Getrocknete Pilze mit RC101

Begonnen von crash, 04. April 2022, 16:40

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crash

Ok, das hatte ich auch schon mal gelesen, dass Pilze das Cäsium "aufsaugen".
Ich probiere das einfach mal aus. Versuch macht kluuch :)
Wer viel misst, misst viel Mist!

DL8BCN

Hallo, nach meiner Info, sind es hauptsächlich bestimmte Pilze, die Cäsium akkumulieren.
Das sind z.B. Maronenröhrlinge und Semmelstoppelpilze.
Bei den Maronen steckt es dann vermehrt in der braunen Huthaut.
Das sollte man evtl. wissen.
Ich hatte letzten Herbst ebenfalls Pilze und Waldboden aus meiner Gegend (in Niedersachsen) getestet mit dem RC-101.
Da konnte ich nichts nachweisen.
Nun habe ich eine bessere Anlage zur Gammaspektroskopie und beabsichtige im kommenden Herbst noch mal eine Messung zu machen.
Vermutlich wird aber auch dann nicht viel zu sehen sein, falls es nicht ein neues radiologisches Ereignis gibt.
Laut den Falloutkarten des BfS ist zum Glück genau in meiner Heimat sehr wenig runtergekommen 1986.
Da kann man in Teilen Bayerns mehr "Glück" haben.

crash

Also die Karten des BfS habe ich mir auch mal angeschaut.
Anscheinend ist bei uns so gut wie nichts heruntergekommen. Nachweisen konnte ich trotzdem etwas.
In Werdau bzw. Werdauer Wald sowie südlich von Schöneck ist wohl etwas mehr heruntergekommen.
Soweit ich weiß wird in Schöneck auch heute noch Wildschwein fleißig aussortiert. Man muss also nicht zwingend nach Bayern schauen.

Zitat von: DL8BCN am 07. April 2022, 11:26
Nun habe ich eine bessere Anlage zur Gammaspektroskopie und beabsichtige im kommenden Herbst noch mal eine Messung zu machen.

Was hast du jetzt für ein Messgerät?
Wer viel misst, misst viel Mist!

DG0MG

So, ich habe diese oben erwähnten Becher, Salbenkruken von Amazon:

https://www.amazon.de/Salbend%C3%B6schen-Creme-d%C3%B6schen-Salbenkruke-hoch-Inhalt/dp/B014KLVWE2/ref=sr_1_16


Sie haben innen 40 mm Durchmesser und sind innen 53 mm hoch, das ergäbe 66 ml, die untere Kante ist aber abgerundet, deshalb ist es weniger. Mit Wasser gefüllt, ergeben sich 63,5 ml (der Becher selbst ist im Gewicht nicht enthalten).

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Mein Steinpilzpulver aus dem bayerischen Wald (mit SilikaGel-Trockenbeuteln gelagert) kommt randvoll in den Becher, das sind 24 Gramm. Der RadiaCode kommt mit dem Plus auf der Unterseite mittig auf den Deckel der Dose.

Aber wie schon erwartet, die Empfindlichkeit dieser Anordnung ist zu gering. Nach 24 Stunden kann ich noch keinen deutlichen Cs-137 Peak im Spektrum erkennen. Eine Variante wäre noch, einen zweiten Becher mit Messgut kopfüber auf den RadiaCode zu stellen, das könnte die Empfindlichkeit verdoppeln.
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crash

Ich habe die von DG0MG gefundenen Becher auch bestellt und gestern erhalten und sofort mit einer Messung begonnen.
Mit Wasser gefüllt bin ich auf 63ml gekommen (genauere Waage hab ich nicht).
Also habe ich die Becher komplett mit meinen gemahlenen Pilzen voll gemacht.
Die gemahlenen Pilze haben ein Gewicht von 23g.
Hintergrund gemessen über 2 Tage. Spektrum lief ca. 27h.

