Franz. Kernwaffentestgelände in Algerien

Begonnen von Prospektor, 10. September 2022, 17:22

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Prospektor

Es ist durchaus lohnenswert sich mich den Vorgängen damals und den Hinterlassenschaften zu beschäftigen. Ab und zu poppt das Thema ja auch bei uns mal auf, wenn wir den Saharastaub in der Luft haben.

Die Franzosen haben südwestlich von Reggane nicht nur ihre erste Kernwaffe (Gerboise Bleue) getestet, sondern in der Umgebung auch allerhand andere ober- und unterirdische Tests durchgeführt, letztere in In-Ekker.
Im Gebiet der atmosphärischen Tests findet man heute noch massig Trinitit-ähnliche Masse, die laut IAEA auch heftige Mengen an Pu enthält (die schwarze Masse am ground zero von Gerboise Bleue sieht man sogar vom Satellit via Maps). Durch Tests mit Pu-Pellet gibt's außerdem wohl auch weitere hässliche Kontamination.

Bei In-Ekker gibt's beispielsweise durch den Béryl-Unfall auch "radioaktive Lava" zu finden.
Teilweise wurden die Gebiete wohl aufgeräumt/dekontaminiert bzw. abgesperrt. Sollte sich mal jemand in die Gegend verirren, lohnt es sich aber ziemlich sicher noch den Zähler mitzunehmen  :D 

Die Lokalbevölkerung in dieser lebensfeindlichen Umgebung hat damals jedenfalls definitiv nicht noch ein weiteres Problem mit der Kontamination gebraucht und viele wussten offensichtlich lange nichts von den Ausmaßen.

Hier mal etwas Literatur zum Thema:

http://www-ns.iaea.org/downloads/rw/projects/rsls/2011/algeria.pdf

https://www-pub.iaea.org/MTCD/publications/PDF/Pub1215_web_new.pdf

https://en.topwar.ru/144777-yadernyy-potencial-francii-chast-1.html

https://en.wikipedia.org/wiki/Reggane_series,_French_nuclear_tests

https://en.wikipedia.org/wiki/In_Ekker_series,_French_nuclear_tests

https://en.wikipedia.org/wiki/B%C3%A9ryl_incident

Henri

Zitat von: Prospektor am 10. September 2022, 17:22Sollte sich mal jemand in die Gegend verirren, lohnt es sich aber ziemlich sicher noch den Zähler mitzunehmen  :D 


Ich weiß nicht, ob es sich mittlerweile gebessert hat, aber Algerien war immer eines der Länder, die man aus Sicherheitsgründen praktisch nicht bereisen konnte. Ich habe mal einen Dickschädel getroffen, der es trotzdem versucht hat, dem haben sie sein Fahrrad zerlegt und mit Steinen beworfen, und er musste dann ziemlich spektakulär außer Landes fliehen. Wundert mich ehrlich gesagt nicht; außer den Atomtestgeschichten haben die Franzosen da noch jede Menge anderes Unheil angerichtet.

Henri

Aus dem IAEA-Dokument:

ZitatIn the case of typical samples
from Reggane, the activity concentrations is about 1 MBq per kilogram
of sand for the Plutonium and up to 0.1 MBq per kilogram of sand for
the Cesium-137 .

ZitatThe current situation is that several tunnel entrance are
contaminated (E2, E3, E4, E5, ....).
The most significant case is the one of the Beryl test (E2)
where the measured dose rates can reach 300 μS/h.


:o

NoLi

Zitat von: Henri am 10. September 2022, 18:15
ZitatThe current situation is that several tunnel entrance are
contaminated (E2, E3, E4, E5, ....).
The most significant case is the one of the Beryl test (E2)
where the measured dose rates can reach 300 μS/h.
Wieso mal wieder Mikro-Siemens pro Stunde (µS/h)...es heißt doch Mikro-Sievert pro Stunde (µSv/h)!! :punish:

Norbert

NoLi


Henri

Na ja, die IAEA war ja jetzt (bzw. 1999) vor Ort und hat gemessen, und alles ist gut, hat sich dabei herausgestellt. Was man dort an Dosis abbekommen kann, ist vernachlässigbar. Die kiloweise Plutonium, die die Franzosen mit konventionellem Sprengstoff gemischt und dann in die Luft gepustet haben, um die Ausbreitung zu studieren, hat der Wind verweht. Die größeren Bröckchen haben sie mit Asphalt übergossen. Sicher eingeschlossen, kann man also dort liegen lassen. Was bei den Kernwaffentests freigesetzt wurde, ist im geschmolzenen Sand fixiert (und alles übrige mittlerweile verweht). Und selbst wenn man den geschmolzenen Sand mit nach Hause nimmt: wenn man ihn nicht zermahlt, ist er harmlos, genau wie der Metallschrott mit Co-60, den vielleicht mal jemand, der dringend Geld braucht, zum Recyclinghof trägt.

Ausreichend Zeit verstreichen lassen ist schon praktisch manchmal... hat sich ja bereits bei den im Ärmelkanal versenkten Atommüllfässern bewiesen.



Hmm Preisfrage: wie viel von dem geschmolzenen Sand dürfte ich in Deutschland legal besitzen?  :umnik2:

Sandprobe mit vielen schwarzen Bröckchen geschmolzenen Sandes aus Reggane:
  239+240Pu = 1.2 × 10^6 Bq/kg;
      137Cs = 2.9 × 10^4 Bq/kg;
       90Sr = 1.8 × 10^5 Bq/kg.