Radiometer Pripyat RKS-20.03 (Радиометр РКС 20.03 "Припять"), HUPRA HJ001

Begonnen von MarcusDH, 08. Juni 2019, 22:28

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DG0MG

Fehler Nr. 1 war schon mit bloßem Auge zu sehen und ist auch schon auf den Bildern von Marcus drauf.
Zwischen der Stromanschlussbuchse und dem Einschalter ("питание", "Pitanije") ist ein Stückchen Isolierschlauch, dass deutliche Wärmespuren zeigt. Da es im Pfad der Hauptstromversorgung liegt, müsste es recht niederohmig sein - war es aber nicht.
Der anlasslos vermutete Schaltkontakt in der Buchse war in Ordnung - er hatte Durchgang.

Ausgelötet: Ein verbrannter Widerstand, der Wert nicht mehr zu erkennen. Ein brauner Ring ist noch zu sehen, vielleicht waren es also 10 oder 100 Ohm. Die Stelle im Schaltplan hatte ich ursprünglich für einen Dreckfleck beim Scannen gehalten, aber nein, das war ein Sternchen, das schonmal jemand nachgetragen hat:



Hier ist der Wert mit 51 Ohm angegeben.


Nach dem Tausch ging aber immer noch nichts - kein Display und über dem CMOS-Schaltkreis keine Betriebsspannung.

Fehler Nr. 2
Sie kommt von der Batterie aus nicht mal in der Schaltung an. Ist natürlich auch doof zu messen: Die Russen binden - selbst in so kleinen Handgeräten - Kabelbäume aus lauter schwarzen oder weißen Drähten. Einen Draht zu verfolgen, ist damit nicht so einfach. Aber: Wenns der Widerstand nicht (mehr) ist, der Schalter nicht ist, die Batterie i.O und trotzdem keine Spannung an der Platine ankommt, bleibt nur: Der Draht!
Tatsächlich war am Batterieclip einer der beiden (schwarzen!) Drähte in der Isolierung weggefault. Von außen hat man das nicht gesehen. Die Isolierung der russischen Drähte ist recht straff. Also beide Drähte eingekürzt, neu an den Clip gelötet (den übrigens schonmal jemand mit feinem Sandpapier bearbeitet hat, vielleicht ist mal eine Batterie ausgelaufen?). Dann sind 4,5 V am CMOS-IC zu messen und der Piepser fängt an, Geigerzähler-like zu ticken. Auf den Scalar-Energy-Prüfstrahler reagiert der Ticker jetzt auch. Leider nix im Display.

Fehler Nr. 3
Mit dem Oszi um den ICL7106 herum gemessen. Positive und negative Betriebsspannung da, an so ziemlich allen Anschlüssen "zappelt" es, soll heißen, es kommt ein Rechtecksignal raus. Das ist gut, da LCDs mit Wechselspannung betrieben werden.
Leider kommt bis auf einen Dezimalpunkt am Rand keinerlei Anzeige zu Stande, so dass ich meine, das Display ist hinüber. Man kann das schlecht fotografieren, aber es sieht so aus, als dass sich innen (zwischen den Glasscheiben) eine riesen Luftblase befindet. Das müsste aber eigentlich zu den berüchtigten "schwarzen Flecken" in der Anzeige führen, davon ist aber nichts zu sehen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

MarcusDH

Hallo,

erstmal vielen Dank für die bisherige Mühe, hat mich total gefreut.
Ich habe das gerät von einem bekannten geschenkt bekommen, er meinte die Batterie sei ausgelaufen und er habe die Kontakte abgeschliffen. Das Gerät war lange irgendwo rumgelegen, vorher hätte es noch funktioniert (...).

Ich selbst habe nur einen Kondensator (?)(so einen roten, platten) der an einer stelle lose dahing festgelötet, er wieder Kontakt bestand konnte ich nicht prüfen. Habe ich das Bauteil mit meinen Lötarbeiten mit der Lötnadel verbrannt? :(

Vielleicht sind auch die Anschlüsse an das Display hinten weggefault bzw. es kommt nicht genug an?

Ich habe übrigens von der Firma Kosmos einen Bausatz "Radio + Elektronik" und den Zusatzkasten C, mit dem man einen Geigerzähler bauen kann. Ist der Hier im Forum bekannt? Ich kann ihn gerne vorstellen, habe ihn aber nicht aufgebaut da der Kasten Sammlerwert hat und ich nichts beschädigen will.


grüße
Marcus



DG0MG

Zitat von: MarcusDH am 26. Juni 2019, 21:40
Ich habe das gerät von einem bekannten geschenkt bekommen, er meinte die Batterie sei ausgelaufen und er habe die Kontakte abgeschliffen. Das Gerät war lange irgendwo rumgelegen, vorher hätte es noch funktioniert (...).

