Elbmarsch Krümmel und die GKSS

Begonnen von Zugpferd, 03. November 2020, 20:19

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Zugpferd

Hier ein Beitrag über die Auffälligkeiten 1986 um Geesthacht herum.




Henri

Zitat von: Zugpferd am 03. November 2020, 20:19
Hier ein Beitrag über die Auffälligkeiten 1986 um Geesthacht herum.



Wer sich mal in die Hintergründe einlesen möchte: hier finden sich die Protokolle der Untersuchungskommission.

http://www.strahlentelex.de/Leukaemie-Anhoerung_2007.htm

Nachdem man den Film gesehen hat, denkt man, alles ganz einfach. Beim Lesen der Protokolle stellt man dann fest, dass in Wirklichkeit alles ziemlich kompliziert ist.

NoLi

Zitat von: Zugpferd am 04. November 2020, 05:59
Jahre später lass ich das eine Schülerin diese Kügelchen auch im Westen des Landes gefunden hatte, den Bericht suche ich nochmal.

z.B. hier
https://www.wa.de/hamm/kritik-kuegelchen-messung-landesinstitut-aktualisiert-bericht-kernkraftwerk-hamm-uentrop-2591895.html


Weitere Untersuchungen zeigten, dass solche (Glas)Kügelchen in der Umgebung von fast jeder (älteren?) Müllverbrennungsanlage zu finden sind... :unknw:
Schlacke?
Gruß
Norbert

Henri

Zitat von: NoLi am 04. November 2020, 10:14
Zitat von: Zugpferd am 04. November 2020, 05:59
Jahre später lass ich das eine Schülerin diese Kügelchen auch im Westen des Landes gefunden hatte, den Bericht suche ich nochmal.

z.B. hier
https://www.wa.de/hamm/kritik-kuegelchen-messung-landesinstitut-aktualisiert-bericht-kernkraftwerk-hamm-uentrop-2591895.html


Weitere Untersuchungen zeigten, dass solche (Glas)Kügelchen in der Umgebung von fast jeder (älteren?) Müllverbrennungsanlage zu finden sind... :unknw:
Schlacke?
Gruß
Norbert


Ja - sieht aus wie Schlackekügelchen.

Ja - haben für PAC-Kügelchen (Kernbrennstoff, unbestrahlt) eine viel zu geringe Aktivität (zumindest wie ich das einschätzen würde).

Aber - enthalten Transurane in erheblichen Mengen, die weder in der Natur vorkommen (sollten) noch aus Reaktorhavarien oder Kernwaffenversuchen stammen können.


Die einen messen dies, die anderen messen das, und zwar renommierte Labors mit präzisen, modernen und etablierten Messverfahren, und jedes Mal kommt was anderes dabei heraus.
Nun mag man denken, das sind halt keine PAC-Kügelchen, sondern Kondensate, die bei einem Unfall im gegenüberliegenden Forschungszentrum entstanden sind.

Aber wie gesagt, wenn man die Protokolle alle liest (hab ich tatsächlich mal gemacht, kurz nachdem der Film rauskam), hat man danach mehr Fragen als Antworten.

Ich bin sogar mal durch die betroffenen Ortschaften gefahren, als ich zufällig in der Gegend war, hab mir das Buddeln allerdings verkniffen, weil mir das zu brisant war und ich auch kein passendes Werkzeug dabei hatte. Mir ist nur aufgefallen, dass manche der Kügelchen-Beprobungsstellen vor dem Deich liegen, also in einem Gelände, das mit schöner Regelmäßigkeit überflutet wird, wo dann z.T. erhebliche Strömung herrscht und natürlich auch einiges an Sediment abgelagert oder abgetragen wird.

Die Seite der Bürger-Ini gibt es leider nicht mehr. Wäre interessant zu sehen, ob die Zahl der Leukämie-Erkrankungen mittlerweile wieder rückläufig ist.

fbi-network

Hallo allerseits,

habe heute die Doku gesehen https://youtu.be/VKh_a_sbq4k

wenn es dort 1986 einen Nuklearen Zwischenfall gab, müsste doch auch heute noch etwas messbar sein?

War da mal jemand dort?

An dem Ort wo 100m Erde abgetragen wurde und der Baumbestand neu angepflanzt wurde, steht nun ein Betriebs - Kindergarten des Helmholzinstituts :)

Ggf. fahre ich da mal hin!

