Hinterlassenschaften alte Militärflughäfen / Truppenübungsplätze

Begonnen von Jan, 25. Oktober 2022, 16:16

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Jan

Hallo an Alle,

alte Mulitärflughäfen oder Truppenübungplätze, können die evtl. radioaktive Substanzen (in welcher Form auch immer( hinterlassen? Irgendwas wurde ja mit Uran in dem Bereich gemacht. Ich weiß auf jeden Fall von Leuchtziffern mit uranhaltiger Farbe in Flugzeugen und Panzern.

DG0MG

Theoretisch ja. Aber nur theoretisch.

Ich hab noch nie was gefunden. Bei youtube findet man auch Videos, wo Leute mit einem GZ in den Sonderwaffenlagern, also den Bunkern in denen die GSSD (die Sowjetarmee in der DDR) ihre Atomwaffen gelagert haben, messen. Sie messen (natürlich) nichts auffälliges. Bereits nach dem Abzug oder bei der Übergabe vor 30 Jahren wurden die Objekte freigemessen.

In dem schon mehrmals bemühten, lesenswerten PDF des Landesumweltamtes Brandenburg [1] sind reichlich Beispiele für Objekte und Geräte, die kurz nach dem Abzug auf den russischen Standorten aufgefunden wurden.

[1] https://opus4.kobv.de/opus4-slbp/frontdoor/deliver/index/docId/4920/file/i_bd12.pdf, "Radioaktive Altlasten auf WGT-Flächen"

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Jan

Ab welchem Zeitraum wurde denn mit radioaktiven Stoffen rumhandtiert? Schon vor der NS-Zeit? Oder waren erst die Russen im kalten Krieg diejenigen welche...?

Jan

Diese radioaktive Leuchtfarbe für Radar und Amaturen... Bei der Bundeswehr war die ja weit verbreitet. Aber auch schon im 2. Weltkrieg?
Und die NVA und die Sowjetarmee, haben die auch mit Uranfarbe gearbeitet? Sicherlich... Das Uran aus dem Erzgebirge musste ja schließlich irgendwohin...

NuclearPhoenix

Zitat von: Jan am 25. Oktober 2022, 20:51Diese radioaktive Leuchtfarbe für Radar und Amaturen... Bei der Bundeswehr war die ja weit verbreitet. Aber auch schon im 2. Weltkrieg?
Ja, also Leuchtfarben für Cockpit-Instrumente gab es auch schon im 2. WK.

NoLi

Radioaktive radiumhaltige Leuchtfarben wurde in Deutschland ab dem Jahr 1906 von der Fa. Meyer in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald) produziert und vermarktet.

Norbert

Raddet

Zitat von: Jan am 25. Oktober 2022, 20:51Das Uran aus dem Erzgebirge musste ja schließlich irgendwohin...

Ähm... Wir haben die Farben nicht aus dem Erzgebirge genommen. Ganz ehrlich.

Jan

OK, dann doch nicht aus dem Erzgebirge... Wo wurde denn so zeitig Uran gefördert?

Diese Leuchtfarben an den Amaturen der Flugzeuge wurde ja aber sicher nicht auf den Flugplätzen selber aufgebracht.Obwohl bei den Panzern sicher auch mal direkt auf dem Übungsplatz nachgemalert wurde...


DG0MG

Zitat von: Jan am 25. Oktober 2022, 20:05Ab welchem Zeitraum wurde denn mit radioaktiven Stoffen rumhandtiert? Schon vor der NS-Zeit? Oder waren erst die Russen im kalten Krieg diejenigen welche...?
Man muss erstmal zwischen natürlichen und künstlichen Strahlern unterscheiden. Künstliche gab es vor 1945 nicht. Trotzdem aber radioaktive Objekte, z.B. eben die Radiumleuchtfarbe, Elektronenröhren mit Thoriumelektroden, Widerstände mit Uranoxid, Glühstrümpfe für Starklichtlampen und dann natürlich auch die nichtmilitärischen, "medizinischen" Anwendungen wie z.B. Radiumtrinkbecher.
Später kamen dann künstliche Nuklide hinzu, in obigem Dokument werden z.B. Strontium-90-Stahler an Flugzeugen beschrieben. Das kann dann also nicht mehr von der Wehrmacht stammen.

Zitat von: Jan am 25. Oktober 2022, 20:51Und die NVA und die Sowjetarmee, haben die auch mit Uranfarbe gearbeitet? Sicherlich... Das Uran aus dem Erzgebirge musste ja schließlich irgendwohin...

Ja, natürlich. Hier z.B. ein NVA-Kompass: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=2612

Es hat nichts damit zu tun, dass "das Uran irgendwo hin müsse", sondern es ist eine Gebrauchswerterhöhung der Geräte: Man kann sie im Dunkeln ohne zusätzliche Beleuchtung ablesen. Radiumfarbe war damals die einzige Möglichkeit dafür. Dass besonders die Militärs diesen Gebrauchswert exzessiv benötigen, erklärt die starke Verwendung dort.
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Raddet

Zitat von: Jan am 26. Oktober 2022, 08:21OK, dann doch nicht aus dem Erzgebirge... Wo wurde denn so zeitig Uran gefördert?

