WISMUT-Bohrung(?) im Werdauer Wald

Begonnen von DG0MG, 05. Januar 2019, 10:12

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DG0MG

Im "Werdauer Wald", an der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen, zwischen Greiz und Werdau befindet sich auch ein "Ort":


  • 50.714294° 12.258527°

Nicht weit von einem Waldweg entfernt entdeckt man ein eigentümliches Plateau, das man auch für einen Wasserhochbehälter oder einen Bunker halten könnte. Man kann die Größe infolge des Bewuchses schlecht schätzen, aber vielleicht handballfeldgroß und ca. 2 Meter hoch.

Unmittelbar daneben schaut ein verschlossenes Eisenrohr aus dem Boden, so wie es an Grundwassermessstellen üblich ist. Vom Verwitterungszustand kann man auf DDR-Zeiten schließen.

Alles, was bisher dazu rauszufinden war, ist: "Dort hat die WISMUT in den 70er Jahren mal gesucht".

Tatsächlich zeigt der GZ beim Rundgang um und über das Plateau leicht erhöhte Strahlungswerte an: Auf dem Waldweg sind es ~0,1 µSv/h, im Umfeld des Plateaus war das Maximum bei 0,6 µSv/h in 1 Meter Höhe.

Das Material, aus dem das Plateau besteht, ist feingekörnter, grauer Dreck. Die Menge des Abraumes erscheint mir aber für eine reine Bohrung (egal, wie tief) recht groß. Vielleicht findet sich mal jemand, der dazu was Näheres erzählen kann.

Die äußere Form des Plateaus bzw. dessen Umriss kann man vor Ort wegen des Bewuchses schlecht ausmachen, aber im Geoportal Sachsen kann man sich ein Schummerungsbild aus dem digitalen Geländemodell anzeigen lassen (siehe Anhänge).

Auch zeigt die Karte für 'Gebiete mit unterirdischen Hohlräumen gemäß § 8 SächsHohlrVO' dort eine Markierung an.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Zitat von: DG0MG am 05. Januar 2019, 10:12
Das Material, aus dem das Plateau besteht, ist feingekörnter, grauer Dreck. Die Menge des Abraumes erscheint mir aber für eine reine Bohrung (egal, wie tief) recht groß. Vielleicht findet sich mal jemand, der dazu was Näheres erzählen kann.

In der "Chronik der Wismut", Ausgabe 2010, findet sich dazu im Kapitel 2.1.13 BESCHREIBUNG DES ERKUNDUNGSGEBIETES VOGTLAND folgendes Erhellendes:

Arbeitsgebiet Teichwolframsdorf:

Arbeitsetappen
Mit den im Jahre 1952 durchgeführten Emanationsaufnahmen wurde eine Reihe von radioaktiven
Anomalien entdeckt, die durch Schürfgräben und Flachschürfe näher untersucht wurden. Im höffigsten
Gebiet wurden 1953 durch das Objekt 47 der Schurf 64 mit 33,0 m Teufe niedergebracht und auf der
30-m-Sohle 50 m Querschlag aufgefahren. Im Ergebnis dieser Arbeiten wurde das Erzvorkommen
Teichwolframsdorf ausgegliedert.


Daraus 4 Erkenntnisse:

  • Keine Bohrung!
  • die Stelle hieß in Wismut-Nomenklatur 'Schurf 64'
  • nicht "in den 70ern", sondern schon 1953 entstanden
  • 33 Meter Schacht und 50 Meter Stollen lassen den Abraumhügel eher realistisch erscheinen.

Es ist anzunehmen, dass das herausschauende Metallrohr durch eine eventuelle Verwahrungsplombe in die Schachtröhre führt.

Die Schurfnummern wurden durch die jeweils ausführende Objektverwaltung vergeben, können also mehrmals vorkommen und sind nicht einmalig. Das 'Objekt 47' befand sich offenbar in Neustadt/Orla.
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DG0MG

Ha!

