PSA für den Ernstfall

Begonnen von freakyguy, 14. März 2022, 13:26

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Haka Lupi

Hey Henri,

Danke für die ausführliche Antwort. Also, bei einem schweren Störfall könnte ich prüfen, ob die Dekontamination geklappt hat, wenn ich tatsächlich einmal rausmüsste. Und ansonsten nur verpackte Sachen essen und trinken.

Ich habe grundsätzlich auch hohes Vertrauen in unsere Behörden, aber Menschen sind halt Menschen!

NoLi

Hier noch ein paar Infos der Strahlenschutzkomission SSK mit konkreten Richtwerten, was den kerntechnischen Unfall angeht:

https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_PDF/2019/2019-10-25%20Empf%20Abgeleitete%20Richtwerte.pdf?__blob=publicationFile

Was einen Atomkrieg angeht: solange man sich nicht in unmittelbarer Nähe und/oder in Fallout-Windrichtung befindet, hat man (leider*) recht gute Überlebungschancen (aus den Erfahrungen der überirdischen Atomwaffentests der 1950er und 1960er Jahre)...als Richtwerte für die "nicht unmittelbar betroffenen" Bereiche würde ich hier auch die Werte der SSK wie im obigen Link ansetzen.

* Leider deswegen, weil dies die Hemmschwelle für den Einsatz von Atomwaffen herabsetzt :(

Norbert


DG0MG

Man darf nicht vergessen: 1986 nach Tschernobyl bekam der Deutsche Wetterdienst in Offenbach aus dem Bundesinnenministerium die Order, vormals öffentliche Daten (zur gemessenen Aktivität im Niederschlag) nicht mehr zu veröffentlichen. Natürlich nur, "um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen".

Dass sich diese Denkweise der Politiker 30 Jahre später nicht verändert hat, sah man 2015 bei der Absage eines Fußballspiels wegen Terrorgefahr.

" INNENMINISTER - "Ein Teil dieser Antworten würde Bevölkerung verunsichern" "


Das Bekanntwerden der Tatsache eines wirklichen, größeren Störfalles in einem KKW würde sich wohl kaum verhindern lassen. Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, dass die ODL-Werte des bundesweiten Messnetzes dann plötzlich nicht mehr frei zugänglich wären - natürlich wieder nur, "um niemand zu beunruhigen".

Um also eine unabhängige, annähernde Vorstellung zur radiometrischen Lage am eigenen Wohnort zu haben, finde ich es keine dumme Idee, sich eine dauerhafte Messung der Umweltradioaktivität in den Garten zu installieren. Auch wenn die Messstelle vielleicht nicht den professionellen Messanforderungen genügt, wäre im Ernstfall zumindest eine Tendenz im Sinne von "steigt weiter" oder "fällt wieder" ablesbar.

Die Profis (das BfS) haben batteriebetriebene Sonden, deren Stromversorgung mindestens 3 Jahre hält und die die Messwerte per GSM wegfunken: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=833 Leider hat sowas m.W. noch kein "Maker" gebaut, alle Lösungen, die ich kenne, benutzen WLAN und brauchen auch noch relativ viel Strom. Dabei könnte man doch mit LORA und den Stromsparmodi der diversen Prozessoren soetwas durchaus nachempfinden. Einfach ein Gerät in der Bastelstube fertigmachen und dann auf einen Spieß in die Wiese stellen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: DG0MG am 11. Juli 2022, 11:41Leider hat sowas m.W. noch kein "Maker" gebaut, alle Lösungen, die ich kenne, benutzen WLAN und brauchen auch noch relativ viel Strom. Dabei könnte man doch mit LORA und den Stromsparmodi der diversen Prozessoren soetwas durchaus nachempfinden. Einfach ein Gerät in der Bastelstube fertigmachen und dann auf einen Spieß in die Wiese stellen.


Na ja, der MultiGeiger von Boehri  https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,96.0.html kann doch LORA? Und den für reinen Batteriebetrieb vielleicht etwas zu hohen Stromverbrauch kann man durch ein kleines Solarpanel ausgleichen. Die Karte vom MultiGeiger Netz https://multigeiger.citysensor.de/ hat mittlerweile sogar einen zuschaltbaren Wind-Layer, man sieht also in welche Richtung die Wolke treibt und in welche Richtung man am besten abhaut. Nur ist das Stationsnetz leider noch viel zu dünn in vielen Regionen.

Ja, wer weiß, was im Krisenfall mit der Veröffentlichung der Daten geschieht. Diese ODL-Sonden sind aber ein wenig so wie eine Wetterstation: die Messung nur einer Station ist nur sehr begrenzt aussagekräftig, man braucht halt ein ganzes Netz. Dazu noch Daten vom KKW-Betreiber und aktuelle Wetter- und Wind-Daten. Und dann kann man mit Glück rechenintensive Simulationen laufen lassen, um die Ausbreitung vorherzusagen (und das Modell mit den Daten der ODL-Sonden weiter präzisieren) und dann Evakuierungsanordnungen erlassen.

Bis man soweit ist, ist es sicherlich keine schlechte Idee, Panik zu vermeiden, da durch die Panik wahrscheinlich mehr Menschen sterben als durch die Strahlung. Evakuiere mal eine Großstadt... nach 5 Minuten sind alle Strassen dicht und die Leute hauen sich die Köpfe ein, um wegzukommen. Da sollte man tunlichst nicht reingeraten.

Viele Grüße!

Henri