Radiumfarbe, Leuchtfarbe

Begonnen von DG0MG, 08. August 2019, 18:00

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DL8BCN

Hallo, wenn kein Geigerzähler vorhanden ist um es zu testen, könnte folgendes klappen:
Sperre die Uhr für eine längere Zeit, vieleicht so 2-3 Wochen in eine absolut lichtdichte Kiste.
Dann nach dieser Wartezeit nimmst du die Kiste mit in einen komplett abgedunkelten Raum und machst sie auf.
Dann schaust du dir die Leuchtziffern an, ob sie noch leuchten.
Wenn ja, dann wurden sie wahrscheinlich vom radioaktiven Radium angeregt.
Wenn nein, gibt es 2 Möglichkeiten:
1. Es sind nur nachleuchtende Ziffern, ohne Radium, also ungefährlich, oder:
2. Es sind radiumhaltige Ziffern, die so alt sind, daß der Leuchtstoff im laufe der Jahrzehnte verbraucht ist und nicht mehr leuchtet. Der Leuchtstoff sieht dann bräunlich, nicht grün aus.Dann kann aber immer noch Strahlung da sein.
Aber wenn ich es richtig gelesen hatte, leuchten die Ziffern ja, mindestens wenn man sie vorher mit Licht angestrahlt hat.
Ich hoffe ich habe es halbwegs verständlich erklärt und nicht zur kompletten Verwirrung beigetragen.
Ansonsten kann es ja noch mal ein erfahrenes Forenmitglied erklären.

NoLi

#91
Es kommt auf den Radiumgehalt der Leuchtfarbe an:

-  "viel" Radium: Leuchtfarbe ist bräunlich und leuchtet so gut wie nicht mehr mit Lichtanregung und von selbst: Radioaktivität stärker.
-  wenig Radium:  Leuchtfarbe ist grünlich und leuchtet mit Lichtanregung stark und schwach von selbst; Radioaktivität schwächer.
-  Sehr alte Leuchtfarbe (i.d.R. vor 1945), bräunlich: Leuchtfarbe enthielt Radium-228, Radioaktivität ist abgeklungen. Kann aber auch Radium-226 enthalten, Radioaktivität ist noch deutlich vorhanden ud messbar.
-  Nicht so alte Leuchtfarbe, bräunlich bzw. mehr gräulich: Farbe hat Feuchtigkeit gezogen und war nie radioaktiv.
-  Nicht so alte Leuchtfarbe (ab ca. 1970), grünlich: die Leuchtfarbe enthielt Pm-147 zur Dauerlichtanregung, die Radioaktivität ist mittlerweile abgeklungen und nicht mehr messbar.

Norbert

DG0MG

Ich wiederhole gern nochmal:

Zitat von: wrdmstr inc. am 27. Juni 2022, 21:23mach doch fotos von den weckern
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Storm

#93
Zitat von: DL8BCN am 28. Juni 2022, 13:25Hallo, wenn kein Geigerzähler vorhanden ist um es zu testen, könnte folgendes klappen

doch ich habe einen GS..aber ich möchte die Uhr ungern öffnen und von außen konnte ich nichts auffälliges messen.

Zitat von: DL8BCN am 28. Juni 2022, 13:25Wenn nein, gibt es 2 Möglichkeiten:
und eine Dritte Möglichkeit, dass es sich um Tritium handelt ..

Zitat von: DG0MG am 28. Juni 2022, 14:19Ich wiederhole gern nochmal:

Zitat von: wrdmstr inc. am 27. Juni 2022, 21:23mach doch fotos von den weckern

Es handelt sich nicht um einen Wecker sondern eine Armbanduhr.
Ich hab sie vor ein paar Wochen doch lieber in den Keller gebracht und muss sie erst suchen, dann mach ich gerne ein Foto ;)
 


Die Uhr kann ich auch entsorgen, mir geht es jetzt eher um meine Kommode und wo sie sonst noch überall herumlag.
Selbst wenn es sich um eine Radium-oder Tritium Uhr handeln würde, wäre dass dann nicht so tragisch oder ? oder wie müsste ich mir so eine Kontamination vorstellen ? Geht das dann in den Staub über der sich anlagert oder ins Holz der Kommode oder wie sieht das aus ?
Ein Bekannter von mir ( Physiker und lebt leider nicht mehr), sagte immer:

"Einfach den Zähler dran halten und messen und wenn es unter 0,3µSv pro Sekunde ist, dann ist es harmlosDas entspricht dann 19µSv/Minute etc. pp.
Das ist eine grobe, grobe Verallgemeinerung bzw. Faustregel ... aber sie stimmt und reicht vollkommen aus um die Sicherheit von Menschen zu garantieren."

