zusammen. Durch diese Aufgabensplittung ist sichergestellt, dass immer genügend sachkundiges Einsatzpersonal auch bei unvorhergesehenen Situationsausweitungen vor Ort ist und sofort darauf reagiert werden kann.
...

Ja, zweifellos. Eben ein CBRN-Zug. Aber du willst mir jetzt nicht wirklich verkaufen, dass jede hinzugezogene freiwillige Dorffeuerwehr aus dem Umkreis solch eine Spezialausbildung samt entsprechender Ausrüstung hat? Bei der unseren kann ich das auf jeden Fall ausschließen.

Und diese Spezialkräfte meine ich mit Profis. Ich vermute mal, solche Leute sind Teil von Berufsfeuerwehren in größeren Städten, und haben daher je nach dem auch mal eine etwas längere Anreise. Alle anderen 15 Fahrzeuge werden dort doch nicht benötigt. Aber ich wiederhole mich...

Zitat von: NoLi am 10. Februar 2023, 19:42...
Hmmm...nach meinem Verständnis braucht man einen Notarzt, wenn es wirklich kritisch ist oder erscheint...und dann noch zusätzlich darauf warten müssen? :unknw: 
...

Sicher, aber das zeigt sich halt oft erst, wenn fachkundiges Personal vor Ort ist... Keine Ahnung, wieviele Notärzte samt Fahrzeuge es bei dir im Kreis gibt, aber da bei jedem Notruf ohne Indikation schon gleich mal den Notarzt rausschicken, geht wohl in 99,99% der Kreise in DE nicht.

NoLi

Zitat von: etalon am 10. Februar 2023, 20:32Mag sein, aber warum sehen wir dann für ein und die selbe Ausgangssituation mal 5 Fahrzeuge und mal 20, wenn es da solch starre und unbeugsame Alarmierungsketten gibt. Am Disponent kann es ja nach deiner Aussage nicht liegen...
...
Ja, zweifellos. Eben ein CBRN-Zug. Aber du willst mir jetzt nicht wirklich verkaufen, dass jede hinzugezogene freiwillige Dorffeuerwehr aus dem Umkreis solch eine Spezialausbildung samt entsprechender Ausrüstung hat? Bei der unseren kann ich das auf jeden Fall ausschließen.

Und diese Spezialkräfte meine ich mit Profis. Ich vermute mal, solche Leute sind Teil von Berufsfeuerwehren in größeren Städten, und haben daher je nach dem auch mal eine etwas längere Anreise. Alle anderen 15 Fahrzeuge werden dort doch nicht benötigt. Aber ich wiederhole mich...
Feuerwehr ist (leider) Sache der einzelnen Kommunen und der Landkreise. Lediglich Dienstverordnungen und Ausbildung sind Landes- oder Bundesvorgaben; letztere, wenn alle Länderinnenminister zugestimmt haben.

Jeder Land- und Stadtkreis erstellt seine Alarm- und Ausrückeordnung nach den in seinem Ausrückebereich vorhandenen Gegebenheiten (z.B. nur umschlossene Strahler; nur offene Strahler; umschlossene und offene Strahler; nur Röntgenanlagen; etc...) und hält somit auch unterschiedlich entsprechendes Material und geschultes Einsatzpersonal vor. Gerade im ländlichen Bereich sind solche Genehmigungsinhaber, Anlagen und Firmen selten bis gar nicht vertreten, da gibt es auch bei den örtlichen dörflichen Wehren kein entsprechendes Equipment und ausgebildetes Personal. Dafür "hält man sich" in der Regel wiederum pro Landkreis einen Standort mit einer Stützpunkt-Wehr, welche auch den Gefahrstoffbereich abdecken kann, oder man trifft entsprechende Vereinbarungen mit den Nachbarkreisen.
In den Städten sieht dies anders aus, da müssen gesetzlich ab 100.000 Einwohner Berufsfeuerwehren sein, welche wiederum durch Freiwillige Wehren (z.B. auch CBRN-Einheiten) unterstützt werden. Unter 100.000 Einwohner gibt es meistens eine Art rudimentäre Berufsfeuerwehr aus ein paar städtischen Bediensteten (häufig vom Bauhof), welche sich neben ihren originären Tätigkeiten auch um Gerätehaus, Fahrzeuge und Ausrüstung kümmern; die meiste Last liegt hier trotzdem bei den Freiwilligen Ortsteil-Wehren.
Während Freiwillige Feuerwehren bezüglich Fahrzeugtypen und Fahrzeugbeladungen an Landesnormen gebunden sind, haben "richtige" Berufsfeuerwehren auf diesem Gebiet Entscheidungsfreiheit.

Norbert


DG0MG

Zitat von: NoLi am 10. Februar 2023, 19:42Dieses "Faß" sieht sehr nach einem Exemplar der Blei-Abschirmbehälter des BLSV (Bundesluftschutzverbandes) für deren Ra-226 Strahlenquellen (Aktivität 2,22 MBq) und später Cs-137 Strahlenquellen (366 kBq) aus:

Ttasächlich sieht das so aus. Und das einzige Problem ist halt das Trefoil - wenn das nicht draufgewesen wäre, hätte es den Einsatz nicht gegeben.

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https://www.fraenkischertag.de/lokales/hoechstadt-herzogenaurach/blaulicht/entwarnung-in-erlangen-nach-befuerchteter-strahlung-behaelter-war-nicht-radioaktiv-art-228018

"Bei Kontrollgang entdeckt
Bei einem Kontrollgang hatte ein Mitarbeiter der Hausverwaltung das Gefäß mit einem Warnhinweis auf Radioaktivität entdeckt. Deb Bereich wurde abgesperrt. Messungen ergaben keine erhöhten Strahlenwerte, es wurde nur die natürliche Umgebungsstrahlung festgestellt, so dass Entwarnung gegeben wurde.

Leeres Behältnis war fachgerecht entsorgt
Wie sich herausstellte, handelte es sich um ein leeres Transportbehältnis, welches nach dem Einsatz fachgerecht entsorgt worden war. Es ging demnach keinerlei Gefahr für die Anwohner aus.
"

Vielleicht sollte man bei einer "fachgerechten Entsorgung" auch darauf achten, dass Gefahrgutkennzeichnungen entfernt werden? Oder meint der Artikel, dass das Behältnis nach dem jetzigen Einsatz fachgerecht entsorgt worden ist:o Deutsche Sprache, schwere Sprache.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi