Kinder finden Bleibehälter - Atomeinsatz ausgelöst

Begonnen von Henri, 02. Januar 2023, 01:31

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Henri

"Kinder entdecken beim Spielen auf altem Fabrikgelände in Ribnitz-Damgarten Behälter mit eventuellem radioaktiven Material."


Der Beitrag ist schon etwas älter, aus 2016. Bemerkenswert ist, dass es sich tatsächlich um mehrere verwaiste Quelle gehandelt zu haben scheint - einer der anscheinend drei Abschirmbehälter (10 mCi Cs-137) wird bei 1:17 gezeigt.



Hier noch ein paar Print-Artikel:

https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/vorpommern-ruegen/ribnitz-damgarten/strahlenalarm-sorgt-fuer-grosseinsatz-auf-bestwood-gelaende-XXNXJJ4DL6CY6LGWXD6267WU4I.html

https://www.svz.de/deutschland-welt/mecklenburg-vorpommern/artikel/kinder-finden-bleibehaelter-atomeinsatz-ausgeloest-40436547

Die sogenannte "abgesetzte Messung" wurde anscheinend von oben aus dem Drehleiter-Korb (svz-Artikel, letztes Bild) durchgeführt?  :unknw:  ;D

Ich habe leider nichts darüber finden können, was die Untersuchung der Abschirmbehälter eine Woche später ergeben hat.

DG0MG

Also die Zivilverteidigung der DDR hatte ganz bestimmt keine Präparate aus Schweden zum Überprüfen ihrer Messgeräte:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

10mCi ist ja auch schon ne ganze Menge: 32,5 µSv/h in 1 m.
Ich denke, der Strahler hatte eher eine technische Verwendung (Füllstandsmessung etc.) an einer importierten Apparatur.

Ah, der erste Zeitungsartikel meint das auch:

"Bei den Fundstücken handelt es sich wahrscheinlich um radiometrische Messeinrichtungen, sogenannte Dichtemessgeräte, welche mit dem radioaktiven Cälsium 137 in Verbindung stehen könnten. Solche Teststrahler sind im damaligen Faserplattenwerk für den Produktionsprozess eingesetzt worden."
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Zitat von: Henri am 02. Januar 2023, 01:31Ich habe leider nichts darüber finden können, was die Untersuchung der Abschirmbehälter eine Woche später ergeben hat.

https://www.welt.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/article156041731/Keine-Strahlung-in-gefundenen-Behaeltern.html

"Ein Sachverständiger habe an den untersuchten Behältern keinerlei Kontamination festgestellt, teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales am Dienstag in Rostock mit."

Eigentlich ist das der schlimmere Fall, dass die Behälter leer waren, denn nun weiß niemand, wo die Strahler sich jetzt befinden. Ich kann mir auch nicht so richtig ein Szenario vorstellen, wie es auf "regulärem" Weg dazu gekommen sein kann, dass die Abschirmgehäuse ohne Strahler in der Gegend rumliegen. Man sieht auf den Fotos eine Art Flansch, mit dem die Strahlenquelle an der Maschine festgeschraubt wird und einen abschließbaren Handknebel (a la "Garagentor") zum Öffnen/Sichern der Strahlenquelle. Wenn der Strahler von einer sachkundigen Firma abgebaut und zum Entsorgen gebracht wird, würde das doch bestimmt mit samt dem Abschirmbehälter erfolgen?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Zugpferd

Zitat von: DG0MG am 02. Januar 2023, 09:17Eigentlich ist das der schlimmere Fall, dass die Behälter leer waren, denn nun weiß niemand, wo die Strahler sich jetzt befinden. Ich kann mir auch nicht so richtig ein Szenario vorstellen, wie es auf "regulärem" Weg dazu gekommen sein kann, dass die Abschirmgehäuse ohne Strahler in der Gegend rumliegen. Man sieht auf den Fotos eine Art Flansch, mit dem die Strahlenquelle an der Maschine festgeschraubt wird und einen abschließbaren Handknebel (a la "Garagentor") zum Öffnen/Sichern der Strahlenquelle. Wenn der Strahler von einer sachkundigen Firma abgebaut und zum Entsorgen gebracht wird, würde das doch bestimmt mit samt dem Abschirmbehälter erfolgen?

So anders kann man es sehen... keine Kontamination heisst nicht das kein Strahler drin war sondern der günstigere Fall das die Cäsium Kapsel nicht beschädigt ist... So mein Verständnis. Ich überlege ob ich Bescheid gegeben hätte... endlich mal eine aktive Cs Quelle... das ,machen zumindest die Sachveratändigen, prüfen ob die Quellen dicht sind.