Ja, das kann durchaus sein, es ist die Frage, wie lange das schon her ist. Die russischen LCDs gehen auch vom nichtstun kaputt, z.B. hier zu sehen: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,44.0.html

Zitat
Ich selbst habe nur einen Kondensator (?)(so einen roten, platten) der an einer stelle lose dahing festgelötet, er wieder Kontakt bestand konnte ich nicht prüfen. Habe ich das Bauteil mit meinen Lötarbeiten mit der Lötnadel verbrannt?

Nein, der ist okay. Hat was mit der Hochspannung zu tun.

ZitatVielleicht sind auch die Anschlüsse an das Display hinten weggefault bzw. es kommt nicht genug an?

Auch hier: Nein. Man kann direkt an den "Beinen" des Displays (es ist eins zur Lötmontage) die Signale messen. Das Display hat mehrere "Backplane"-Anschlüsse (also die allen Segmenten gemeinsame Fläche) und dann die vielen einzelnen Segmente. Zwischen Backplane und jeden "leuchtenden" Segment liegt eine Wechselspannung von ca. 50 mV, das ist normal. Und trotzdem "leuchtet" keins der Display-Segmente. Deswegen denke ich, dass es am Display selbst liegt.

ZitatIch habe übrigens von der Firma Kosmos einen Bausatz "Radio + Elektronik" und den Zusatzkasten C, mit dem man einen Geigerzähler bauen kann. Ist der Hier im Forum bekannt? Ich kann ihn gerne vorstellen, habe ihn aber nicht aufgebaut da der Kasten Sammlerwert hat und ich nichts beschädigen will.

Das klingt auf jeden Fall sehr interessant! Stelle ihn mal vor, auch wenn es in Einzelteilen ist!
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

MarcusDH

Hallo,

ok, schade das das Display nicht mehr zu machen ist :(
Sag mir bitte, was du für die Reparatur haben willst, können wir auch per privater Nachricht machen.

Habe mir neulich einen polnischen Geigerzähler DP 66 M zugelegt, der funktioniert :)

Grüße
Marcus

DG0MG

Ich konnte eine extrem günstige Gelegenheit, in den Besitz eines funktionierenden "PRIPYAT" zu kommen, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Mit Original Bedienungsanleitung und Schaltplan.

Dieses Gerät trägt die Beschriftung "ПОЛЯРОН" ("POLYARON"), das ist mglw. der Herstellerbetrieb, es gab ja verschiedene. Das Gehäuse ist auch ein klein wenig anders als das des vorhergehenden Modells, es hat nur zwei Schrauben. Beide sind verplombt, davon ist eine definitiv noch original gestempelt, ich hab das Gehäuse deshalb nicht geöffnet.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Hallo,
ich habe noch ein älteres Gerät mit dieser Bezeichnung und einer recht ausführlichen Beschreibung. Die gemessenen Werte sind im Vergleich mit anderen Geräten durchaus plausibel.
Nun meine Frage: wer hat ein solches Gerät und wie sind die Erfahrungen damit?
Da es auch eine Aktivität in Ci/kg messen soll, will ich einen Test mit KCl versuchen. Ich berichte dann.
Gruß  Peter

NoLi

Beachte bitte beim KCl-Test, das der Kalibrierfaktor für die errechnete Bq/kg-Anzeige für Cs-137 gilt. Kalium-40 hat eine wesentliche höhere ß-max Energie als Cs-137 (ca. Faktor 2,5 mehr).
Die vom Gerät (übrigens mit dem beziehungsvollen Namen "Pripyat"(!)) ermittelte spezifische Aktivität wird demnach höher sein als die reale spezifische Aktivität von KCl. Aber mal sehen...

Wie ich finde, eines der besten russischen Strahlungsmessgeräte der 1990er Jahre für Privatleute. Auch in punkto Preis: ich habe Mitte der 1990er Jahre für meine Exemplare dieses Typs auf dem Flohmarkt DM 20.-/Stück bezahlt; verkauft von polnischen Händlern.

Gruß
Norbert

Peter-1

Hallo Norbert,

Du kennst Dich also gut mit dem Gerätchen aus ! :)
Ich verstehe in der Anleitung leider nicht wie ich die Meßzeit berechnen soll.
100 min Meßzeit und 3 mal ablesen usw....  ABER mein Gerät summiert die Impulse die ges. Zeit und zeigt einen immer höheren Wert. Daraus einen Mittelwert rechnen geht so nicht. Was ist richtig ? Einfach nach 100 min den Wert ablesen?  Die Meßzeit hat ja einen Einfluß auf die Aktivität.
Gruß  Peter

NoLi

Hallo Peter-1.