Ein Peak ist zu erkennen, allerdings etwas schlechter als mein letzter 0815-Versuch denke ich.
Das ganze ohne Blei (hab noch keins).
Was soll ich jetzt von dieser Messung halten?
Die Pilze scheinen etwas höher belastet zu sein?

Grüße
Stefan
Wer viel misst, misst viel Mist!

DG0MG

Zitat von: crash am 10. April 2022, 17:44
Was soll ich jetzt von dieser Messung halten?
Die Pilze scheinen etwas höher belastet zu sein?

Das ist zumindest ein Ergebnis, das der Wahrheit nahekommen dürfte.
Geometrie stimmt, Hintergrund ist bestimmt, Einwaage bekannt.

Wichtig ist die Zeile "ACTIVITY/RELATIVE".
Die App meint, in Deiner Probe wären 56.2 Bq Cäsium-137 enthalten. Da die Einwaage des Messgutes 23 g ist, kann man mit einem Dreisatz den Wert auf 1 kg hochrechnen. Kann man fast im Kopf machen - wenn es 25g Einwaage wären, einfach mit 40 multiplizieren. Die App macht das für Dich und rechnet eine spezifische Aktivität von ~2400Bq/kg aus. Der prozentuale Fehler liegt unter 10%, das ist gut.

Die 2400 Bq/kg klingen jetzt viel, aber wir haben ja GETROCKNETE Pilze und die Grenzwerte werden auf FRISCHES Material angegeben. Bei Pilzen geht man davon aus, dass sie etwa 90% Wasser enthalten. Deine Pilze haben also im frischen Zustand ~240 Bq/kg Cäsium enthalten (ein Zehntel).
Der Grenzwert zum Inverkehrbringen beträgt in DL 600 Bq/kg für frische Pilze. Das bedeutet, Du bist noch unter der Hälfte des deutschen Grenzwertes.

Pilzsuppe ist gesichert  ;D

Tatsächlich ist interessant, wie und ob sich dieses Ergebnis mit Blei noch ändert.
Ich werde das mitmachen, denn mein nicht so deutliches Ergebnis von heute morgen schiebe ich auf den wesentlich höheren Background bei mir.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Nupupa

Das BfS Geoportal bietet auch eine Kartendarstellung ,,Nuklide in Pilzen". Dazu https://geoportal.bfs.de/ aufrufen und unter ,,Thema wechseln" – Nahrungsmittel – Nuklide in Pilze auswählen, anschließend noch Zeitraum und Nuklid festlagen. Man erhält eine Karte, in der die untersuchten Pilzfunde entsprechend ihrer Aktivität farbig dargestellt sind. Klickt man auf einen Punkt, gibt's weitere Infos.

Grüße
Jan

crash

Zitat von: DG0MG am 10. April 2022, 18:46
Die 2400 Bq/kg klingen jetzt viel, aber wir haben ja GETROCKNETE Pilze und die Grenzwerte werden auf FRISCHES Material angegeben. Bei Pilzen geht man davon aus, dass sie etwa 90% Wasser enthalten. Deine Pilze haben also im frischen Zustand ~240 Bq/kg Cäsium enthalten (ein Zehntel).
Der Grenzwert zum Inverkehrbringen beträgt in DL 600 Bq/kg für frische Pilze. Das bedeutet, Du bist noch unter der Hälfte des deutschen Grenzwertes.
Sehr interessant! D.h. ich müsste dann 230g frisches Material hernehmen und in den 60ml Becher füllen und würde dann in etwa auf das gleiche Ergebnis kommen. Ich denke das wird nichts  ;D
Wenn man also frische Pilze hernimmt, extrem klein häckselt und den 60ml Becher füllt, würde man wahrscheinlich nichts mehr großartig messen können.
Daher dann die Variante mit dem Marinelli-Becher, die dann mit frischen Pilzen (klein gehäckselt) wieder eine Messung möglich macht?