Sehr ihr das auch so ??

Danke und LG  :)
Wissen ist der beste Weg seine Ängste zu bekämpfen

Henri

Zitat von: Storm am 28. Juni 2022, 15:12und wenn es unter 0,3µSv pro Sekunde

Pro SEKUNDE??? Oha  :o    ;)

Das sind dann also 0,3 µSv/s * 3600s = 1080 µSv/h = 1 mSv/h = das, was man als nicht beruflich strahlenexponierte Person im Jahr zusätzlich aufgebürdet bekommen darf.

Na ja wenn die 1 mSv/h jetzt aus einem gekapselten Teststrahler kommen, ist das eine Sache, aber wenn man das an einem Pülverlein mißt, was jemand anderes gerade versehentlich verschüttet hat, schon wieder eine ganz andere...

"Einfach den Zähler dranhalten" ist auch nicht so simpel, was hat man denn überhaupt für Strahlungsarten? Wieviel davon hat man noch in etwas Abstand? In etwas mehr Abstand? Wendet man das Gerät korrekt an, oder misst man gerade Mist, weil z.B. ß-Strahlung vom Gerät als Gammastrahlung fehlinterpretiert wird, oder das Gerät gar nicht empfindlich für Betastrahlung ist, man diese aber hauptsächlich vorliegen hat?

Physiker sind generell "hart im Nehmen", aber da wir ja noch über den Bereich der stochastischen Strahlenschäden reden (wenn einem also nicht gleich das Haupthaar in Büscheln ausfällt, sondern in 10 Jahren entweder der Krebs kommt oder halt auch nicht :vampire: ), kann man gar nicht ohne weiteres sagen, ob diese "Faustregel" jetzt Sinn macht oder nicht. Das hängt von der persönlichen Risikobereitschaft (als Physiker) ab.  :crazy: Für alle anderen gelten die gesetzlichen Regeln.

Viele Grüße!

Henri

DG0MG

Zitat von: Storm am 28. Juni 2022, 15:12"Einfach den Zähler dran halten und messen und wenn es unter 0,3µSv pro Sekunde ist, dann ist es harmlosDas entspricht dann 19µSv/Minute etc. pp.
Das ist eine grobe, grobe Verallgemeinerung bzw. Faustregel ... aber sie stimmt und reicht vollkommen aus um die Sicherheit von Menschen zu garantieren."

Sehr ihr das auch so ??

Nein.
Das kann man unmöglich so stehen lassen, weil es GROB FALSCH ist. Ich denke aber, *SO* hat das Dein Bekannter auch nicht gesagt.

Mikrosievert pro Sekunde ist eine eher unübliche Einheit, keine Ahnung ob man vielleicht in Atomkraftwerken so misst. 0,3 µSv/Sekunde sind (x3600) 1080 µSv/h, also mehr als 1 mSv/h. Das ist so viel, dass man da möglichst schnell Abstand gewinnen müsste.
Vielleicht hat er gesagt: "<0,3 µSv/h ist ist okay".
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Dosisleistungsanzeigen "pro Sekunde" werden eigentlich nur in der Strahlentherapie für Messungen im Nutzstrahl verwendet.
Somit dürfte in der Physiker-Aussage "µSv pro Stunde (µSv/h)" gemeint sein, was Dosisleistungsmessgeräte zum Strahlenschutz ausschliesslich anzeigen.

Norbert

NuclearPhoenix

Zitat von: NoLi am 28. Juni 2022, 09:59Die Tritium-Aktivität jeder Uhr lag zwischen 300 MBq und 1.000 MBq.

Ach krass, das waren ja ganz schöne Strahler... hätte ich nicht gedacht (bin viel zu verwöhnt von den ganzen kleinen Beta-Lights ;D)

Storm

 
Zitat von: DG0MG am 28. Juni 2022, 22:05Nein.
Das kann man unmöglich so stehen lassen, weil es GROB FALSCH ist. Ich denke aber, *SO* hat das Dein Bekannter auch nicht gesagt.

Doch hat er ich habe es so aus seiner Mail herauskopiert, aber kann kann ja gut sein, dass er sich vertippt hat und h statt Sekunde meinte.
Würde die Aussage dann aber auch nicht zutreffen ?

Wissen ist der beste Weg seine Ängste zu bekämpfen

DG0MG

Zitat von: Storm am 29. Juni 2022, 09:17dass er sich vertippt hat und h statt Sekunde meinte.
Würde die Aussage dann aber auch nicht zutreffen ?

Nein.
Stell Dir einfach mal statt der Einheit "Sievert" die Einheit "Kilometer" vor, also reden wir mal nicht von einer Dosisleistung, sondern von einer Geschwindigkeit.