Es handelt sich hier nicht um eine Messzeit im klassischen Sinn, sondern um eine Art Zeitkonstante.
Die Zeit läuft nicht hoch und die Anzeige bleibt dann stehen, sondern wird mit dem Schalter "Wremja/Time" auf die jeweilig wählbare Vorgabe eingestellt (bei massenspezifischer Schalterstellung "Am" sind 100 min oder 10 min wählbar). Je länger eine dieser beiden Zeitkonstanten gewählt wird, desto genauer wird das Ergenis. Vorher muß der mittige Schalter "Rejim/Mode" auf "ß" gestellt sein (kein Dezimalpunkt im Display sichtbar).

Bei diesem Gerät reicht es aus, den Messwert nach Ablauf der eingestellten Zeit abzulesen; also bei Deinem Beispiel nach 100 min (Ablesung letzter Anzeigewert für die Mittelwertbildung).

Mein baugleiches Gerät zeigt in diesem Modus eine ZählRATE an, d. h. der Messwert steigt langsam (bei 100 Min-Einstellung) bis zu einem Maximum und pendelt dann ganz leicht etwas darum herum. Daher auch die Zwischenablesungen mit anschliessender Mittelwertbildung, um dieses "pendeln" zu glätten. Das Ergebnis wird dann mit dem Faktor "2000 x E-9" oder "20,00 x E-6 " (je nachdem, wie der Messbereichsschalter "Predel/Range" steht) bewertet, um die Aktivität in Ci/kg (!) zu ermitteln.

Gruß
Norbert

Peter-1

Danke ! Mein Kästchen sieht so aus. Gibt es im Netz ein Schaltbild?
Gruß  Peter

NoLi

Ok, das ist das, was damals von CONRAD vertrieben wurde ;D. Wenn Du die Beschriftungsfolie abziehst, kommt die russische Originalbeschriftung hervor.

Hinweis: ich habe meinen vorherigen Beitrag eben noch etwas präzisiert.

Gruß
Norbert

DG0MG

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Danke !

Jetzt habe ich mal einen ersten Test mit KCl gemacht. Das KCl hat eine Reinheit von 99,0% und ist aus der Apotheke, also sollte es ordentlich sein.
Nun die Leermessung bei 10min und 1e-6 Ci/kg, danach wie in der Anleitung die Messung mit Probe.
a) Leermessung 0,51*E-6
b) Mit Probe   2,34*E-6
Somit 1,83*E-6 = 1,83 µCi/kg = 67710 Bq/kg

Im Probengefäß waren 50 Gramm KCl ( 16,6 Bq/gr )was nach meiner Rechung 830 Bq sind. Bei Bezug auf 1 kg wären es 16600 Bq.
Auch wenn die ganze Kalibrierung auf Cs137 bezogen ist, scheint mir das doch grob daneben. Oder ich mache einen großen Fehler, aber wo  :(
Gruß  Peter

NoLi

Peter,
Deine Werte stimmen, Du machst keinen Fehler :yahoo:

Beim K-40 kommen auf Grund ihrer höheren Energie deutlich mehr ß-Teilchen aus der Probe in den Detektor, als dies bei Cs-137 der Fall wäre (bei Cs-137 geringere ß-Energie, dadurch mehr Absorption in der Probe als bei K-40). Durch den Cs-137 Kalibrierfaktor zur spez. Aktivitätsbestimmung wird von dem Gerät die Zählrate so gewertet, wie wenn die Betas aus einer geringeren Schichttiefe kommen würden; dementsprechend wird die Konzentrationsanzeige höher gerechnet bzw. bewertet. In diesem Fall etwa den Faktor 4.

Was Du in jedem Fall daraus mitnehmen kannst: die Netto-Zählrate bzw. Netto-Aktivität, mit K-40 bestimmt, ergibt bei einer tatsächlichen Cs-137-Kontamination der Probe eine spezifische Cs-137-Aktivität von 67,71 kBq/kg oder 67,71 Bq/g. Für ß-Messungen mit zwei SBM-20 Zählrohren.

Gruß
Norbert

Peter-1

Danke für die Erklärung. Jetzt warte ich auf meine Paranüsse aus Bolivien  ;D
Zunächst hoffe ich, dass ich ein schönes Gammaspektrum bekomme und dann noch die Aktivität messen/schätzen kann.
Gruß  Peter