Wenn man https://www.allmystery.de/themen/gg88720-2 liest, muss da irgendwas passiert sein! Immerhin ist bei der Feuerwehr bei einem "Feuer" im Archiv alle Unterlagen aus dem Jahr 1986 weg und sogar jemand ist plötzlich tot aufgefunden worden!

https://groups.google.com/g/dielinke-stormarn/c/09jSGqtY1qk/m/9z0b9g0jPVsJ?pli=1

Auf alle Fälle höchst spannend!

NoLi

Auch wenn man seitens einiger "kritischer" Journalisten und Wissenschaftler diese Behauptungen zum 1001sten Male wiederholt, werden sie nicht wahrer.
Behörden und unabhängige Institute haben schon vor vielen Jahren Nachuntersuchungen vor Ort mit Bodenprobenuntersuchungen und daraus folgend negativen Ergebnissen durchgeführt. Es gibt einige Bericht dazu, mal googeln.
Ich finde es aber gut, wenn Du zur Überprüfung eigene Messungen anstellen könntest. Lass uns von den Ergebnissen hören.

Was aber bei den behördlichen Nachforschungen rauskam war, dass in der Elbmarsch ein örtlicher ehemaliger (Kinder oder Unfall?)Arzt überproportional auffällige Röntgenaufnahmen auch bei einzelnen Kinder, zum Beispiel nach Stürzen etc., vornahm und damit zu hohe Strahlungsdosen als notwendig applizierte, und auch die benutzte Röntgenanlage "nicht ganz richtig eingestellt" war.

Norbert

DG0MG

#6
Die Kügelchen hatten wir schonmal, ich hab die Beiträge mal abgeteilt und hier zusammengefasst.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: NoLi am 30. Oktober 2022, 20:52Was aber bei den behördlichen Nachforschungen rauskam war, dass in der Elbmarsch ein örtlicher ehemaliger (Kinder oder Unfall?)Arzt überproportional auffällige Röntgenaufnahmen auch bei einzelnen Kinder, zum Beispiel nach Stürzen etc., vornahm und damit zu hohe Strahlungsdosen als notwendig applizierte, und auch die benutzte Röntgenanlage "nicht ganz richtig eingestellt" war.

Norbert

Hallo Norbert,

da musst Du Dich vertan haben. Das war ja eines der ersten Sachen, die abgeklärt wurden. Hier nachzulesen auf S. 21:

https://media.frag-den-staat.de/files/foi/103394/2004-11Elbmarschbericht_Nds_LangExpertenkommission.pdf

ZitatRöntgenuntersuchungen

Fragestellung: Besteht bei den erkrankten Kindern eine Erhöhung des Leukämierisi-
kos durch häufige Röntgenuntersuchungen ?

Ergebnisse: Ein Kind wurde wegen einer Erkrankung, die nicht die blutbildenden
Organe betraf, häufig geröntgt; ein weiteres Kind wurde im Zusam-
menhang mit Bagatelleunfällen gelegentlich geröntgt. Die anderen 4
Kinder wurden nie geröntgt. In dem Jahr vor der Konzeption wurde nur
eine Mutter geröntgt. Eine andere Mutter erhielt 2 Wochen vor der
Entbindung eine Zahnpanoramaaufnahme. Einer der Väter arbeitet im
Kernkraftwerk, gilt aber nicht als strahlenexponiert; keiner der Väter ist
im Jahr vor der Konzeption geröntgt worden.
Die Angaben der Eltern wurden durch eine Befragung der Hausärzte
ergänzt und abgesichert.

Beurteilung: Die Frage einer möglichen Verursachung von Leukämieerkrankungen
durch Röntgendiagnostik kann auf der Ebene des Einzelfalles nicht
beantwortet werden. Als gemeinsamer Faktor für die erkrankten Kin-
der scheidet diagnostisches Röntgen jedoch aus.


Viele Grüße!

Henri

NoLi

Hallo Henri,

im Bericht schön offen formuliert:

"Beurteilung: Die Frage einer möglichen Verursachung von Leukämieerkrankungen
durch Röntgendiagnostik kann auf der Ebene des Einzelfalles nicht
beantwortet werden.
Als gemeinsamer Faktor für die erkrankten Kin-
der scheidet diagnostisches Röntgen jedoch aus."