Nun sagt Dir jemand: "Wenn Du mit dem Auto 4 km pro Sekunde (4 km/s) fährst, kann nix passieren, Du kannst immer bremsen, und während der Fahrt noch aus dem Fenster schauen. Das ist nicht schneller, als ein Fußgänger läuft."

Dir ist sofort klar, dass der Satz nicht stimmt, denn 4 km/s sind (x3600) 14.400 km/h, das ist schneller als eine Gewehrkugel, wenn sie den Lauf verlässt.

Richtiger wird der Satz erst, wenn man sagt: "Wenn Du mit dem Auto 4 km pro Stunde (4 km/h) fährst, kann nix passieren."

Genauso ist das bei der Dosisleistung, in der ja auch die ZEIT mit drinsteckt: 0,3 µSv/s sind gefährlich viel, 0,3 µSv/h sind unproblematisch.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: NuclearPhoenix am 28. Juni 2022, 23:50Ach krass, das waren ja ganz schöne Strahler... hätte ich nicht gedacht (bin viel zu verwöhnt von den ganzen kleinen Beta-Lights ;D)
Na ja, die leuchtstärksten, frei angebotenen britischen Beta-Lights (z.B. für Angelposen) haben eine Tritium-Aktivität von 18.500 MBq (18,5 GBq = 500 mCi)... 8)

Norbert

DL3HRT

Die Betalight-Torch bringt es sogar auf 70 GBq und wird frei verkauft. Sie wurde für das Militär entwickelt. https://www.betalight.nl/en/outdoor-tactical/torch.html

Die Aktivität ist schon krass. Ich habe keine Vorstellung davon, wie hell so etwas ist. Wird wohl eine Art Schummerbeleuchtung sein  ;)

NoLi

Zitat von: DL3HRT am 29. Juni 2022, 14:04...
Wird wohl eine Art Schummerbeleuchtung sein  ;)
Zum Fummeln wird`s reichen  ;)

Norbert



fum·meln
/fúmmeln/
Aussprache lernen
schwaches Verb

    1a.
    umgangssprachlich
    mit den Händen tastend, suchend sich zu schaffen machen
    "an einer Waffe, an einem Gerät fummeln"

Henri

Zitat von: DL3HRT am 29. Juni 2022, 14:04Wird wohl eine Art Schummerbeleuchtung sein  ;)

" to a brightness of 1,000 µL providing practical illumination of an area of 10 cm²"

Also 1 Milli-Lumen. Eine LED hat ca. 100 Lumen pro Watt. Das Betalight entspricht also einer 10 µW LED. Bei einer LED Spannung von 4V entspricht das einem elektrischen Strom von 2,4 µA. Eine "Low Current" LED brennt mit 2-3 mA, also der 1000-fachen Helligkeit.

OK, also in der Rechnung muss irgendwo ein Fehler sein, aber ich verstehe den Quatsch mit dieser Beta-Torch eh nicht: eine LED-Lampe mit Lithiumbatterie hat auch eine "shelf life" von 10 Jahren, ist deutlich günstiger und kann sogar noch leuchtstärke-reguliert werden. Und da die Beta-Torch fürs Militär konzipiert ist, wird sie in ein Milieu verbracht, wo die 70 GBq schnell mal durch ein Geschoss oder eine Detonation in die Umgebung entlassen werden können.  :bomb:  Wieso darf man so was überhaupt auf den Markt bringen?

Viele Grüße!

Henri

NuclearPhoenix

Zitat von: Henri am 29. Juni 2022, 19:07eine LED-Lampe mit Lithiumbatterie hat auch eine "shelf life" von 10 Jahren, ist deutlich günstiger und kann sogar noch leuchtstärke-reguliert werden.

Glaube da gehts eher darum, dass ein Li-Akku keine großen Minusgrade und auch keine allzu hohen Temperaturen mag (da degradiert der gleich recht schnell). LEDs haben auch eine sehr "kurze" Lebensdauer wenn sie zu heiß betrieben werden. Außerdem ist das Gerät (aka Taschenlampe ;D) damit bestimmt etwas größer und komplizierter aufgebaut (Elektronik). Wenn man dann das Akkugehäuse nicht richtig zumacht, ist das nicht mehr wasserdicht, und so weiter bla bla. Würde aber fast behaupten, dass der wichtigste Punkt der Akku selbst ist -- der ist gerade in "Extremsituationen" jederzeit auch ein Brandrisiko.

Da kann ich schon verstehen, dass man lieber ohne viel nachdenken die "idiotensichere" Lösung nimmt. Aber hast schon recht, ich finde das auch irgendwie total unnötig. Aber hey, die liefern ein Halsband mit damit du die 70 GBq auch jederzeit am Körper hängen hast :))