Zitat von: DG0MG am 10. April 2022, 18:46
Pilzsuppe ist gesichert  ;D
Ehrlich gesagt habe ich erstmal den Appetit verloren  :blush:
Danke fürs aufklären  :)

Zitat von: Nupupa am 10. April 2022, 19:23
Das BfS Geoportal bietet auch eine Kartendarstellung ,,Nuklide in Pilzen". Dazu https://geoportal.bfs.de/ aufrufen und unter ,,Thema wechseln" – Nahrungsmittel – Nuklide in Pilze auswählen, anschließend noch Zeitraum und Nuklid festlagen. Man erhält eine Karte, in der die untersuchten Pilzfunde entsprechend ihrer Aktivität farbig dargestellt sind. Klickt man auf einen Punkt, gibt's weitere Infos.
Das habe ich mir mal angeschaut. Nächstgelegene Messung in Hof vom letzten Jahr lag bei 95,6 Bq/kg.
In Sachsen gibt es keine einzige Messungen (zumindest hab ich keine gefunden bis 2014 zurück). :unknw:
Wer viel misst, misst viel Mist!

DG0MG

#24
Zitat von: crash am 11. April 2022, 00:20Wenn man also frische Pilze hernimmt, extrem klein häckselt und den 60ml Becher füllt, würde man wahrscheinlich nichts mehr großartig messen können.
Ja, das stimmt. Über den Daumen gepeilt wird die Aktivität ja auch bei einem Zehntel liegen, also bei etwa 5 Bq.
Die Zahl "MAA" gibt die niedrigste noch zu messende Aktivität an: 9 Bq. Da die 5 Bq darunter liegen, kann man sie (mit diesem Messaufbau) nicht mehr nachweisen.

Zitat von: crash am 11. April 2022, 00:20Daher dann die Variante mit dem Marinelli-Becher, die dann mit frischen Pilzen (klein gehäckselt) wieder eine Messung möglich macht?

Genau.
Da ist mehr drin (fast das zehnfache Volumen an Messgut, 60 ml ==> 500 ml) und das Messgut ist besser der Geometrie angepasst, da es sich eben rundherum um den Kristall befindet und nicht nur auf einer Seite. Das verringert die Nachweisgrenze ereblich, weil die Empfindlichkeit der Messanordnung steigt (um den Faktor 3, wie der Versuch von @opengeiger.de ergab)


Ich hab gestern abend meine Steinpilzpulver-Salbenkruke in Blei gepackt und heute morgen war der Cs-137-Peak schon deutlich im Spektrum sichtbar. Auf den Fotos ist die Abschirmung noch offen, obendrauf kam natürlich auch noch eine Schicht Bleiziegel. Für eine empfindliche Messung mit wenig Messgut braucht man also einen geringen Background. Der ist in meiner Werkstatt im Erdgeschoss nicht ohne Blei zu erreichen :)
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Und nun bin ich erstmal platt.
Mein Ergebnis ist ganz anders, als ich erwartet habe. Bisher hatte ich mich damit begnügt, das Cäsium in den Pilzen nachzuweisen, ohne die Aktivität quantitativ  zu bestimmen.

Die Steinpilze aus dem bayerischen Wald von ebay sind erheblich geringer belastet, als Crash's aus dem Vogtland. Ich komme bei meiner Messung in der Bleiabschirmung auf eine spezifische Aktivität von nur 547 Bq/kg, d.h. Frischmasse müsste bei 55 Bq/kg liegen. Deshalb war ohne Bleiburg auch der Peak kaum im Spektrum zu erkennen.



"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

crash

Zitat von: DG0MG am 11. April 2022, 20:47
Die Steinpilze aus dem bayerischen Wald von ebay sind erheblich geringer belastet, als Crash's aus dem Vogtland.
Das ist vielleicht ein Grund, warum es im Geoportal keine Messungen aus Sachsen gibt (Verschwörung und so) ;D

Nein, Spaß beiseite. Wenn du die 60ml von meinen Pilzen haben möchtest als Vergleich (die Dose steht hier noch geschlossen herum), kannst du die gerne haben. Hab ja noch genug davon.
Wer viel misst, misst viel Mist!