Es gibt doch jetzt die Offenlegungspflicht auch von Protokollen, etc.. Wo sind denn die ganzen originalen Messprotokolle bzw. Rohdaten? Eigentlich braucht man diese, um Beurteilungen durchführen zu können. Wäre zumindest mal interessant, auch die wiederkehrenden Prüfprotokolle der Röntgendiagnostikanlagen im Einzugsbereich und Erkenntnisse deren Sonderüberprüfungen einsehen zu können.
Seit rund 20 Jahren hört man "offiziell" nichts mehr davon, warum eigentlich, wenn doch manche Personen meinen, die Ursachen und Verursacher gefunden zu haben?

Hier das Fazit aus dem Bericht:

"F a z i t :
Bei Betrachtung aller Einzelergebnisse aus allen Untersuchungsansätzen muss festge-
stellt werden, dass zwar einzelne Missstände entdeckt und behoben wurden, aber keine
zwingenden Belege für den naheliegenden Verdacht gefunden werden konnten, es gä-
be einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den bei Kindern aus dem 5-km-Radius
um die Nuklearanlagen von Geesthacht gehäuft auftretenden Leukämiefällen und den
Emissionen dieser Anlagen beim bestimmungsgemäßen Betrieb. Dieses Ergebnis stützt
sich nicht allein auf Radioaktivitätsmessungen in den Umweltmedien und auf die biolo-
gische Dosimetrie an Frauen und Kindern aus der Samtgemeinde Elbmarsch, sondern
auch auf die nach den besten verfügbaren epidemiologischen Verfahren durchgeführte
und wegen ihres großen Umfangs statistisch aussagekräftige Norddeutsche Leukämie-
und Lymphomstudie (NLL). Kerntechnische Unfälle mit massiven Radioaktivitätsfreiset-
zungen im interessierenden Zeitraum konnten ebenfalls nicht ermittelt werden.
Angesichts des Umfanges der bereits durchgeführten Untersuchungen und Begutach-
tungen und der Länge der Zeit, die seit dem Auftreten der Leukämiehäufung bei Kin-
dern aus der Samtgemeinde Elbmarsch vergangen ist, sehen die Sprecher der Exper-
tenkommission und der AG Belastungsindikatoren derzeit keinen Ansatz für eine erfolg-
versprechende Fortsetzung ihrer Ermittlungstätigkeit."


Also weiterhin: nichts genaues weiß man nicht...

Norbert




Henri

Zitat von: NoLi am 31. Oktober 2022, 09:52Seit rund 20 Jahren hört man "offiziell" nichts mehr davon, warum eigentlich, wenn doch manche Personen meinen, die Ursachen und Verursacher gefunden zu haben?


Na ja, die offiziell eingesetzte Untersuchungskommission ist geschlossen zurückgetreten, weil von staatlicher Seite gemauert bzw. für die Beurteilung notwendige Informationen zurückgehalten wurden und sie sich deshalb nur als "Feigenblatt" sah. Danach gab es nur noch die Bürgerinitiative einer handvoll betroffener Eltern, aber die hat alle Mittel ausgeschöpft. Aussage steht gegen Aussage. Ist ein bißchen so wie im Moment der Nachrichtenkrieg zwischen der Ukraine und Russland: wenn irgendwo eine Rakete in eine Grundschule fliegt, behaupten beide Seiten, der jeweils andere sei es gewesen, und niemand kann belegen, wer Recht hat.

Das Kraftwerk Krümmel ist mittlerweile stillgelegt, die GKSS hat ihren Tätigkeitsschwerpunkt komplett gewandelt, und die politische Situation ist auch eine andere - die ehemaligen Gründungsmitglieder, die ja u.a. von der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf und dem Atomkeller Haigerloch kamen, sind weg, der Kalte Krieg war vorbei, und niemand denkt mehr an Kernkraft für zivile Fracht-Schiffsantriebe.


2010 hat man noch mal ausgebaggerten Elbschlamm untersucht und erhöhte Gehalte an Transuranen gefunden:

https://www.shz.de/lokales/itzehoe/artikel/wie-kommt-das-plutonium-in-die-elbe-41305479

Wenn diese, wie im Artikel beschrieben, aus Sellafield oder LaHague stammen, müsste ja an der gesamten Nordseeküste noch stärkere Konzentrationen zu finden sein. Durch eine Analyse der Isotopenverhältnisse könnte man die Quelle weiter eingrenzen, diese Untersuchungen sind aber anscheinend nicht gemacht worden.

Viele Grüße!

Henri




Henri

Zitat von: NoLi am 30. Oktober 2022, 20:52Was aber bei den behördlichen Nachforschungen rauskam war, dass in der Elbmarsch ein örtlicher ehemaliger (Kinder oder Unfall?)Arzt überproportional auffällige Röntgenaufnahmen auch bei einzelnen Kinder, zum Beispiel nach Stürzen etc., vornahm und damit zu hohe Strahlungsdosen als notwendig applizierte, und auch die benutzte Röntgenanlage "nicht ganz richtig eingestellt" war.