DG0MG

Hm, das klingt logisch - wäre aber natürlich eine .. hm .. extrem grenzwertige Berichterstattung. Immerhin heisst die Überschrift: "Keine Strahlung in gefundenen Behältern" und ein weiterer Satz aus dem Artikel:
"Die Ende Mai in Ribnitz-Damgarten gefundenen und als radioaktiv gekennzeichneten Behälter haben keine gefährlichen Stoffe enthalten."

Da das Informationen sind, die von einem Landesamt gestreut werden, sollte das schon so stimmen, Deine Interpretation wäre das komplette Gegenteil.

Ganz schlimm wäre es aber nun, wenn das Landesamt nur gesagt hat: "keine Kontamination" und die Presse daraus SELBSTSTÄNDIG und im guten Glauben "keine radioaktiven Stoffe" macht.

Wir hatten doch schon Listen des BfS mit radiologischen Vorkommnissen - gabs da in Mai/Juni 2016 einen Eintrag für Mecklenburg-Vorpommern?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 02. Januar 2023, 10:38Hm, das klingt logisch - wäre aber natürlich eine .. hm .. extrem grenzwertige Berichterstattung. Immerhin heisst die Überschrift: "Keine Strahlung in gefundenen Behältern" und ein weiterer Satz aus dem Artikel:
"Die Ende Mai in Ribnitz-Damgarten gefundenen und als radioaktiv gekennzeichneten Behälter haben keine gefährlichen Stoffe enthalten."
...
Meistens werden umschlossene "Produktions"strahler separat an Industrieanlagen geliefert und in vorhandene, der Anlage angepasste Abschirmbehälter eingebaut und betrieben.
Bei den beiden Bleibehältern wird es sich um diese Lieferbehälter handeln, welche z.B. auch bei Strahlerwechsel zur Rücksendung zum Hersteller (oder Entsorgung) verwendet werden. Die originären Cs-137-Strahler wurden höchstwahrscheinlich mitsamt den anlagenangepassten Abschirmbehältern ausgebaut und entsorgt, diese leeren Transportabschirmbehälter blieben übrig.
Oder es war umgekehrt: die Strahler wurden mit den Transportbehältern entsorgt, die leeren Anlagenbehälter blieben übrig und wurden aufgefunden. Denn eigentlich haben Transportabschirmbehälter keine Montagemöglichkeiten wie Flansche und (Schutz)Bügel.

Norbert

Henri


"Auf einem Kieshaufen lagen ein verschlossener gelber Aufbewahrungsbehälter, ein sogenannter Strahlenschirm, in einer Werkshalle befand sich ein weiterer Strahlenschirm und ein Transportbehältnis mit Griffen."

Zitat von: DG0MG am 02. Januar 2023, 09:17Eigentlich ist das der schlimmere Fall, dass die Behälter leer waren

Das war auch mein Gedanke. Wenn so ein Transportbehälter rumliegt, dürfte er eigentlich nicht leer sein. Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Strahler bei der Demontage  in der Produktionsanlage verblieben wären. Dort sind sie ja zu einer Seite hin nicht geschirmt (man nutzt die Strahlung...), das heißt sowohl beim Abbau der Anlage als auch dem Transport der Anlagenteile hätte eine Strahlenexposition stattgefunden.

Wenn es sich bei dem Fund um Anlagenteile handelte, warum hat man die dann nicht verschrottet zusammen mit dem restlichen Material? Bei € 4,50 fürs kg Blei dürfte da einiges an Wert liegengeblieben sein...


NoLi

Diese Produktkontrollstrahlerabschirmbehälter besitzen Strahlenschieber, u.a. für Wartungsarbeiten... ;)

Norbert

Henri

Zitat von: NoLi am 02. Januar 2023, 14:48Diese Produktkontrollstrahlerabschirmbehälter besitzen Strahlenschieber, u.a. für Wartungsarbeiten... ;)

Norbert

Aber als Transportbehältnis hätten die doch keine Zulassung?

DG0MG

Hier nochmal ein Foto eines der gefundenen Objekte. Auch wenn da Griffe (zum Transport) dran sind, halte ich das schon für das Ding, das dann auch in der Produktion an der Maschine angebracht ist:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: Henri am 02. Januar 2023, 14:52...
Aber als Transportbehältnis hätten die doch keine Zulassung?
Das stimmt. Aber es gibt dafür Umverpackungen, z.B. Freigestelltes Versandstück (bis 50kg max.); IP-1/2/3; Typ-A.