Ich suche eigentlich gerade nach etwas anderem, da kommt mir doch obige Stelle wieder unter:

Im Flächennutzungsplan der Stadt Werdau gibts einen zwölfseitigen Anhang "Altlastenverdachtsflächen", in dem ist die Halde des hier behandelten 'Schurf 64' mit der Altlastenkennziffer (AKZ) 93100051 ebenfalls aufgeführt. Mit dem Status "historische Erkundung abgeschlossen". (s. PDF S. 3)


Es kann sein, dass dieses PDF nur bis Ende diesen Monats verfügbar ist, bei Interesse also rausspeichern.
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Im gleichen Dokument findet sich dann auf Seite 7 etwas Neues: "Halde vom Schurfschacht 65", ebenfalls AKZ 93100051. Soll das stimmen, die gleiche AKZ-Nummer? Es gilt, rauszufinden, wo diese Halde ist - eine Ahnung habe ich: Die im ersten Beitrag gezeigte sächsische Hohlraumkarte zeigt etwas nördöstlich einen weiteren Fleck, das könnte korrespondieren.

Ich muss mal einen Waldspaziergang machen  :)

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DG0MG

Auch hier tauchen nur wieder neue Fragen auf.  :o

Mir fiel vorhin ein, dass man doch mit Hilfe der Flurnummern rausbekommen könnte, wo der Schurf 65 ist. Dumm nur: Es ist beide Male die 1294/3 angegeben, siehe die beiden Ausschnitte aus dem PDF oben. Entweder ist das Flurstück saugroß oder die beiden Altlasten liegen dicht beieinander?

Schauen wir in die Online-Flurkarte.

Da stellt man als erstes fest, dass das Waldstück nicht mit 1294, sondern mit 1194 nummeriert ist. Doch wo ist dann die 1294?
Man kann auch nach Flurnummern suchen und kommt in Leubnitz in der 'Eisenbahnersiedlung' raus (zweiter Kartenausschnitt). Dort war ganz sicher kein WISMUT-Schurf.

Mal sehen, ob ich das telefonisch klären kann.



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DG0JN

Ich frage mich, wie das Altlastenverzeichnis erstellt worden ist. Offensichtlich nicht sehr gewissenhaft, sonst würde die Flurstücksnummer stimmen und die Dorfstraße Langenhessen würde auch drin stehen. Oder sollte deren Zustand bisher unbekannt sein!?

DG0MG

Ich hab mit dem Herrn P. von der SV telefoniert, hilfsbereit und freundlich - die Dorfstraße kennt er als eins seiner "Sorgenkinder" natürlich auch. Erst heute wieder ein Artikel darüber in der FP über fehlende Fördermittel. Zum Altlastenverzeichnis - insbesondere den Schürfen im WW konnte er nichts sagen - das Verzeichnis ist Zuarbeit vom LRA. Dort angerufen (WDA, Schulstraße), war der Tenor, dass das, was dort produziert wird, 'korrekt' ist. Völlig ohne jeden leisen Zweifel und ohne den Willen, sich das Dokument, von dem ich sprach, überhaupt mal anzuschauen. Ich hab der Frau R. trotzdem meine Telefonnummer aufgedrängelt, mal sehen ob da noch was zurückkommt.
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DG0JN

Ja, wenn es Herr P..........r von der SV WDA ist, dann kenne ich den auch - der ist freundlich. Wie kannst Du "böser Bube" auch leise Zweifel an der Qualität des LRA hegen. Aber anstatt sich erst mal für Bürgerhinweise zu bedanken, fühlen die sich doch in ihrer Ruhe und Beschaulichkeit gestört. Es ist eben so, dass in solchen Einrichtungen Gehalt unabhängig von Qualität und Quantität gezahlt wird. Da muss man nicht flexibel sein. Ich denke nur an den kläglichen Auftritt der Pressesprecherin im Fernsehen und bei YouTube im Zusammenhang mit den Kfz.-Kennzeichen.

DG0MG

Zu den oben verlinkten Planfeststellungsverfahrens-Dokumenten gibts jetzt eine Karte:


Die zeigt, dass es neben dem bereits bekannten und oben beschriebenen Altbergbau-Altstandort mit der Halde südlich des Weges auch noch eine Altablagerung nördlich des Weges gibt. Außerdem geht die Eingrenzung über den Weg nach Norden, so dass wir auch mal nördlich des Weges messen müssen.
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