Norbert

Hallo Norbert,

ich weiß jetzt, wo Du das her hast: das war das Sittensener Leukämiecluster! Hat nichts mit der Elbmarsch zu tun, tragischerweise wohl tatsächlich mit der Fehlbedienung einer Röntgenanlage.

Eine kurze Zusammenfassung gibt es hier:

Sittensen-Kinderarzt2007.pdf

Viele Grüße!

Henri

DL8BCN

Diese Kügelchen kommen mir bekannt vor.
Die habe ich auch bei mir in der Dachrinne gefunden.
Sind aber nicht radioaktiv.
Ich bin in der Sache auf der Suche nach Mikrometeoriten, die täuschend ähnlich aussehen.
In meiner Nähe hat ein Nachbar immer extrem viel Feuerwerk zu Sylvester in die Luft gejagt.
Wenn die Metallsalze in der Luft verglühen, bilden sie im freien Fall zum Boden auch solche Kügelchen.
Die sind zum Teil auch magnetisch.
Die Abtrennung erfolgt bei mir mit starken Neodymmagneten.
Es sind also nicht alles Mikrometeoriten, sondern es kommt auch viel von der Luftverschmutzung.
Auch aus Kraftwerken oder Müllverbrennungsanlagen sollen solche Kügelchen stammen.
Leider habe ich aktuell keine Quellenangaben zu meinen Aussagen.
Also mit Vorsicht genießen.
Hier mal ein Link aus dem ersichtlich ist, wie man Mikrometeoriten von irdischen Industriepartikeln unterscheiden kann:
https://www.micrometeorites.org/
Ist allerdings sehr "Off-Topic" und nur für Nerds  :D





Henri

Zitat von: DL8BCN am 02. November 2022, 11:36Diese Kügelchen kommen mir bekannt vor.


Das haben auch schon andere in dieser Angelegenheit gesagt  ;D  Für die einen waren es Flugasche, für die anderen Wurmkot, für einige Brennstoff von Mini-Atombomben.

Ja, aber Kügelchen sind nicht Kügelchen. In den Kügelchen, um die es geht, wurden Transurane nachgewiesen.

Vielleicht sind es keine PAC-Kügelchen, wie einige behaupten, sondern "nur" Kondensat, bei einem mutmaßlichen Unfall mit radioaktivem Material aus dem verdampften Versuchsaufbau entstanden und auf die Elbmarsch herabgeregnet. Aber das Analyseprotokoll ist veröffentlicht (und taucht auch kurz in der Fernseh-Doku auf); es sind wenig Transurane drin im Vergleich zur Gesamtmasse (weshalb ich mich über die PAC-Kügelchen Theorie etwas wundere), aber es sind welche drin.

Es wurden außerdem Anschliffe gemacht für die Analyse der Kristallstruktur, und die Form ist auch außergewöhnlich gleichmäßig rund. Es gibt noch weitere Auffälligkeiten, die diese Kügelchen interessant machen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob im Zentrum der Kügelchen nicht sogar Deuterium oder Tritium eingebettet ist. Müsste ich noch mal nachlesen.

Floppyk

2012 wurden rätselhafte Kügelchen in der Nähe des AKW Hamm gefunden. Zwar wurde Radioaktivität dieser Kügelchen verneint, aber ist die Herkunft je geklärt worden?

Ich sah ein Foto dieser Kügelchen und in der Annahme, dass es um den Fundort in der Nähe des AKW um freies Gelände handelte, halte ich Schrotkugeln für denkbar. Jäger verschießen Schote ab 2 mm, meist um die 3 mm Körnung, wobei diese aus Blei, Stahl (Weicheisen), Bismut oder Kupfer (auch verkupfertes Blei) bestehen. Daher halte ich es für möglich, dass es sich um die Kügelchen einfach um Rückstände jagdlicher Herkunft handelt. Denn so gut wie jede freie Fläche, wie Äcker, Wiesen, Wälder stehen meist unter dem Jagdrecht und werden als Revier an Jäger verpachtet und auch bejagt.

NoLi

Nach meiner Information soll es sich nach Analyse der Zusammensetzung um Schlacke-Schmelzkügelchen aus einer Müllverbrennungsanlage handeln.

Norbert