Norbert

Tothem

Zitat von: Henri am 02. Januar 2023, 14:44"Auf einem Kieshaufen lagen ein verschlossener gelber Aufbewahrungsbehälter, ein sogenannter Strahlenschirm, in einer Werkshalle befand sich ein weiterer Strahlenschirm und ein Transportbehältnis mit Griffen."

Zitat von: DG0MG am 02. Januar 2023, 09:17Eigentlich ist das der schlimmere Fall, dass die Behälter leer waren

Das war auch mein Gedanke. Wenn so ein Transportbehälter rumliegt, dürfte er eigentlich nicht leer sein. Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Strahler bei der Demontage  in der Produktionsanlage verblieben wären. Dort sind sie ja zu einer Seite hin nicht geschirmt (man nutzt die Strahlung...), das heißt sowohl beim Abbau der Anlage als auch dem Transport der Anlagenteile hätte eine Strahlenexposition stattgefunden.

Wenn es sich bei dem Fund um Anlagenteile handelte, warum hat man die dann nicht verschrottet zusammen mit dem restlichen Material? Bei € 4,50 fürs kg Blei dürfte da einiges an Wert liegengeblieben sein...



Ich kenne Leute auf der ganzen Welt, die sich der Plünderung solcher Container oder anderer radioaktiver Stoffe widmen, die sie finden, wenn sie auf "Urban Exploration" unterwegs sind.

Zum Beispiel. gab es in der ehemaligen Sowjetunion Feuermelder, die in alten Industrieanlagen noch erhebliche Mengen an Plutonium enthalten, die sogenannten KI-, RID-1- und RID-6M-Detektoren, die gestohlen werden und überall landen...

So könnte es aussehen...



Meistens ist es aus persönlichem Interesse, wie ich, bevor ich erwischt wurde, aber es gibt wahrscheinlich Leute, die weniger angenehme Absichten haben, radioaktives Material zu sammeln ...

Sie kümmern sich nicht um ihre eigene Sicherheit!
Entschuldigung für eventuelle Rechtschreib- und Grammatikfehler, ich verwende Google Translate

Lennart

Solche Rauchmelder hatte Bionerd23 damals massenweise im Rechenzentrum der Duga-Anlage gefunden (https://www.youtube.com/watch?v=A-UXWh4Rj_E). Wenn auf Youtube die Alpha-Empfindlichkeit von Geigerzählern mit Pu-Quellen demonstriert wird, muss man nicht lange überlegen wo die Leute sowas herbekommen.

Ich denke aber, dass starke Quellen von Gamma- oder Neutronenstrahlung nochmal eine andere Hausnummer sind, wenn man sich die Unfälle in Goiania oder Samut Prakan so anschaut.

Die eingemauerte Kapsel von Kramatorsk dürfen wir an dieser Stelle auch nicht vergessen.

So kann man den Neuerwerb von Zählinstrumenten auch immer gut rechtfertigen. Wenn jemand sagt: "Hey du gibst dafür zu viel Geld aus" muss man einfach nur diese drei Wikipedia-Artikel vorzeigen und alles ist geklärt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Goi%C3%A2nia-Unfall
https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearunfall_von_Samut_Prakan
https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearunfall_von_Kramatorsk

Zugpferd


Zugpferd

Zitat von: Lennart am 03. Januar 2023, 16:04Solche Rauchmelder hatte Bionerd23 damals massenweise im Rechenzentrum der Duga-Anlage gefunden (https://www.youtube.com/watch?v=A-UXWh4Rj_E). Wenn auf Youtube die Alpha-Empfindlichkeit von Geigerzählern mit Pu-Quellen demonstriert wird, muss man nicht lange überlegen wo die Leute sowas herbekommen.

Ich denke aber, dass starke Quellen von Gamma- oder Neutronenstrahlung nochmal eine andere Hausnummer sind, wenn man sich die Unfälle in Goiania oder Samut Prakan so anschaut.

Die eingemauerte Kapsel von Kramatorsk dürfen wir an dieser Stelle auch nicht vergessen.

So kann man den Neuerwerb von Zählinstrumenten auch immer gut rechtfertigen. Wenn jemand sagt: "Hey du gibst dafür zu viel Geld aus" muss man einfach nur diese drei Wikipedia-Artikel vorzeigen und alles ist geklärt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Goi%C3%A2nia-Unfall
https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearunfall_von_Samut_Prakan
https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearunfall_von_Kramatorsk

ich finde die Berichte der IAEA noch besser muss ich sagen:
Beispiel:
https://www.iaea.org/publications/3684/the-radiological-accident-in-goiania