Die ersten Uranschürfer nur um des Radiums willen waren Marie und Pierre Curie im Jahr 1898. Und sie haben es in Tschechien mit bloßen Händen abgebaut.

Was die Gewinnung von Radium im Allgemeinen betrifft, wurde es nicht immer aus Uranerz abgebaut.

Es gibt auch ein Verfahren zum Extrahieren von Radium aus radioaktiven natürlichen Wässern, die Radium aus uranhaltigen Mineralien auslaugen. Der Gehalt an Radium in ihnen kann bis zu 7,5 x 10-9 g/g erreichen. So war von 1931 bis 1956 auf dem Gelände des heutigen Dorfes Vodny in der Region Uchta der Republik Komi das einzige Unternehmen der Welt tätig, in dem Radium aus dem unterirdischen mineralisierten Wasser der Lagerstätte Uchta isoliert wurde, dem so genannten genannt "Wasserindustrie"[6][7].

Aus der Analyse von Dokumenten, die in den Archiven des Nachfolgers dieser Anlage (OAO Ukhta Electroceramic Plant Progress) aufbewahrt werden, wurde geschätzt, dass ungefähr 271 g Radium im Vodnoye Promysl vor der Schließung freigesetzt worden waren. 1954 wurde der weltweite Vorrat an abgebauten Radium auf 2,5 kg geschätzt. So wurde Anfang der 1950er Jahre etwa jedes zehnte Gramm Radium am Vodnoy Promysly gewonnen [6].

DG0MG

Zitat von: Raddet am 26. Oktober 2022, 11:25Die ersten Uranschürfer nur um des Radiums willen waren Marie und Pierre Curie im Jahr 1898. Und sie haben es in Tschechien mit bloßen Händen abgebaut.

Naja, sie haben mit königlicher Genehmigung einige Tonnen ABFÄLLE (Gestein) aus der Uranfarbenfabrik Jachymov bekommen, siehe https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=93. Uranbergwerke gab es also auch vorher schon, nur hat man das Uran bis dahin "nur" zur Herstellung von Farben verwendet. Tatsächlich haben die Curies aus diesen ABFÄLLEN dann Radium gewonnen.
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Raddet

Zitat von: DG0MG am 26. Oktober 2022, 11:38Tatsächlich haben die Curies aus diesen ABFÄLLEN dann Radium gewonnen.

Ja, Sie haben zweifellos recht. Ich habe einfach irgendwie vergessen, dass Uran nicht nur Radium und Atombomben ist, sondern auch schöne Farben für Keramik.

In diesem Fall ist es fast unmöglich, wenn der Uranabbau begonnen hat, festzustellen. Irgendwo habe ich kürzlich gelesen (die Referenz ist aufgrund von Verjährung und Unnötigkeit verloren), dass die erste Anwendung von Keramikfarbe auf Basis von Uranverbindungen bereits im alten Rom festgestellt wurde.

Jan

Um noch mal auf den Ursprung zurück zu kommen...

Selbst wenn da welche mit Leuchfarbe auf dem Flugplatz oder dem Übungsplatz rumgekleckert hatten, weil die da nachgemalt oder repariert haben,...
die Wahrscheilichkeit ist gering, dass davon noch was in der Erde steckt? Weil man davon ausgehen kann, dass diese Gelände alle saniert wurden?

wrdmstr inc.

Zitat von: Jan am 26. Oktober 2022, 14:58Um noch mal auf den Ursprung zurück zu kommen...

Selbst wenn da welche mit Leuchfarbe auf dem Flugplatz oder dem Übungsplatz rumgekleckert hatten, weil die da nachgemalt oder repariert haben,...
die Wahrscheilichkeit ist gering, dass davon noch was in der Erde steckt? Weil man davon ausgehen kann, dass diese Gelände alle saniert wurden?

ich glaube nicht das auf dem Übungsplatz vor ort nachgemalt wurde, eher wurde die anzeige ausgebaut und eine neue rein und die alte an den hersteller oder schrott geschickt, ich hatte den raysid viele kilometer querfeldein mit und in garagen..werkstätten..bunkern..flugplätzen...nie war iwas auffällig was auf man-made sachen hingewiesen hätte...saniert wurde imho nix -nur schilder aufgestellt wegen rechtssicherheit und das ganze dem verfall preisgegeben. die besitzer der flächen tun auch alles das dort nix passiert -im negativen sinn, iwann sind alle bauwerke verfallen, vereine werden auf abstand gehalten um iwann das ganze als solarpark /windpark zu verpachten

Jan

Gab es nicht auch uranhaltige Munition? Davon müsste auf so einem Truppenübungsplatz doch noch was rumliegen.
Obwohl diese Munition sicherlich nur auf speziellem Gelände getestet wurde.